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Die Katastrophe

Die Katastrophe

Titel: Die Katastrophe
Autoren: Krystyna Kuhn
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kanntet doch den Weg gar nicht.«
    »Wir hätten Chris gleich als Führer nehmen sollen«, rief Benjamin. »Er hat genau gewusst, welche Route wir nehmen mussten, jede Abzweigung. Und das Ganze ohne Karte. Ich habe diesem Paul noch nie getraut. Er ist genauso ein Blender wie sein Dad.«
    Katie starrte Chris an und nahm sehr wohl das leichte Lächeln wahr, das in seinen Mundwinkeln lag. Arroganz und Überlegenheit erkannte Katie sofort, wenn sie ihr begegneten.
    »Ach ja?« Sie musste sich wirklich zusammenreißen. »Und warum hast du nicht von Anfang an gesagt, dass du dich hier oben auskennst?«
    »Schon mal etwas von Geheimnissen gehört?«, fragte Chris. Aber er blickte nicht Katie an, sondern Julia.
    Er ist nicht gut für sie, dachte Katie und irgendwann werde ich ihr das beweisen.
    »Wisst ihr nur, was mich in den Wahnsinn treibt?« Benjamin fuhr sich verzweifelt durch die Haare. »Es war alles umsonst. Wir haben unseren Arsch umsonst aufs Spiel gesetzt. Denn wir haben nichts dort oben gefunden, was uns auf die Spur der Studenten von damals bringt. Rein gar nichts.«
    »Abgesehen von den beiden Fotos«, sagte Julia nachdenklich. Plötzlich sprang sie auf. »Ist euch eigentlich schon einmal die Idee gekommen, dass Geheimnisse einen Sinn haben?«
    »Was meinst du damit?«, fragte Benjamin.
    »Griechische Mythologie. Die Büchse der Pandora.«
    »He, lass jetzt nicht den Professor raushängen.«
    »Die Büchse der Pandora«, begann Katie, »wenn man sie öffnet, dann...
    ». . . fliegt einem der ganze Scheiß der Menschheit um die Ohren«, ergänzte Chris.
    Jetzt, dachte Katie! Das ist der Moment. Jetzt werde ich ihnen von dem Jungen im Gletscher erzählen.
    Doch dazu kam es nicht, denn in diesem Moment dröhnte das Geräusch des Hubschraubers in ihren Ohren.
    »Aber warum habt ihr diesen Zettel geschrieben?«, fragte Julia.
    »Welchen Zettel?« Chris sah sie stirnrunzelnd an.
    »Na ja, eure Botschaft – WIR HABEN ÜBERLEBT. Der Zettel lag doch auf dem Tisch in der Hütte.«
    Chris und Benjamin starrten Julia an.
    »Wir haben keinen Zettel geschrieben.«
    »Benjamin, komm schon, das ist nicht lustig!«
    Doch Benjamins Gesicht blieb ernst. »Zeig doch mal her!«
    Julia schüttelte den Kopf. »Paul hat den eingesteckt, glaub ich«, sagte sie hilflos.
    Chris zuckte mit den Schultern. »Ist ja auch egal«, sagte er. »Was immer auf diesem verdammten Zettel stand, er ist nicht von uns. Wir waren nämlich gar nicht mehr in der Hütte. Wir sind, ohne anzuhalten, nach Fields abgestiegen.«

31
    I n der Badewanne liegend, fühlte Katie sich wie neugeboren, und das nicht nur, weil sie endlich den Dreck der vergangenen Tage abwaschen konnte. Nur die blauen Flecken ließen sich nicht abschrubben. Katie sah so aussätzig aus, dass sie fürchtete, die Security würde sie dem Gesundheitsministerium wegen unbekannter Krankheitssymptome melden.
    Das Verbrechen – so hatte Dean Walden es genannt –, auf den Ghost zu steigen, war ein Erlebnis gewesen, was Katie niemals vergessen würde. Auch wenn es sie zum zweiten Mal ans Limit gebracht hatte. Limit, dachte sie, das ist es, was ich brauche.
    Aber sie war zurück aus der Hölle. Und nach dem, was sie dort erlebt hatten, erschien ihr eine schlichte Badewanne wie der Himmel, auch wenn das Wasser, das aus dem Hahn gekommen war, mal wieder diese eklig gelbe Färbung hatte, als hätte jemand hineingepisst.
    Es war die Hölle gewesen, aber sie waren davongekommen.
    Und das waren die Tatsachen, die am Ende von drei schier endlosen Tagen übrig geblieben waren:
    No. 1: Sie waren wieder unten.
    No. 2: Sie hatten den Gipfel erreicht.
    No. 3: Paul hätte auf der Liste ihrer Freunde stehen können, wenn
    No. 4: er sie am Ende nicht im Stich gelassen hätte.
    No. 5: Ana hatte überlebt und war bereits wieder auf dem Weg der Besserung.
    No. 6: Der Typ in der Eishöhle nicht.
    No. 7: Was sollte sie den anderen erzählen?
    Verflucht! Draußen klopfte Debbie nun schon zum hundertsten Mal an die Badezimmertür. »Katie! Wie lange willst du denn noch da drinbleiben? Du hast ja bald keine Haut mehr am Körper, so ewig liegst du schon in der Wanne. Wahrscheinlich ist die Seife schon alle.«
    Von wegen – nicht einen Finger hatte Katie gehoben, die Seife nicht einmal in die Hand genommen und den Schwamm nur dazu benutzt, ihn vollsaugen zu lassen und ihn über ihrem Gesicht auszudrücken. Und das könnte sie noch Stunden so weitermachen.
    »Du kannst ja inzwischen mal das Waschbecken im Klo putzen«,
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