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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant
Autoren: Jules Verne
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zerschellte. Das Meer war furchtbar wild; eine Rettung unmöglich, und meine ganze Mannschaft fand den Tod. Nur meine zwei Matrosen, Bob Learce, Joe Bell und ich, wir konnten die Küste nach vielen fruchtlosen Versuchen erreichen.
    Das Land, welches uns aufnahm, war nur eine wüste Insel von fünf Meilen Länge und zwei Meilen Breite, mit einigen dreißig Bäumen im Innern, etwas Wiese und einer Süßwasserquelle, welche zum Glück nie versiegte. Ich verzweifelte, allein mit meinen beiden Matrosen, auch in diesem Winkel der Erde niemals. Ich setzte mein Vertrauen auf Gott und war bereit, mannhaft zu kämpfen. Bob und Joe, meine braven Unglücksgefährten, ja, meine Freunde nenne ich sie, unterstützten mich dabei nach Kräften.
    Wir singen, wie unser Vorbild, der nur erdachte Robinson Daniel de Foë’s, damit an, Trümmer vom Schiffe, Werkzeuge, etwas Pulver, Waffen und einen Sack Getreide einzuheimsen. Die ersten Tage hatten ihre Noth, doch bald lieferten uns Jagd und Fischfang hinreichende Nahrung, denn wilde Ziegen gab es genug auf der Insel, und das Ufer wimmelte von Fischen. Nach und nach gewann unser Leben eine feste Form.
    Durch meine geretteten Instrumente war mir die Lage der Insel genau bekannt. Wir ersahen, daß wir uns ganz außerhalb der gewöhnlichen Schiffscourse befanden und nur durch einen glücklichen Zufall erlöst werden könnten. Immer mit den Gedanken bei denen, die ich über Alles liebte und doch kaum wiederzusehen hoffen durfte, unterwarf ich mich muthig dieser Prüfung und schloß den Namen meiner Kinder in mein tägliches Gebet ein.
    Indessen arbeiteten wir unverdrossen. Bald waren einige Acker Land mit den Sämereien von der Britannia her bestellt. Erdäpfel, Wegwart und Sauerampfer bildeten unsere tägliche Nahrung; späterhin auch andere Gemüse. Wir singen uns einige Ziegen ein, welche bald zahm wurden, und hatten nun Milch und Butter. Der Nardon, welcher in ausgetrockneten Creeks wuchs, lieferte uns eine Art recht nahrhaften Brodes, und bezüglich der nöthigsten Leibesbedürfnisse hatten wir bald alle Sorgen hinter uns.
    Aus den Ueberresten der Britannia hatten wir dieses Bretterhaus gezimmert, das, mit sorgfältig getheerter Segelleinwand überdeckt, während der Regenzeit einen vollkommen ausreichenden Schutz gewährte. Dort wurde mancher Plan, auch manches Traumbild, besprochen, von denen der beste nun in Erfüllung gegangen ist.
    Zuerst hatte ich nämlich die Idee, aus den Planken der Britannia ein Boot zimmern zu lassen und mit diesem mich auf’s Meer zu wagen. Aber 1500 Meilen trennten uns vom nächsten Lande, dem Pomotu-Archipel, und kein Boot hätte eine so lange Seereise ausgehalten. Ich gab also diesen Ausweg auf und vertraute allein der Hilfe des Höchsten.
    Ach, meine armen Kinder! Wie unzählige Male haben wir hier vom Gipfel eines Uferfelsens aus auf Schiffe gelauert! Zwei-oder dreimal wurde ein Segel weit am Horizonte bemerkt, aber nur, um es sofort wieder verschwinden zu sehen. Zwei und ein halb Jahr schwanden so dahin. Wir hofften kaum mehr, aber wir verzweifelten auch nicht.
    Gestern endlich bemerkte ich vom höchsten Punkte der Insel aus einen leichten Rauch im Westen. Er nahm zu. Bald zeigte sich ein Fahrzeug meinen Blicken. Es schien sich uns zu nähern. Aber wenn es nun doch dem Eilande auswich, das ihm ja keinen Landungsplatz bot!
    O, welche Stunden der Angst und wie hämmerte das Herz in meiner Brust! Meine Gefährten zündeten auf einer Bergspitze ein Feuer an. Die Nacht kam, aber von der Yacht lehrte uns kein Zeichen, daß wir bemerkt worden seien. Jetzt war die Rettung uns so nahe! Sollte sie uns etwa noch nicht werden?
    Ich zögerte nicht mehr. Es wurde schon dunkler. Das Schiff konnte während der Nacht an der Insel vorbei sein. Ich sprang in’s Meer und schwamm in der Richtung auf jenes zu. Die Hoffnung verdreifachte meine Kräfte, ich theilte die Wellen mit übermenschlicher Kraft. Bis auf dreißig Klafter war ich der Yacht nahe, da legte sie sich vor den Wind!
    Nun stieß ich jene verzweifelten Schreie aus, welche meine Kinder allein gehört haben, und die also keine Täuschung waren.
    Erschöpft erreichte ich das Ufer wieder, von Aufregung und Anstrengung niedergeschlagen, wo meine Matrosen mich halbtodt aufnahmen. O, es war eine schreckliche Nacht, jene letzte auf dieser Insel, und wir glaubten uns schon für immer verlassen, als ich bei Tagesanbruch die Yacht wieder bemerkte, welche unter schwachem Dampfe an den Ufern kreuzte. Da wurde Euer Boot
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