Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Geräusch an unser Ohr.
    – Wirklich, meinte Paganel, dieser Vulkan leuchtet nur, aber spricht nicht. Man möchte fast sagen, daß er Unterbrechungen zeigt, wie ein Leuchtthurm mit Blickfeuer.
    – Sie haben Recht, antwortete John Mangles, und doch sind wir wohl nicht seiner beleuchteten Seite gegenüber. Ah, rief er da plötzlich, ein zweites Feuer! Diesmal an der Küste! Sehen Sie dort, es bewegt sich, es wechselt den Ort.«
    John täuschte sich nicht. Ein neues Feuer wurde sichtbar, das bald zu verlöschen, bald aufzuleuchten schien.
    »Die Insel ist demnach bewohnt? sagte Glenarvan.
    – Unzweifelhaft von Wilden, antwortete Paganel.
    – Dann können wir den Quartiermeister aber dort nicht aussetzen.
    – Nein, bemerkte der Major, das wäre selbst für Wilde ein zu schlechtes Geschenk.
    – So suchen wir eine andere unbewohnte Insel auf, sagte Glenarvan, welche dem Zartgefühl unseres Mac Nabbs allseitig entspricht. Ich habe Ayrton die Erhaltung des Lebens zugesagt und will mein Versprechen halten.
    – Auf jeden Fall rathe ich zur Vorsicht, fügte Paganel hinzu. Die Seeländer haben die nichtswürdige Gewohnheit, die Schiffe durch bewegliche Feuer zu täuschen, wie vordem die Bewohner von Cornwallis, und die Eingeborenen auf Maria-Theresia könnten dieses Manoeuvre kennen.
    – Geh’ ein Viertel unter den Wind, rief John Mangles dem Steuermann zu. Morgen mit Sonnenaufgang wissen wir, woran wir sind.«
    Um elf Uhr zogen sich die Passagiere und der Kapitän des Duncan in ihre Cabinen zurück. Am Vordertheil des Decks ging die Schiffswache auf und ab, am Hintertheil war der Mann am Steuer noch allein an seinem Posten.
    Da betraten Mary Grant und Robert noch einmal das Oberdeck.
    Die beiden Kinder des Kapitäns blickten, auf den Oberbalken gelehnt, traurig über das phosphorescirende und in der Fahrtspur des Duncan aufleuchtende Meer. Mary überdachte Roberts Zukunft, wie dieser die seiner Schwester. Beide dachten an ihren Vater. War er überhaupt noch am Leben, dieser angebetete Vater? Mußte man ihn verloren geben? Doch nein, was wäre ihr Leben ohne ihn? Was sollte aus ihnen werden? Was wäre ohne Lord Glenarvan und Lady Helena schon aus ihnen geworden?
    Der durch das Unglück gereifte Knabe errieth die Gedanken seiner Schwester. Er nahm Mary’s Hand.
    »Mary, sagte er, man darf niemals verzweifeln. Erinnere Dich der Lehre unseres Vaters: ›Der Muth wiegt hienieden Alles auf!‹ Also laß auch uns diesen Muth bewahren, der ihn über Alles obsiegen ließ. Bis jetzt, mein Schwesterchen, hast Du für mich gearbeitet; nun wird die Reihe an mir sein.
    – Du guter Robert! erwiderte das junge Mädchen.
    – Eins muß ich Dir nun mittheilen, fuhr Robert fort, Du wirst doch nicht darüber böse werden?
    – Warum sollte ich das, mein Junge?
    – Und wirst mich gewähren lassen?
    – Was in aller Welt hast Du? fragte beunruhigt das junge Mädchen.
    – Meine liebe Schwester! Ich will Seemann werden …
    – Und mich verlassen! rief Mary, und faßte ihres Bruders Hände fester.
    – Ja, Schwester! Ich will Seemann sein, wie mein Vater, Seemann, wie Kapitän John! Mary, meine liebste Mary, Kapitän John hat noch nicht alle Hoffnung verloren. Du hast, wie ich, Vertrauen zu seiner Ergebenheit. Er wird aus mir, das hat er versprochen, einen tüchtigen, einen großen Seemann machen, und bis dahin suche ich mit ihm zusammen unseren Vater.
     

    Die beiden Kinder betrachteten das Meer. (S. 695.)
     
    Sprich, daß Du es willst, Schwester. Was unser Vater für uns gethan hätte, das ist auch unsere, mindestens meine Pflicht, für ihn zu thun. Mein Leben hat damit einen Zweck, dem es völlig gewidmet ist, zu suchen, den zu suchen, der Keinen von uns jemals verlassen hätte! Liebe Mary, wie war er so gut, unser armer Vater!
     

    Ein Mann erschien an der Küste. (S. 702.)
     
    – Und so edel, so wohlwollend! setzte Mary dazu. Weißt Du, Robert, daß er schon ein Glanzstern unseres Vaterlandes war und daß er jetzt zu seinen großen Männern gezählt würde, wenn ihn das Schicksal nicht auf bestem Wege ereilte!
    – Ob ich das weiß!« sagte Robert.
    Mary Grant preßte den Bruder an’s Herz. Der Knabe fühlte, daß Thränen auf seine Stirn tropften.
    »Mary! Mary! rief er, o, sie haben gut reden und gut schweigen, unsere Freunde; ich hoffe noch und werde immer hoffen. Ein Mann wie mein Vater geht vor Erreichung seines Zieles nicht zu Grunde!«
    Mary Grant konnte nicht antworten. Ihre Seufzer erstickten die Stimme. Tausend
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher