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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant
Autoren: Jules Verne
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kräftiger Matrosen ab.
    Zehn Klafter vom Ufer entrang sich Mary ein herzzerreißender Schrei.
    »Mein Vater!«
    An der Küste stand ein Mann zwischen zwei anderen. Seine große und kräftige Gestalt, seine sanften und doch kühnen Züge zeigten die deutliche Mischung von denen Mary’s und Robert’s Grant. Das war der Mann, den seine Kinder so oft beklagt hatten. Ihr Herz hatte sich nicht getäuscht. Das war ihr Vater, das war der Kapitän Grant!
    Der Kapitän vernahm Mary’s Aufschrei, breitete noch die Arme aus und sank, wie vom Blitze getroffen, auf den Ufersand nieder.
Einundzwanzigstes Capitel.
Die Insel Tabor.
    Vor Freude stirbt man nicht, auch der Vater und seine Kinder kamen, noch bevor man auf der Yacht anlangte, wieder zu sich. Aber wie läßt sich diese Scene mit Worten schildern? Allen auf dem Schiffe preßte es Thränen in die Augen, als sie diese drei Wesen in langer, stummer Umarmung sahen.
    Als Harry Grant das Deck betrat, sank er in die Kniee. Der fromme Schottländer wollte, als er dasselbe, für ihn den Boden des Vaterlandes, berührte, zunächst dem Höchsten für seine Errettung danken.
    Dann wandte er sich an Lady Helena, Lord Glenarvan und deren Begleiter, um auch ihnen mit vor Erregung zitternder Stimme seinen Dank darzubringen. Seine Kinder hatten ihm während der kurzen Ueberfahrt von der Insel bis zur Yacht die Geschichte des Duncan mit wenigen Worten mitgetheilt.
    Welche unendliche Verpflichtung schuldete er dieser edelmüthigen Dame und ihren Begleitern! Hatten nicht Alle, von Lord Glenarvan bis zu dem letzten Matrosen, für ihn gekämpft und gelitten? Harry Grant gab den Gefühlen, die sein Herz überfüllten, einen so einfach rührenden und edlen Ausdruck, sein männliches Antlitz flammte in so reiner und warmer Erregung auf, daß sich die ganze Schiffsgesellschaft vollkommen, ja noch über die erlittene Unbill hinaus, belohnt fühlte. Sogar der sonst unerregbare Major hatte die Augen feucht von Thränen, welche er nicht zu unterdrücken vermochte. Der brave Paganel weinte wie ein Kind, das seine Thränen noch nicht zu verheimlichen sucht.
    Harry Grant konnte sich an seiner Tochter nicht satt sehen. Er fand sie schön, reizend! Er sagte es ihr immer und immer wieder und rief Lady Helena als Zeugin auf, um sicher zu sein, daß ihn seine Vaterliebe nicht verblende. Dann wandte er sich zu seinem Sohne:
    »O, wie er gewachsen, wie er ein Mann geworden ist!« rief er ganz entzückt.
    Und so, als hätten sie sich in der zweijährigen Abwesenheit in seinem Herzen aufgehäuft, verschwendete er tausend Küsse an diese geliebten Wesen.
    Nach und nach stellte ihm Robert alle seine Freunde vor, und that das geschickt in immer wechselnder Art und Weise, obwohl er von Jedem fast dasselbe zu sagen hatte, nämlich, daß in den Augen der beiden Waisen Jeder in seiner Art vollkommen erschien. Als die Reihe der Vorstellung an John Mangles kam, erröthete dieser, wie ein junges Mädchen, und vermochte Mary’s Vater nur mit zitternder Stimme zu antworten.
    Lady Helena berichtete dann näher über die zurückgelegte Reise und machte Kapitän Grant auf seinen Sohn und seine Tochter völlig stolz.
     

    »Dieses Eiland ist ein Paradies.« (S. 706.)
     
    Harry Grant vernahm die Thaten des jungen Helden, und wie dieser Knabe schon einen Theil der väterlichen Schuld an Lord Glenarvan wett gemacht habe. Dann sprach John Mangles seinerseits in solchen Ausdrücken von Mary, daß Harry Grant, der durch einige Worte Helena’s schon von der Sachlage unterrichtet war, das Händchen seiner Tochter in die tapfere Hand des jungen Kapitäns legte. Dann, zu Lord und Lady Glenarvan gewendet, sagte er:
     

    Der Quartiermeister bei der Abfahrt des Duncan. (S. 715.)
     
    »Mylord, und Sie, Madame, segnen wir unsere Kinder!«
    Als nun Alles zum hundertsten und tausendsten Male durchsprochen war, unterrichtete Glenarvan Harry Grant bezüglich Ayrton’s. Grant bestätigte die Angaben seines Quartiermeisters betreffs dessen Ausschiffung an der australischen Küste.
    »Es ist ein intelligenter und kühner Mensch, sagte er, den unselige Leidenschaften zum Bösen verführt haben. Möchten Ueberlegung und Reue ihn doch besseren Gefühlen wieder zuführen.«
    Bevor Ayrton aber auf die Insel Tabor versetzt wurde, wollte Harry Grant die neuen Freunde auch auf seinem Felseneilande empfangen. Er lud sie demnach ein, sein hölzernes Häuschen zu besuchen, und sich an dem Tische des oceanischen Robinson niederzulassen.
    Mit Freuden
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