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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel
Autoren: Patrick Dunne
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einer Vernehmung. Kann es warten?«
    »Nein. Das müssen Sie sofort erfahren.«
    »Dann warten Sie, ich gehe nur eben nach draußen.«
    Lavelle hörte, wie sich Dempsey entschuldigte. Sekunden später war er wieder am Telefon. »Was wollen Sie mir sagen?«
    »Edwards ist die dritte Identität, die Michael Roberts annimmt. Roberts, Mathers, Edwards – sie sind ein und dieselbe Person!«
    Dempsey zweifelte nicht mehr, als Lavelle es ihm erklärte.
    »Dann haben wir also die ganze Zeit wirklich nur eine Person gejagt. Das erklärt alles. Und wir wissen, dass er hier ist, weil er seine Mutter besucht hat. Jetzt können wir das Netz enger ziehen. Hoffentlich ist es nicht zu spät. Ist Miss Wade übrigens schon bei Ihnen angekommen?«
    »Nein, müsste aber jede Minute da sein.«
    »Gut. Ich mach mich dann mal lieber auf die Socken.«
    Lavelle legte sein Handy auf das Nachtkästchen. Es hatte keinen Sinn, Jane anzurufen, sie war ja schon unterwegs.
    Er sank zurück aufs Kissen und schaltete das Fernsehgerät ein. Das Friedenskonzert, das annähernd vier Stunden dauern sollte, würde in Kürze beginnen. Er schloss die Augen. Eigentlich nicht sehr überraschend, dass Michael Roberts aus seiner Identität eine Parodie auf das theologische Geheimnis der Dreifaltigkeit gemacht hatte – drei göttliche Personen in dem einen Gott. Und dann das Spiel mit einem Motto, das den Teufel mit Gott gleich setzt, was ihn… ja, richtig… zum Tier mit den drei Köpfen machte…
    Die Fernbedienung glitt aus Lavelles Hand auf die Bettdecke. Eine Schwester kam ins Zimmer und schlich auf Zehenspitzen wieder hinaus.
    Lavelle schlief tief und fest.
    Am unteren Rand des Kuverts, das er noch immer in der anderen Hand hielt, standen in seiner Schrift die Worte:
    IDED DavID EDwards DEDI umgedreht!

74
    J ane sah ihre Füße. Oder wenigstens nahm sie an, dass die weißen Flecke, die sie verschwommen in der Dunkelheit ausmachen konnte, ihre Füße waren. Sie lagen höher als ihr übriger Körper und waren weit voneinander entfernt. Jane fragte sich, wie das möglich war. Sie hatte das Gefühl, ihre Füße wurden irgendwie dort oben festgehalten. Ihre Arme schmerzten und waren über ihren Kopf gestreckt. Sie fror, aber als sie ihren Körper befühlen wollte, konnte sie die Hände nicht bewegen. Sie waren gefesselt.
    An einer Stelle über ihrem Kopf sprang plötzlich ein Licht an, das sich über eine Reihe von Feldern direkt über ihrem nackten Körper fortsetzte. Das Licht ging flackernd aus, aber dann war es wieder da und tauchte Jane und ihre Umgebung in grellen Neonschein. Was sie sah, ließ sie erneut ohnmächtig werden, eine Gnade, die ihr jedoch nur für wenige Sekunden gewährt war.
    Sie befand sich halb liegend, halb hängend in einem Raum, der am für sie sichtbaren Ende von einem schwarzen Vorhang begrenzt wurde. An den kahlen Wänden links und rechts von ihr waren Haken angebracht, und an ihnen hingen Geräte aus Leder und Metall, mit Stacheln versehene Ketten und Gürtel, ein Schwert in einer Bambusscheide, ein Instrument mit Eisenklauen, das einer Kohlenzange ähnelte.
    Ihr Hinterkopf und ihr Körper von den Schultern bis zum Gesäß lagen auf einer blanken Stahloberfläche, ihre Arme waren hinter dem Kopf an den Handgelenken gefesselt und mit gelben Plastikstreifen an einem Ring in der Wand festgemacht. An Flaschenzügen in der Decke hingen zwei weitere Plastikriemen, die um ihre Fußknöchel geschlungen waren. Ihre Beine waren gespreizt, als würde man sie im Kreißsaal auf eine Entbindung vorbereiten. Aber sie wusste, es ging um etwas anderes. Und als David Edwards den Vorhang zurückzog, stöhnte sie unwillkürlich auf, weil ihr Verstand den ganzen Horror ihrer Lage zu erfassen begann.
    Edwards trug ein weißes Leinengewand, das mit den dunklen Stoppeln auf seinem hageren Gesicht kontrastierte. Seine Miene war die gleiche, die sie schon im Wagen gesehen hatte. Ein starres Lächeln, das Zähne wie in einem Totenschädel sehen ließ. Aber in seinen Augen, die wie Steinkohle funkelten, lag nicht die Spur eines menschlichen Gefühls. Der Umstand, dass sie bei Bewusstsein war, schien ihn nicht zu interessieren, während er sich einem der Geräte an der Wand näherte.
    Sie musste ihn ablenken. Das Unvermeidliche so lange wie möglich hinausschieben. Auf Rettung hoffen. »Ich habe der Polizei gesagt, wo Sie zu finden sind.« Anders als beabsichtigt, klang es wie ein Wimmern. »Wir sind auf dem Landsitz von Becca de Lacy«, sagte sie mit
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