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Die Katastrophe

Die Katastrophe

Titel: Die Katastrophe
Autoren: Krystyna Kuhn
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schrie sie. »Das ist so verseucht von deinen Hautpartikeln, dass eine Genprobe ein Kinderspiel wäre.«
    »Aber du musst in einer Stunde mit den anderen beim Dean sein«!« Debbie war der Triumph anzuhören. »Ihr habt schließlich die Anwesenheit der Generalgouverneurin ignoriert, drei Tage ohne Abmeldung im College gefehlt und das Schlimmste: Ihr seid ohne Erlaubnis auf den Ghost. Und ich stecke mit drin, verstehst du? Ich bin Mitwisser.«
    Ein Mitesser bist du, dachte Katie. Ein Schmarotzer. Ein Blutsauger. Nur lebensfähig, wenn du uns alle Gehirnzellen aussaugst.
    »Wir können dem Dean ja schwören, du wusstest nichts davon.«
    »Wusste ich auch nicht.«
    »Bla, bla, bla . . .«, murmelte Katie.
    Was Debbie wohl für ein Gesicht machen würde, wenn sie erfuhr, was Katie dort unten in der Gletscherhöhle entdeckt hatte?
    »Und ihr habt wirklich keine Spur von den verschollenen Studenten gefunden?«, rief Debbie.
    »Schon mal über die nähere Bedeutung des Wortes verschollen nachgedacht? Das heißt, dass sich jede Spur verliert.«
    »Übrigens: Ich habe euch tausendmal versucht anzurufen, aber ich hab immer nur die Mailbox erreicht.«
    »Langsam kommt es mir so vor, als kappten sie hier im College absichtlich jede Verbindung zur Außenwelt«, murmelte Katie und drückte den nassen Schwamm über ihrem Gesicht aus.
    »Was?«
    »Funkloch!«, murmelte Katie und tauchte vollends unter.

    Während sie sich abtrocknete, kam die Ernüchterung. Katie beugte sich vor und zog den Stöpsel aus der Badewanne. Genau dasselbe würde passieren, wenn sie dem Dean alles erzählte. Sie würde die Büchse der Pandora öffnen.
    Tu’s nicht, Katie.
    Tu’s nicht!
    Plötzlich erinnerte sie sich wieder an die Stimme im Aufzug.
    »Dort oben wird jemand sterben. Verstehst du mich? Katie? Katie? Und es wird deine Schuld sein, Katie. Deine Schuld, Schuld...«
    Die Stimme – wer auch immer es gewesen war – hatte unrecht gehabt. Keiner von ihnen war gestorben. Und Katie hatte keine neue Schuld auf sich geladen.
    Und doch – alles stand in einem Zusammenhang. Sie fühlte es. Puzzleteile. Das große Ganze.
    In diesem Tal gab es zu viele Geheimnisse und es geschahen Dinge, die niemand vorhersehen konnte. Nicht einmal Robert.
    Noch hatte sie mit niemandem über die Sache mit der Leiche in der Gletscherhöhle geredet. Den Brustbeutel in ihrer Jackentasche hatte sie nicht geöffnet. Und die Frage stand über allem: Sollte sie nicht weiter schweigen?
    Paul.
    Sie hatte ihn noch immer nicht getroffen. Vielmehr schien er ihr aus dem Weg zu gehen. Auch keiner der anderen hatte etwas von ihm gehört oder gesehen.
    Dabei sehnte sie sich merkwürdigerweise danach, mit ihm zu sprechen.
    Ausgerechnet.
    Sie seufzte. Warum konnte sie sich nicht einfach für das Mittelmaß bei den Jungs entscheiden? Für irgendeinen netten harmlosen kanadischen Eishockey spielenden Typen, dessen größtes Vergnügen es war, mit seinem Snowboard die Hänge herunterzurasen?
    Man musste sich immer entscheiden: für Mr Nice Guy oder den Outlaw. Für Freundschaft oder Einzelhaft. Für oder gegen die Wahrheit.
    Aber das Tal ließ nicht zu, dass man sich dem großen Spiel entzog. Wer hatte das noch einmal gesagt?
    Ihr fiel es wieder ein.
    Ana.
    Und die hatte es von ihrem Großvater Nanuk Cree.

    Vor Katie stand ein riesiges Steak mit Pommes und sie zweifelte, ob ihr das reichen würde. Sie hatte sich den hintersten Platz in der Mensa gesucht, von dem aus sie einen direkten Blick auf den Ghost hatte, ohne zu sehr im Blickfeld der anderen Studenten zu sein.
    Doch natürlich hatten Debbie und dann auch noch ihre Mitbewohnerin Rose sie entdeckt und vor allem Debbie löcherte sie mit Fragen darüber, was Dean Walden gesagt hatte.
    »Werdet ihr jetzt vom College verwiesen?«, fragte sie und nahm sich eine Pommes von Katies Teller.
    »So wie du es sagst, klingt es fast, als ob du es dir wünschst. Aber Pech gehabt, Deb«, erklärte Katie spöttisch. »Wir haben nur eine Verwarnung erhalten. Offenbar war der Besuch der Generalgouverneurin ein voller Erfolg und jetzt fürchten sie die schlechte Presse.«
    »Das ist alles?« Debbie klang tatsächlich enttäuscht.
    »Du weißt doch, wie das hier läuft. Schotten dicht, das ist die Taktik des Grace. Oder hätten sich sonst die Gerüchte halten können, acht Studenten seien verschwunden?«
    »Sind sie doch auch!«
    »Alle?« Katie hob die Augenbrauen. »Hast du nicht selbst am Anfang erklärt, einige seien zurückgekommen?«
    Sie musterte
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