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Die Katze in der Muelltonne

Die Katze in der Muelltonne

Titel: Die Katze in der Muelltonne
Autoren: Chris Tanner
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vielleicht zu mir ans Ufer schwimmen, hoffe ich. Dann setzt Mama sich neben mich. Ich schaue sie an und wundere mich, dass sie so kräftig aussieht und gesund. Auch an ihrem Bein kann ich keine Wunde sehen. Sie schaut ganz ruhig und warm zum Wasser hin. Da tue ich es ihr gleich.
    „Du hast einen neuen Freund gefunden?“, fragt sie dann.
    Ich nicke. „Er heißt Toni“, sage ich.
    „Bleibst du bei ihm?“
    „Ich weiß noch nicht. Er wirft Wurstbrot auf den Rasen.“
    Mama lacht. Sie hat ein schönes Lachen. Es klingt hell und goldig, als wären die Blumen auf der Wiese kleine Glöckchen und würden alle auf einmal läuten.
    „Du bist ein Spinner“, sagt Mama dann.
    Ich grinse und nicke, und dann ist Mama wieder verschwunden.
    Ich bin nicht traurig darüber. Sie wird wiederkommen. Vielleicht von nun an jede Nacht. Es ist kein Traum, sondern nur eine andere Welt. Und jedes Mal wenn ich die Augen schließe, kann ich dort eintauchen.
    Am nächsten Tag gehe ich mit Toni auf die Straße und zum Raben hinüber, der wie immer auf einem Zaunpfahl sitzt.
    Er schaut mich schief an.
    „Was willst du denn schon wieder“, fragt er.
    „Du sollst etwas für mich tun.“
    „Und wenn ich keine Lust habe?“
    „Du schuldest mir was.“
    „Ich schulde dir gar nichts.“
    „Das ist gut“, sage ich. Wir sind gerade auf dem Weg in den Wald hinter dem Dorf und wollen mit Holunda der Hexe reden. Bei der Gelegenheit wollten wir ihr erklären, was für ein feiner Kerl du bist. Wir können ihr natürlich auch stecken, dass du dich jeden Tag lustig machst, über Hexen im Allgemeinen und über Holunda im Besonderen. Dann wird sie dich vielleicht doch noch holen.“
    Der Rabe wiegt mit dem Kopf.
    „Ich glaube immer noch, dass du flunkerst. Aber ich habe in meinem Leben schon vieles gesehen. Und daher weiß ich, es könnte genauso gut wahr sein, was du sagst. Deshalb will ich einen Streit mit der Hexe nicht riskieren. Also was willst du von mir?“
    „Kennst du den Bauern Michael?“
    „Diesen Spinner kennt doch jeder. Der mit seinem blöden Motorrad. Er denkt, alle haben Angst vor ihm und seiner blöden Karre. Und was ist mit ihm?“
    „Er hat meine Mutter auf dem Gewissen. Und gestern hätte er mich beinahe überfahren. Ich finde, wir sollten ihm einen Denkzettel verpassen.“
    Der Rabe nickt. „Könnte er gut vertragen. Und was soll das sein?“
    „Hast du keine Idee?“
    „Ich?! Junge, du hast Nerven. Mir hat er doch nichts getan.“
    „Das schon. Aber niemand ist so gemein und hinterhältig, wie du. Dir fällt sicher etwas ein.“
    Er holt tief Luft.
    Und wir können direkt sehen, wie es in seinem Kopf arbeitet.
    „Gebongt“, ruft er plötzlich. „Ich habe zu tun. Seid in einer Stunde wieder hier. Da dreht der Bauer Michael wieder seine Runde.“
    Und so stehen wir eine Stunde später am Straßenrand und warten. Und tatsächlich knattert es weit hinten, und wenig später sehen wir Michael auf seinem Motorrad heranrasen.
    Doch etwas ist anders als sonst. Hinter seinem Rücken scheint eine kleine Rauchfahne aufzusteigen. Und als er näherkommt, wird er immer langsamer. Jetzt scheint er schon mitten im Qualm zu stehen. Michael macht ganz große Augen und hält die Maschine an. Dann springt er herunter, jammert vor Schmerz, sieht sich um und rast dann in einem irrsinnigen Tempo an uns vorüber und springt über Tante Carlas Gartenzaun.
    Dabei können wir sehen, was ihn quält. Sein Hintern scheint in Flammen zu stehen. Die Hose ist knallrot und stinkt und qualmt, dass man den Schaden sofort löschen möchte.
    Etwas anderes hat er selber nicht vor. Mit einem Riesensatz landet er in Tante Carlas Gartenteich und setzt sich mitten hinein. Weißer Qualm steigt auf, als Zeichen, dass das Feuer gelöscht ist. Und die Augen vom Michael werden selig vor Glück vom nachlassenden Schmerz. Dann steht er endlich wieder auf und tropft vor Nässe. Schleppenden Schrittes geht er an uns vorbei zu seinem Motorrad hin.
    „Diese gottverfluchte Karre“, ruft er. Dann gibt er ihr einen Tritt, nimmt sie dann aber in die Hand und schiebt sie zurück zu seinem Haus hin. Den ganzen Weg muss er nun laufen. Das Motorrad hat einen ganz verbrannten Sitz. Und die Hose hängt in Fetzen von seinem Hintern. So sehen wir den Bauern zum letzten Mal.
    Der Rabe gesellt sich zu uns und wir fragen ihn, wie er das denn angestellt hat, dass der Michael sich so den Hintern verbrennen konnte an seinem geliebten Motorrad.
    „Eine Zauberei war das nicht“, sagt
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