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Die Katastrophe

Die Katastrophe

Titel: Die Katastrophe
Autoren: Krystyna Kuhn
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Julia, die sich die Ohren zuhielt und fragend die Schultern hob.
    »WIR HABEN ES GESCHAFFT!«
    Katie schrie es heraus. Es war ihre eigene Botschaft, nicht bestimmt für die Welt, nicht einmal für ihre Freunde – obwohl auf dieser neuen Liste ein weiterer Name Platz gefunden hatte. David Freeman. Er stand direkt unter Julias Name.
    Na, wenn das kein Zeichen ist, dachte sie.
    Und noch ein Name würde vielleicht in Zukunft dort stehen.
    Paul Forster.
    Sie sah sich nach ihm um und konnte ihn nirgends entdecken.
    »Wo ist Paul?«, brüllte sie David direkt ins Ohr.
    An seinem Blick erkannte sie, dass er verstanden hatte.
    »Weg!«, brüllte er zurück.
    »Weg?«
    David nickte.
    »Seit wann?«
    »Keine Ahnung. Als Julia aufgewacht ist, war er bereits verschwunden.«
    Er war ohne Katie gegangen? Einfach so?
    »Warum habt ihr mich nicht geweckt?«, schrie sie.
    Der Lärm des Hubschraubers verebbte, als der Pilot die Rotoren abstellte.
    David hob die Schultern. »Vielleicht ist er in aller Frühe abgestiegen. Vielleicht war er es, der die Mounties verständigt hat.« Er deutete auf den Hubschrauber. »Zutrauen würde ich es ihm schon. Paul hat die ganze Zeit über gemacht, was ihm passte. Aber ist jetzt egal. Mann, bin ich erleichtert, nicht länger für Ana verantwortlich zu sein.«
    »Wie hat sie denn die Nacht überstanden?«
    David wiegte den Kopf. »Sagen wir mal: Sie hat sie überstanden.« Plötzlich trat ein verblüffter Ausdruck in sein Gesicht und einen Moment blieb auch Katie der Mund offen stehen. Die Tür des Hubschraubers wurde aufgeschoben und nicht Paul winkte ihnen zu, sondern . . . nie im Leben hätte sie damit gerechnet – Benjamin, die Kamera vor dem Gesicht.
    »Irgendwann«, knurrte David, »bringe ich ihn mit seiner verdammten Kamera um.«
    »Wenn ich dir nicht zuvorkomme«, erklärte Katie.
    Hinter Benjamin erschien eine zweite Gestalt.
    »Chris!« Julias Stimme überschlug sich. »Es ist Chris!«
    Und Katie sah, wie ihre beiden neu gewonnenen Freunde in verschiedene Richtungen davonliefen. Während ihre Mitbewohnerin Chris entgegenrannte und ihm Augenblicke später um den Hals fiel, verschwand David in der Hütte.
    So viel zum Thema Freunde, dachte sie.
    Am Ende stand man doch wieder alleine da.

    Chris hatte das Feuer im Ofen entfacht. Sie saßen um den Tisch in der Hütte und warteten auf die Rückkehr des Hubschraubers. Er war gerade auf dem Weg ins Krankenhaus. David hatte darauf bestanden, Ana zu begleiten. »Ich führe eine Sache zu Ende, die ich angefangen habe«, hatte er erklärt. Doch Katie vermutete, dass er einfach keine Lust verspürte, im selben Raum mit Chris zu sein.
    »Der Heli müsste doch eigentlich längst zurück sein, oder?« Benjamin turnte auf einem Stuhl herum und versuchte, jede Einzelheit mit der Kamera einzufangen. »Ich fahre total auf eure Gesichter ab«, erklärte er. »Ihr seid vom Leben gezeichnet, wisst ihr das? Glück und Unglück. Lebenswille und To-desnähe.«
    »Beachtet ihn nicht«, erklärte Katie. »Im Grunde ist er nichts weiter als ein Affe, der herumturnt.«
    »Wisst ihr noch? Vor drei Tagen saßen wir hier ebenfalls um diesen Tisch. Nur sah die Welt da völlig anders aus.« Chris zeigte sich in bester Laune. Er hatte den Arm um Julia geschlungen, die einfach nur erleichtert schien, dass er nicht das riesengroße Arschloch war, wie Katie ihn genannt hatte.
    Katie allerdings war sich da nicht sicher. Julia mochte ja verdrängen können, wie sich Ben und Chris dort oben am Gletscher verhalten hatten. Doch sie nicht.
    »Vor drei Tagen gab es wenigstens noch Bier«, rief Benjamin.
    »Im Grunde ist es doch perfekt gelaufen«, sagte Chris und lachte. »Während ihr Ana aus der Spalte gezogen habt, haben wir dafür gesorgt, dass sie so schnell wie möglich in ein Krankenhaus kommt. Das nenn ich Teamwork.«
    Benjamin nickte. »Chris hat recht. Es war doch von Anfang an klar, wer für die Action zuständig ist und wer für die Regie.« Er grinste in die Runde.
    »Seit wann nennt man das perfekte Regie, wenn man einfach abhaut?«, wollte Katie wissen. »Abgesehen davon, dass Ana jetzt tot sein könnte, wenn wir uns alle so egoistisch wie ihr verhalten hätten. Die Nacht hätte sie nicht in der Gletscherspalte überlebt.«
    »Hätte, wäre, wenn.« Chris wischte ihren Einwand beiseite. »Fakt ist, dass wir nach Fields abgestiegen sind, um Hilfe zu holen. Also von wegen: im Stich gelassen!«
    Katie sah auf. »Wie habt ihr das eigentlich so schnell geschafft? Ihr
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