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Die Katze in der Muelltonne

Die Katze in der Muelltonne

Titel: Die Katze in der Muelltonne
Autoren: Chris Tanner
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den schmutzigen Ungetümen, da legt er die Füße auf den Tisch, sodass ich große Augen mache. Was der Mann alles darf. Also wenn ich mal groß bin, dann möchte ich das auch.
    Und Kati gießt ihm einen Kaffee ein, der ist so stark, dass die türkischen Krümel dutzendweise oben schwimmen. Er trinkt einen kleinen Schluck und seine Lippen prusten behaglich. Dann gibt er einen schönen Rülpser von sich und wackelt mit den Zehen.
    Von den vielen Gerüchen bin ich wie erschlagen. Auf dem Tisch liegen die Gräten von dem blauen Fisch. In der Ecke stehen die jauchigen Stiefel. Auf dem Herd duftet der Blumenkohl. Johanns nackte Füße sind auch nicht ohne. Das Fenster steht offen und der Duft der Sommerwiesen weht herein. Und schließlich riecht der Toni neben mir nach einem sauberen Wannenbad.
    Johann schnipst mit den Fingern:
    „Der Junge sollte endlich ins Bett.“
    „Aber Johann, du hast dich noch gar nicht mit ihm unterhalten.“
    „Stimmt“, sagt er und dreht sich Toni zu.
    „Sag mal Junge, du wirst mir doch keine Obdachlosen hier ins Haus holen oder?“
    Toni schüttelt den Kopf. „Wie kommst du denn darauf?“
    „Na dort neben dir sitzt ein kleiner Wicht. Der sieht mir aus, wie der Streuner, den ich jeden Morgen sehe, wenn ich zum Hoftor gehe. Da liegt er unter dem Rhododendronstrauch, den deine Mutter vor fünf Jahren dort gepflanzt hat.“
    Verdammt, denke ich, der Kerl hat bessere Augen, als ein junger Fuchs. Hat er doch tatsächlich meinen supergeheimen Schlafplatz entdeckt, den ich mir für die Nacht ausgesucht hatte. Ich muss mich vor ihm vorsehen.
    „Aber nein, Vati. Ich habe das Kätzchen vor dem Supermarkt gefunden. Dort hatte es ein Jackett an, und hat Kunststückchen vorgeführt. Du weißt schon: Einen kleinen Ball auf einem Seil balancieren und solche Sachen. Und die Leute haben ihm ein wenig Geld gegeben. Da hat er sich artig bedankt und sich an die Seite gesetzt und sich ausgeruht. Und weil ich dort auch mit meinem Fahrrad stand, haben wir uns ein wenig unterhalten. Und danach dachten wir, dass wir Freunde sein könnten. Ich habe ihm angeboten, mit in unser Haus zu kommen. Aber er hat eine Bedingung gestellt. Er wollte unbedingt baden, bevor er sich in die Küche setzt. Nun, da habe ich zugestimmt. Und so sitzen wir hier.“
    Johann steht auf und schlurft auf nackten Füßen zu mir herüber. Er läuft wie auf Eiern. Es muss die Anspannung sein. Die ist einfach fort, nach einem ganzen Tag auf diesen großen knochigen Beinen. Als er bei mir anlangt, da beugt er sich zu mir hinab und steckt seine große knochige Nase in mein Fell und riecht daran. Mein Gott, denke ich. Jetzt geht es mir an den Kragen. Aber dann lässt er von mir ab, geht wieder an seinen Platz, lässt sich auf den Stuhl fallen, dass das Holz kracht und sagt: „Stinkt nicht, der Kleine. So und jetzt ab ins Bett mit euch.“
    „Das war´s?“, fragt Kati.
    Johann legt die Hände auf den Bauch und nickt. „Das war ´s.“
    Toni schnappt mich und wir dürfen Gute Nacht sagen und dann die Treppe hinauf gehen und in Tonis Zimmer verschwinden.
     

 

     
    Tonis Bett ist eine Wucht. Wenn ihr mich fragt, ein wenig zu weich. Im Kopfkissen sind Federn und der Bezug drumherum ist hellblau und sauber, wie eine Lavendelblüte. Und er riecht, wie meine Pfoten riechen, wenn ich durch frischen Morgentau gehe.
    Wir rekeln uns hinein und sind fast am Einschlafen.
    „Ich dachte, es gibt eine Regel, dass man nur sauber in die Küche darf?“, frage ich.
    „Stimmt“, sagt Toni. „Aber das gilt nicht für meinen Vater.“
    Ich schnurre vor mich hin. „Sag mal, kennst du den Bauern Michael?“
    „Den mit dem schnellen Motorrad?“
    Ich nicke.
    „Wer kennt den nicht. Mit seinem blöden Motorrad hat er beinahe jeden schon erschreckt. Die Leute hier mögen ihn nicht.“
    „Ich möchte ihn morgen mal besuchen.“
    „Soll ich mitkommen?“
    „Klar. Wir gehören doch jetzt zusammen.“
    Und dann schlafen wir. Es ist das erste Mal seit Monaten, dass ich nicht allein einschlafe, unter dem Rhododendronbusch hier unten im Garten. Wenn Toni vor sich hinschnauft, dann höre ich mit einem Ohr hin, und mit dem anderen bin ich in meinem Traum, wo keine bösen Monster auf mich warten, sondern die Sonne, das Meer und etwas Fisch. Viele Fische natürlich. Sie springen aus dem Wasser wie die Kinder und tauchen wieder ein. Und ich sitze am Ufer und schaue fasziniert zu. Zu ihnen ins Wasser gehe ich nicht. Wenn sie müde sind vom Springen, dann werden sie
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