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Die Katze

Titel: Die Katze
Autoren: Joy Fielding Kristian Lutze
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anderen Namen geben.«
    »Jack«, sagte Charley leise.
    »Jack«, wiederholte Jill lächelnd. »Aber wir hatten auch noch andere Optionen. Glauben Sie mir, es gab jede Menge potenzieller Verdächtiger. Dieser Freund von Ihnen, der Ihnen den Hund geschenkt hat? Glen? Alex hat die Geschichte erfunden, dass er meinen Bruder kannte. Und dann natürlich die E-Mails, in denen Ihre Kinder bedroht wurden.«
    »Wollen Sie damit sagen, er hätte sie geschickt?«
    »Er ist so schlau.«
    »Ziemlich blöd, das Video nicht zu vernichten«, erinnerte Charley sie.
    »Ja, das war Pech. Gerade als wir dachten, dass alles so gut lief. Wir sind wohl ein bisschen übermütig geworden.«
    »Sind Sie wohl.« Charley schaltete den Kassettenrekorder ab, stand auf und steckte das Gerät in ihre Tasche.

    »Warten Sie. Was machen Sie? Sie wollen doch nicht schon gehen. Oder?«
    »Ich denke, ich habe alles, was ich brauche.«
    »Nein, das haben Sie nicht«, protestierte Jill. »Es gibt noch jede Menge Sachen, die ich Ihnen nicht erzählt habe. Wir haben noch gar nicht darüber geredet, was hier drinnen abgeht, die Wärter, der Sex...«
    Charley straffte die Schultern, atmete tief durch und lächelte von einem Ohr zu anderen. »Erzählen Sie das dem Richter.«

KAPITEL 37
    THE PALM BEACH POST SONNTAG, 7. OKTOBER 2007 WEBB SITE
    Vor ungefähr neun Monaten widerfuhr mir etwas sehr Interessantes. Nein, ich wurde nicht schwanger. Ich bekam vielmehr Post von einer Mörderin. Ihr Name ist Jill Rohmer; ich hatte sie in meiner Kolumne vor einigen Jahren die bestialische Babysitterin genannt, und sie machte mir einen Vorschlag: Wenn ich einwilligte, ihre Geschichte zu schreiben, würde sie mir im Gegenzug alles erzählen, einschließlich der Identität ihres Geliebten und Mittäters, des Teufels, der sie zu den Taten gezwungen hatte. Dieser Teufel heißt Alex Prescott, wie mittlerweile jeder weiß, und erwies sich gleich in dreifacher Hinsicht als Bedrohung, denn er war nicht nur Jill Rohmers Liebhaber und Komplize, sondern auch ihr Anwalt. Zurzeit erholt er sich im Gefängniskrankenhaus von den lebensgefährlichen Stichwunden, die er in Raiford erlitten hat, wo er auf seinen Prozess wartet. Keiner hat es mehr verdient.
    Und ich muss es wissen. Denn Alex Prescott war auch mein Liebhaber.
    »Ich glaube, dass wir viel gemeinsam haben«, schrieb Jill mir vor neun Monaten, was ich damals für einen Haufen, na, Sie wissen schon, hielt. Jenseits gewisser äußerlicher Ähnlichkeiten konnte ich keinerlei Gemeinsamkeiten entdecken. Aber als ich Jill dann kennenlernte, begann ich zu glauben, dass uns doch mehr verband, als mir zunächst bewusst gewesen war. Wir hatten beide eine unglückliche Kindheit; wir hatten an unseren Müttern
keinen festen Halt, und unsere Väter haben uns physisch oder emotional misshandelt. Unser Verhältnis zu den Geschwistern war belastet und unbefriedigend, unsere Beziehungen zu Männern waren meist flüchtig und unbedacht. Mit Sex haben wir sie geködert, doch funktioniert hat das Ganze fast nie.
    Womit ich auf Alex Prescott zurückkomme.
    Bitte bedenken Sie, dass ich dachte, er sei ein aufrechter Bürger und engagierter Anwalt, als ich ihn kennenlernte; ein aufmerksamer Mann, der ein altes Cabriolet fährt und ganz gut Gitarre spielt. Offenbar hat er mit mir sogar noch besser gespielt. Offenbar war er der sprichwörtliche Wolf im Schafspelz. Offenbar kann man mich täuschen.
    Denn in all der Zeit, die ich mit Jill Rohmer verbracht habe, in all den Stunden, die ich mit ihr geredet, sie beobachtet, auf die kleinste Verengung ihrer großen, schokoladenbraunen Augen geachtet und auf jeden Unterton in ihrer irreführend sanften Stimme gelauscht habe, habe ich Jill im Grunde nie richtig kennengelernt. Was geschah, war vielmehr, dass sie mich kennenlernte.
    Darin sind Psychopathen sehr gut. Man gibt, sie nehmen. Und sie sind Experten darin, den Leuten vorzuspielen, was die sehen wollen. Das hat mir ein guter Freund erklärt. Er hat mir auch erklärt, wer sich täuschen lässt, ist deswegen noch lange kein Dummkopf.
    Lügner und Betrüger leben von der Gutherzigkeit ihrer Mitmenschen. Und auch wenn man mich bisher noch nicht der übertriebenen Gutherzigkeit bezichtigt hat, habe ich in den vergangenen neun Monaten doch einige interessante Wahrheiten über mich selbst herausgefunden: Ich bin nicht halb so zynisch und hart, wie ich dachte. Offenbar glaube ich trotz allem, was geschehen ist, oder vielleicht auch gerade deswegen tatsächlich an
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