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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester
Autoren: Andrea Schacht
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lag in einer günstigen Innenstadtlage, wenngleich sie ein Vermögen kostete, meine Beziehungen zu Männern gestaltete ich ohne große Gefühlsverwicklungen.
    Und dennoch, irgendetwas, das ich nicht benennen konnte, hatte angefangen, mich unruhig zu machen. Es war eine gewisse Eintönigkeit, beinahe so, als ob mein Leben nur noch in Grautönen ablief, die Farben wollten nicht so recht leuchten,über allem lag ein trüber Schleier. So war es vermutlich nicht nur dem reinen Zufall zu verdanken, dass ich eines Samstags die Stellenangebote durchblätterte und auf die Anzeige der KoenigConsult stieß. Ich handelte vielleicht etwas überstürzt mit meiner Bewerbung – ich hatte noch nicht einmal alle Papiere zusammen. Trotzdem erhielt ich schon nach zwei Wochen die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch.

    »Frau Farmunt, meine Herren …«
    Ich zuckte zusammen. Es ist lästig, ständig mit dem eigenen Namen angesprochen zu werden. Aber es war korrekt so, und ich konnte mich dagegen jetzt nicht mehr wehren. Zumindest hatte der Seminarleiter seinen Teil endlich beendet, und wir durften in Gruppen an die Terminals im Nebenraum.
    »Ich denke, wir drei Koenige bleiben zusammen«, schlug mein Nachbar vor. Ich nickte, und auch Schweitzer stand auf, um gemeinsam mit uns zu einem Tisch am Fenster zu gehen.
    Da ich in der Mitte saß, lag die Tastatur einladend vor mir. Ich schaltete das Gerät ein und hatte kurz darauf das Eingangsbild des Programms auf dem Schirm.
    Ich merkte sofort, dass Daniels keine Probleme mit dem Programm hatte, Schweitzer jedoch die Computerarbeit völlig fremd war. Aus Übungszwecken überließ ich ihm daher die Eingaben, aber er stellte sich so schwerfällig an, dass ich bald wieder in die jüngere Vergangenheit versank.

    Das Vorstellungsgespräch fand an einem Freitagnachmittag im Spätsommer statt. Ich war erstaunt, dass der Inhaber der Firma es höchstpersönlich führte. Aber dann sagte ich mir, dass bei einem kleineren Unternehmen so etwas durchaus noch üblich war. Ich war jedenfalls angenehm überrascht von Dr. Koenig. Er mochte an die sechzig sein, wirkte aber energisch und sehr gradlinig. Vielleicht ein wenig kurz angebunden.
    »Ich möchte Ihnen zunächst einmal die Ausgangssituation schildern, Frau Farmunt. Dann werden Sie mir sagen, wie weit Sie sich einer solchen Aufgabe gewachsen fühlen, und ich werde mir anschließend ein Bild von Ihren Fähigkeiten machen.«
    Ich nickte. Es hatte etwas von Prüfungsatmosphäre, dieses Gespräch, aber ich bin ziemlich stressbelastbar.
    »Es gibt ein von der französischen Regierung unterstütztes Programm, den Fremdenverkehr in der Nord-Bretagne zu fördern. Sie haben ja unserer Firmeninformation entnehmen können, welche Form der Leistung wir anbieten.«
    Ich nickte erneut. Natürlich hatte ich mir das Info-Material sorgfältig durchgelesen. KoenigConsult hatte sich einen durchaus beachtlichen Namen gemacht bei der Planung und Abwicklung im Bau von Freizeitanlagen. Von Schwimmbädern angefangen bis hin zu ganzen Hotelkomplexen. Aber auch Randgebiete dazu hatten sie bearbeitet, die Renovierung eines Schlosses aus dem vierzehnten Jahrhundert, Kirchensanierungen, Museen …
    »Es gibt für die Bretagne die Vorstellung, dort einen Freizeitpark zu bauen, Sie kennen das vermutlich, die OceanParks gehören dazu.«
    Ich nickte abermals, und Koenig fuhr fort: »Auftraggeber ist ein Ihnen nicht unbekannter mediterraner Ferienclub-Betreiber. Ein internationales Konsortium wird die Abwicklung übernehmen. Allerdings existiert noch ein konkurrierendes Projekt, das von einer europäischen Kommission vorangetrieben wird. Es soll ein Freilichtmuseum für Keltische Geschichte entstehen. Sie wissen, die Bretonen legen großen Wert auf ihre kulturellen Wurzeln aus dieser Zeit.«
    Wusste ich zwar nicht, aber eine eingehende Kenntnis bretonischer Kulturgeschichte war vermutlich nicht Voraussetzung für die Position.
    Jedenfalls war das Vorstellungsgespräch gut gelaufen, offensichtlich hatten meine Qualifikationen und meine vielleicht nicht ganz unintelligenten Fragen Dr. Koenig überzeugt, dass ich der Aufgabe gewachsen sein könnte.
    »Zuletzt noch eine mehr persönliche Frage, Frau Farmunt. Das Projekt verlangt, dass ein Teil der Planungsarbeiten auch vor Ort durchgeführt wird. Wir werden ein Baustellenbüro in Frankreich einrichten. Sind Sie bereit, auch mehrwöchige Auslandsaufenthalte in Kauf zu nehmen?«
    Flüchtig tauchte vor meinen Augen eine einsame,
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