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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel
Autoren: Patrick Dunne
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Blut und Knochensplittern, als die Kugeln seinen Schädel durchschlugen. Das Schwert löste sich aus seinem Griff und sauste pfeifend über Janes Kopf hinweg, bevor es klirrend gegen die Wand prallte. Edwards stürzte vornüber und krachte mit dem, was von seinem Kiefer noch übrig war, gegen die Tischecke. Der Aufschlag ließ ihn seitwärts kippen, und er kam mit dem Gesicht nach oben auf dem Betonboden zu liegen.
    Jane öffnete die Augen. Lavelle stand neben ihr. »Ist mit dir alles in Ordnung, Jane?«
    Sie nickte. »Ich… Ich glaube, ja.«
    Taaffe schnitt mit der Klinge des Schwerts die Plastikstreifen entzwei, mit denen ihre Füße gefesselt waren.
    »Geben Sie es mir«, sagte Lavelle. Taaffe reichte ihm das Schwert und trat zu Dempsey, der Anweisungen an die übrigen Polizisten erteilte, die inzwischen die Leiter herabgestiegen waren. Lavelle schnitt die Fessel am linken Handgelenk durch, dann nahm er Jane in die Arme. »Ist auch bestimmt alles okay?«
    »Ja, hilf mir nur von diesem grässlichen Ding herunter.«
    Er half ihr vom Tisch, und während sie das Laken um sich schlang, zog er seine Lederjacke aus und legte sie ihr über die Schultern.
    Bevor sie den Raum verließen, warfen sie einen letzten Blick auf Edwards. Sein Gewand war aufgegangen, Blut lief an seinem Körper hinab, bis dorthin, wo seine Genitalien hätten sein müssen, aber da war nur ein geschwollener, stummelartiger Knorpel, aus dem eine Flüssigkeit sickerte.

79
    B ecca de Lacy war am Ende ihrer Vorstellung angelangt. Sie erhob sich, um den Applaus der Menge entgegenzunehmen. Dann griff sie zu einem Mikrofon und kam an den vorderen Bühnenrand. Die Lichter gingen aus, und als sie zu sprechen begann, richtete sich ein einziger blauer Scheinwerfer durch die Dunkelheit auf sie.
    »Wir können den heutigen Abend nicht mit einem Feuerwerk beenden, wie wir es gerne getan hätten. Aber ich denke, das ist verständlich. Man könnte es für Geschützfeuer halten.«
    Donnerndes Gelächter hallte aus dem Publikum, gefolgt von begeistertem Applaus.
    »Deshalb wollen wir Sie mit etwas entlassen, worüber Sie auf dem Heimweg nachdenken können. Wenn Gott, derselbe Gott, an den Sie alle glauben, heute Abend herabsteigen und zu Ihnen sprechen würde, was würde er wohl sagen?« Sie blickte zu den Delegierten in ihren Sitzreihen. »Würde er nicht sagen: ›Ihr alle müsst euch zusammentun, eure Streitigkeiten vergessen, eins werden‹? Aber er würde es nicht mit einer dünnen kleinen Stimme wie meiner sagen. So etwa könnte es klingen…« Sie ging zu einem ihrer Instrumente, der blaue Punktstrahler folgte ihr.
    Für einige Augenblicke herrschte Stille.
    Dann brüllte eine männliche Stimme aus den Lautsprechertürmen zu beiden Seiten der Bühne, während gewaltige Scheinwerferbatterien angingen und das gesamte Publikum in gleißendes Licht tauchten. Und schließlich begann ein Geräusch wie das Summen einer Million Bienen sich über die Menge auszubreiten.
    Lavelle half Jane die Leiter hinauf, während Taaffe den Ton des Fernsehers in Edwards’ Wohnung anmachte. Dempsey stand in der offenen Tür und sprach in sein Handy. Er beendete das Gespräch abrupt, als er sah, wie sich Becca an das Publikum wandte.
    Alle vier standen nun vor dem Gerät und schauten zu. Der kleine Lautsprecher vermochte den anschwellenden Geräuschpegel in Bethlehem nicht angemessen wiederzugeben. Aber sie sahen, welche Wirkung er hatte.
    Das Publikum begann die Hände an die Ohren zu legen. Dann wichen die ersten Leute zurück, zum Ende der Arena. Man sah ihre verzerrten Münder, manche weit aufgerissen, nach einem Ende des Geräuschs rufend, aber man hörte nur den Missklang von der Bühne. Die Aufnahmewinkel der Kameras wurden schräg, weil die Kameraleute sich in dem Getöse krümmten. Sie gaben jeden Versuch auf, Ansichten von der Bühne zu filmen, und es war nur noch eine feste Kameraposition zu sehen, und die zeigte, was sich in und um den Ehrengastbereich abspielte. Man sah die Delegierten und die Blauhelme der UN. Alle wanden sich vor Schmerz, sie hatten sich von der Bühne weggedreht und kauerten nieder, ein hilfloser Versuch, dem Lärm zu entgehen. Massen von Menschen drängten nun gegen die Sicherheitsschranken vor dem Sitzplatzbereich.
    »Was zum Teufel ist da los?«, fragte Taaffe.
    »Das ist das, was ich Ihnen bei mir zu Hause vorgespielt habe«, sagte Jane. »Nur tausendmal lauter.«
    Lavelle bemerkte eine Frau mit kurzen Haaren, in Jeans und T-Shirt, die sich
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