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Die Katze in der Muelltonne

Die Katze in der Muelltonne

Titel: Die Katze in der Muelltonne
Autoren: Chris Tanner
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verkrochen und hat einige schöne Lieder gepfiffen. Der Rudi war zwar gemein, aber auch dumm und ist der Melodie jedes Mal hinterhergelaufen. In der Zeit haben wir uns an den Eimern gütlich getan.“
    „Doch das war irgendwann vorbei?“
    „Alle waren zu gierig und haben immer nur soweit gedacht, bis ihr eigener Magen voll war. Anstatt Pat etwas zu essen mitzubringen, haben sich alle nur den Magen vollgeschlagen und sind dann verschwunden. So funktionierte das natürlich nicht. Die Gierigen wurden satt, und der, der ihnen das Festessen ermöglichte mit seiner Pfeiferei, der schob am Ende Kohldampf. Da war also bald Schluss mit lustig. Und wir mussten uns alle eine neue Bleibe suchen. Insofern war der Rudi mit seinem Katapult also sehr effektiv.“
     
     

 

     
    Wieder hören wir draußen ein Geräusch. Das Gartentor knarrt.
    „Zieh den Kopf ein“, warnt mich die kleine Maus. „Sonst kriegst du eine Beule.“
    „Warum denn?“, frage ich.
    „Tante Carla leert ihren Müll aus. Und wenn da eine Limonadenflasche dabei ist, aus Glas und sehr hart, dann kann das richtig wehtun.“
    „Wo soll ich denn hin, so schnell?“
    „Komm“, ruft die Maus. „Wir kriechen eine Etage tiefer.
    Es ist sehr beschwerlich, sich so durch den Müll zu graben. Aber die Angst verleiht mir Riesenkräfte. Und schließlich sitzen wir gemeinsam unter einer leeren Packung, in der einmal Fischstäbchen drin gewesen sind. Die Krümel darin riechen aber lange nicht so gut, wie ein frischer Fisch aus dem See, noch mit richtigen Schuppen dran.
    „Warte mal“, sage ich. „Vielleicht wäre es gar nicht dumm, wenn ich wieder nach oben krauche. Wenn ich nur kräftig genug schreie, dann wird Carla mich hören und hier herausholen.“
    Und schon will ich mich auf den Weg machen.
    Doch die Maus hält mich fest. „Bleib ruhig“, sagt sie. „Dieser Plan ist schlecht. Du musst dir etwas anderes einfallen lassen.“
    „Aber warum denn?“
    „Carla trägt immer ihre Kopfhörer und hört ihre dämliche Musik. Selbst wenn du auf dem Rand der Tonne sitzt und jammerst, würde sie dich nicht hören.“
    „Du hast recht“, sage ich leise. „Das hatte ich vergessen.“
     

 

     
    So öffnet sich der Deckel und eine Ladung Müll prasselt auf uns herab. Es klingt, als wenn der Bauer Schulze eine Ladung Kohlen über eine Rutsche in den Keller poltern lässt. Wir horchen gebannt und hoffen, dass es bald aufhört. Dann ist es eine Weile lang still.
    „Was tut sie jetzt?“, frage ich.
    Die Maus zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung. Vielleicht fummelt sie an ihren Kopfhörern herum.“
    Und tatsächlich. Tante Carla summt plötzlich zufrieden. Und wie aus dem Nichts, beginnt sie plötzlich zu singen. Ich finde, dass sie keine besonders schöne Stimme hat. Aber sie selber muss sie ja nicht hören. Und jetzt steht sie da und hält uns ein Ständchen.

 

     
    Dann endlich knallt sie den Deckel zu, und wir können hören, wie das Gartentor quietscht und Tante Carla singend im Haus verschwindet.
    Prustend krauchen wir wieder unter dem Müll hervor. Ich schüttele mich und sage: „Keine fünf Minuten bleibe ich mehr in dieser Tonne. Ich will unbedingt raus.“
    Die Maus schaut mich traurig an.
    „Ich hatte gehofft, dich für das Leben hier drin zu begeistern.“
    „Nein“, sage ich. „Keine Chance.“
    „Dann ruf den Raben“, sagt die Maus.
     „Ich soll ihn rufen? Von hier drinnen?“
    „Natürlich.“
    „Wird er mich denn hören? Ich hab schließlich keine Löwenstimme. Wer weiß, wo er jetzt ist.“
    „So wie ich den Raben kenne, ist er ganz in der Nähe. Er weiß, dass er dir Angst gemacht hat, und er will von seinem Schabernack nichts verpassen. Ich wette, er sitzt, gar nicht weit, auf einem Zaunpfahl, schaut gelangweilt herüber und wartet, was passiert.“
    „Du kannst recht haben.“
    Und so mache ich mich daran, den Raben zu rufen. Ich habe das Gefühl, dass es nicht lauter klingt, als wenn eine Grille auf einer Wiese zirpt. Aber die Maus nickt mir aufmunternd zu. Und so lasse ich nicht nach.
    Es dauert auch nicht lange, da höre ich das Klappern von Nägeln auf der Tonne. Und schön höre ich den Raben rufen.
    „Was machst du denn für einen erbärmlichen Krach darin?“
    „Ich bin es, die Katze.“
    „Ich weiß sehr wohl, wer du bist. Aber deshalb brauchst du doch nicht so zu schreien.“
    „Du hast gut reden. Schließlich hast du mich hier eingesperrt.“
    „Ich glaube, du bist von selber in die Tonne
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