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Die Katze

Titel: Die Katze
Autoren: Joy Fielding Kristian Lutze
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machen sollen?«

    »Was hätten Sie sonst machen sollen?«, wiederholte Charley wie benommen.
    »Na ja, sie konnte uns identifizieren. Ich meine, sie hätte nie im Leben den Mund gehalten, und wir konnten schließlich nicht riskieren, geschnappt zu werden.«
    »Sie sind trotzdem geschnappt worden.«
    »Ja, aber nicht direkt. Erst haben wir noch die Starkey-Zwillinge erledigt.« In Jills Augen lag jetzt ein beinahe wehmütiger Ausdruck. »Wie fanden Sie übrigens das Video?«
    Tränen schossen in Charleys Augen. Sie starrte auf den Tisch und sagte nichts.
    »Oh. Es hat Sie gerührt. Wie süß.«
    »Halt die Klappe, Jill.«
    »Ich dachte, Sie wollen, dass ich rede.«
    »Ich will, dass Sie sterben«, gab Charley fauchend zurück und sah, wie Jill bestürzt die Augen aufriss. »Aber wir bekommen nicht immer, was wir wollen, nicht wahr? Jedenfalls nicht sofort. Erzählen Sie mir, wie hat Alex reagiert, als Sie verhaftet wurden?«
    »So ähnlich wie Sie gerade eben. Er wäre fast ausgerastet.«
    »Weil er Angst hatte, dass Sie einen Deal mit der Staatsanwaltschaft machen?«
    »Nein!« Jill wirkte ehrlich gekränkt. »Alex wusste, dass ich ihn nie verraten hätte.«
    »Und er war bereit zuzugucken, wie Sie den Kopf hinhalten.«
    »Es wäre doch zwecklos gewesen, wenn wir beide eingesperrt sind. Außerdem hat er permanent daran gearbeitet, mich hier rauszuholen. Was glauben Sie, wessen Idee es war, dieses Buch zu machen?«
    »Er dachte, das Buch würde Sie aus dem Gefängnis rausholen?«
    »Jedenfalls aus der Todeszelle. Wenn bekannt würde, dass ich missbraucht worden war....«

    »Stimmte irgendwas davon?«
    »Oh, es stimmt alles. Mein Vater, mein Bruder, Wayne. Sie haben es sich alle der Reihe nach genommen. Haben Sie Wayne eigentlich aufgespürt?«
    »Nein. Er wurde im Irak getötet.«
    »Wirklich? Kann nicht behaupten, mir bricht das Herz.« Jill presste die Lippen zusammen und verschob sie von einem Mundwinkel zum anderen. »Alex versteht, was ich durchgemacht hatte. Wussten Sie, dass er von einem Freund seiner Mutter missbraucht wurde, als er acht war? Egal«, fuhr sie fort, bevor Charley antworten konnte, »wir haben uns gedacht, wenn das Buch sonst nichts bringt, haben wir auf jeden Fall unseren Spaß. Außerdem war es eine Art, miteinander verbunden zu bleiben, den Traum lebendig zu halten. Eine Art Familienprojekt sozusagen. Und es war ein netter Zeitvertreib. Hier drinnen kann es schrecklich langweilig werden.«
    »Und Sie haben mich als Autorin ausgewählt...«
    »Weil Sie einfach perfekt waren. Wirklich wie maßgefertigt.«
    »Waren meine Kinder von Anfang an Teil des Plans?«
    »Was denken Sie denn? Sie waren der entscheidende Faktor.« Jill atmete tief ein und erlaubte sich ein kurzes Lächeln. »Ich meine, wir hatten da was wirklich Gutes am Laufen. Warum sollten wir uns von einer Kleinigkeit wie dem Gefängnis unseren Spaß verderben lassen? Wir wollten ein Buch machen, wir wollten ein paar Kinder finden. Alex meinte, so würden wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.« Sie lachte. »Ach, kommen Sie, Charley. Sie müssen zugeben, dass das schon clever ist.«
    »Erwarten Sie, dass ich an der geplanten Ermordung meiner Kinder irgendetwas clever finde?«
    Jill zuckte die Achseln. »Wohl nicht.«
    »Was war mit meinem Bruder?«
    »Die Zierkirsche auf der Schlagsahne. Ich meine, er ist nicht
direkt Mr. Zuverlässig, das müssen Sie zugeben. Wir wussten, dass wir uns nicht auf ihn verlassen konnten. Aber am Ende hat er es doch gebracht, was? Ich meine, wir hatten von Anfang an vor, ihn, wenn’s geht, in irgendeiner Weise zu beschuldigen. Aber wer hätte ahnen können, dass er an diesem Morgen aufkreuzen und Blaubeerpfannkuchen machen würde? Ein besseres Drehbuch hätten wir nicht schreiben können. Ich meine, wir haben die ganze Zeit mehr oder weniger improvisiert und bloß auf die passende Gelegenheit gewartet. Und dann, Bingo, spaziert Bram zur Tür herein. Alex hat also an Ihrem Frühstückstisch spontan entschieden, Ihnen das Mittel in den Saft zu tun. Sonst hätte er es eben später getan. Man muss den richtigen Augenblick abpassen. Genauso, wie Alex mir gesagt hat, wann ich in der Wohnung anrufen und die Bombe mit Ihrem Bruder platzen lassen sollte. Wenn man sich gerade den Magen rauskotzt, denkt man halt nicht so klar. Und so weit hergeholt war das Ganze ja nun auch nicht. Bram hatte eine Drogenvergangenheit, er war verantwortungslos, und er kannte meine Schwester. Wir mussten ihm nur noch einen
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