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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel
Autoren: Patrick Dunne
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erklären. Aber Sie deuten an, dass jemand Ihre Schritte verfolgt hat. Auch das ist möglich. Aber es müsste jemand sein, der mit Ihren täglichen Vorrichtungen vertraut ist… Jemand aus Ihrer näheren Umgebung…« Er sah Lavelle in die Augen. »Vermuten Sie etwa –«
    »Nein. Vergessen wir die Sache. War nur so eine verrückte Idee. Ich darf es nicht so weit kommen lassen, dass mich Roberts mit seinen Gedankenspielen unterkriegt.« Er nahm die zweite Seite der E-Mail zur Hand. »Würden Sie den Rest vorlesen? Ich bin außer Puste.«
    Dempsey fuhr in der Mitte der zweiten Seite fort.
    »Beim Eintritt in die Sekte erhalten die Mitglieder einen Codenamen, der den Schriften von Yeats entnommen wird. Das macht die Kontaktaufnahme untereinander sicherer und erschwert es Außenstehenden, ihre Schritte zu verfolgen. Rawlings hatte mit einer Liste der Decknamen begonnen, an die er sich erinnerte, das war der letzte Eintrag in seinem Computer. Das FBI glaubte zunächst, sie hätten ein Appellverzeichnis mit den richtigen Namen der Sektenmitglieder gefunden. Inzwischen wissen sie, dass ihre Liste zur Überprüfung von Identitäten nicht taugt.«
    Dempsey sah Lavelle über den Rand des Blattes an. »So viel zur Überwachung der Flughäfen«, sagte er grimmig, fuhr dann mit Gutersons Schreiben fort.
    »Zusätzlich lässt die Führung der Sekte gelegentlich einer gewissen postmodernen Ironie freien Lauf, indem sie sich gegenseitig mit einer von Yingers drei Definitionen bezeichnen.«
    Dempsey sah erneut vom Blatt auf. »Wir wissen jetzt über die anderen Decknamen Bescheid, aber was um alles in der Welt sind ›Yingers drei Definitionen‹?«
    »Drei Typen von Sektenpersönlichkeit – der Prophet, der Asket und der Mystiker. Zu kompliziert, als dass ich es auf die Schnelle erklären könnte.«
    »Na, wie Sie meinen. Damit kommen wir zum Schluss des Briefs:
    P.S.: Es folgt die Abschrift einer Nachricht, die eine unbekannte Anruferin heute, Freitag, auf unserem Anrufbeantworter hinterlassen hat. Ich glaube, es wurde vorher aufgeschrieben und dann beim Telefonieren abgelesen, möglicherweise unter Aufsicht – es hörte sich jedenfalls so an. Die Anruferin hatte einen irischen Akzent und sagte: ›Bitte leiten Sie das an Jane Wade in Dublin weiter, deren Komplize Liam Lavelle Ihnen bekannt ist, so viel ich weiß. Da du dich eingemischt hast, Jane, musst du jetzt auch die Folgen tragen. Das dreifaltige Wesen hört alles, sieht alles, weiß alles. Ich bin nicht länger deine Schwester, zwischen uns gibt es keine persönlichen Gefühle mehr. Ich hinterlasse dir diese Zeilen, sie sind die Summe meiner Erleuchtung und hätten deine sein können, wenn du zugehört hättest.‹ An dieser Stelle kam eine Pause, und dann sagte sie in nicht mehr ganz so hölzerner Sprechweise noch folgende Worte…«
    Aber hier war die Seite zu Ende. Dempsey schaute in das Kuvert, aber Charlie hatte die letzte Seite entweder vergessen, oder dem Drucker war das Papier ausgegangen.
    »Das klingt alles sehr bedrohlich«, sagte Dempsey und runzelte die Stirn. »Ich möchte, dass Miss Wade auf der Stelle zu uns ins Krankenhaus fährt. Dann lasse ich jemanden kommen, der sie bewacht, wenn sie hier weggeht.«
    »Sie hat ihren Wagen hiergelassen.«
    »Mist. Dann machen wir Folgendes: Taaffe hat mich auf dem Weg nach Blackrock hier abgesetzt. Aber das ist nur zehn Minuten entfernt. Er soll sie auf dem Rückweg abholen. Bis dahin darf sie sich nicht vom Fleck rühren.« Er rief den Sergeant an, aber dessen Handy war besetzt.
    In diesem Augenblick kam Conor Lyons mit Lavelles Eis zurück.
    »Ich muss dich um einen weiteren Gefallen bitten, Conor«, sagte Lavelle. »Es dauert nur ein paar Minuten.« Er griff zu seinem Telefon und rief Jane an.
    »Hör zu, Brad Guterson hat uns weitere Einzelheiten über die Pläne der Hüter des Siebten Siegels geschickt, und die sind erschreckend. Außerdem hat er eine Nachricht angefügt, die anscheinend von Hazel an dich gerichtet ist. Wir haben sie nicht vollständig, ich rufe Charlie an, damit er mir den Rest vorliest. Aber worauf es ankommt: Wir glauben, dass du in Gefahr bist. Conor Lyons wird dich jetzt gleich im Radio Centre abholen und hierher bringen. Du kannst bei mir bleiben, bis du Polizeischutz bekommst. Geh auf keinen Fall zu Fuß zum Krankenhaus.«

72
    I n der Eingangshalle des Krankenhauses stand Pfarrer Lyons vor einem öffentlichen Telefon und wählte eine Nummer, die er inzwischen auswendig kannte. Am Tag nach
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