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Die Katze in der Muelltonne

Die Katze in der Muelltonne

Titel: Die Katze in der Muelltonne
Autoren: Chris Tanner
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geblieben, über die Frechheit des Raben, und wenig später steht er tatsächlich neben der Tonne.
    „Jetzt, jetzt, jetzt!“, ruft der Rabe. „Schrei um dein Leben mein kleiner Freund!“ Dann fliegt er davon.
    Und ich mache einen Krach, dass die kleine Maus sich erschrocken im Müll verkriecht. Ich kann direkt spüren, was für ein erstauntes Gesicht der Toni macht. Er braucht nicht sehr lange, bis er begreift, dass das laute Wimmern aus der Tonne kommt. Aber auch seine Eltern haben ihm beigebracht, dass er seine Nase nicht überall hineinstecken soll. Er umkreist die Tonne vorsichtig, während ich drinnen langsam heiser werde, und ehe er sich entschließt den Deckel doch zu öffnen, vergehen wohl zwei oder gar drei Minuten.

 

     
    Als er den Deckel endlich anhebt und vorsichtig hineinlugt, da kommt mit einem Schlag so viel Sonnenlicht hinein, dass ich ganz geblendet werde. Ich bin sehr glücklich. Denn ich dachte nicht, dass ich den Himmel noch einmal wiedersehe. Dann fange ich an, jämmerlich zu husten. Das Schreien war eben sehr anstrengend. Und so sieht Toni ein kleines hustendes Bündel auf dem ganzen Müll und staunt doch sehr, weil er in einer Mülltonne eben nur Müll erwartet hatte und kein kleines Kätzchen.
    „Was machst du denn da drin?“, fragt er.
    „Das ist eine lange Geschichte“, antworte ich. „Ein duftender Fisch hat mich hereingelockt und der gemeine Rabe hat den Deckel zugeknallt und dann war ich plötzlich eingesperrt.“
    „Du kannst reden?“
    „Wir können das alle“, sage ich. „Die Katzen, die Hunde, die Vögel. Ihr hört uns nur so selten zu, weil ihr immer mit euch selber beschäftigt seid. Aber lass nur. Das geht uns nicht anders. Ich habe mich heute auch zum ersten Mal mit einer Maus unterhalten.“
    „Mit einer Maus? Wo ist die denn?“
    „Lass gut sein, Toni. Hol mich erst mal hier heraus. Dann können wir reden.“
    „Du hast recht. Also. Ich werde jetzt meinen Arm zu dir hinunterstrecken und du hältst dich daran fest, ok? Aber bitte nicht kratzen, sonst ist Mama gleich böse und verbietet mir das Spielen auf der Straße.“
    So machen wir das also. Toni lässt seinen Arm hinunter, und ich halte mich daran fest und ziehe dabei die Krallen ein.
     

 

     
    Und dann hält er mich draußen in seinen Armen. So aus der Nähe betrachtet, ist er eigentlich ein ganz hübscher Junge. Vielleicht kann ich ihm noch beibringen, die Wurstbrote nicht wegzuwerfen, sondern lieber mir zu geben. Dann können wir noch echte Freunde werden.
    Bevor er den Deckel der Tonne schließt, rufe ich noch einen Abschiedsgruß hinunter. Die kleine Maus antwortet mit einem mageren Piepsen, das Toni sicher gar nicht hört, so leise ist es. Und dann nimmt mich Toni mit sich fort.
    „Wo gehen wir hin?“, frage ich.
    „Am besten zu mir nach Hause.“
    „Kann ich bei dir wohnen?“
    „Klar, aber eins muss klar sein: Pfoten weg von meiner Spielkonsole.“
    „Was ist denn das?“
    „Kommst du vom Mond?“
    „Das hat mich heute schon mal jemand gefragt.“
    „Die Spielkonsole ist an den Fernseher angeschlossen. Und darauf spiele ich Videospiele. Vielleicht kannst du mein Spielpartner werden.“
    Ich gähne. „Von mir aus.“
    „Zeig mal deine Pfoten her … Nein damit kannst du keine Tasten drücken. Da gewinne ich jedes Spiel. Das wäre ja langweilig.“
    „Auch gut“, sage ich. „Was werden deine Eltern dazu sagen, dass du mit einer Katze nach Hause kommst, noch dazu aus der Mülltonne.“
    „Dass du aus der Mülltonne kommst, werden wir ihnen nicht verraten.“
    „Sie werden es riechen.“
    Tino schnüffelt. „Du hast recht. Wir werden dich erst mal in die Wanne stecken müssen.“
    „Bist du verrückt? Ich geh nicht ins Wasser.“
    „Das wirst du müssen. So wie du riechst, schmeißt Papa dich achtkantig aus dem Haus. Auch wenn er Katzen mag.“
    „Warum hast du dann noch keine?“
    „Ich sollte eine zum Geburtstag kriegen. Aber das war schon vor zwei Jahren. Irgendwie sind meine Eltern immer wieder drumherum gekommen.“
    „Trotzdem geh ich nicht ins Wasser.“
    „Willst du in die Küche?“
    „Ja. Natürlich. Das zuerst.“
    „Nun. Dort kommst du nur hin, wenn du sauber bist.“
    „Was ist das denn für eine Regel?“
    „Die hat Mama irgendwann eingeführt. Und wir halten uns dran.“
    Ich stöhne. „Bevor ich in die Wanne gehe, muss ich wissen, was ich dafür kriege.“
    „Was meinst du?“
    „Was gibt es zu essen?“
    „Magst du Fisch?“
    „Du machst
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