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Die Katastrophe

Die Katastrophe

Titel: Die Katastrophe
Autoren: Krystyna Kuhn
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jetzt?«, fragte David und wurde kreidebleich.
    Katie sah ihn an. »Ja, das erzähl ich euch jetzt erst!«
    Mit Chris’ Lässigkeit war es plötzlich vorbei. »Mann Katie, wir müssen da noch einmal hoch!«
    »Ich glaube nicht, dass ich das möchte.«
    Auch Julia war wie verwandelt. Sie hatte ihre Sonnenbrille abgesetzt, ihre Augen waren weit aufgerissen. »Aber deswegen sind wir doch überhaupt erst auf den Ghost hinauf!«, rief sie verzweifelt. »Weil wir nach Spuren suchen wollten. Die Namen auf dem Gedenkstein. Sie müssen doch eine Bedeutung haben.«
    »Es sind die Namen der Verschollenen. Und offenbar haben wir endlich einen von ihnen gefunden.« Debbie sprang auf. »Das ist die Story für den Grace Chronicle. Das wird der Hammer. Ich muss gleich ins CD und die Neuigkeit twittern.«
    »Nein!«, rief Katie bestimmt. »Kein Wort. Zu niemandem. Vor allem nicht du, Debbie.«
    »Ich lasse mir doch von dir nicht vorschreiben, was in den Chronicle kommt.«
    »Das vielleicht nicht«, sagte Katie. »Aber du hast keine Beweise. Nichts. Denn unser Starregisseur hat sich in die Hose gemacht, als er nur einen Blick in die Gletscherspalte geworfen hat.«
    »Aber der Dean! Wir müssen es der Collegeleitung melden.«
    »He, sag mal«, brauste Chris auf. »Hast du auch noch eine andere Beschäftigung, als dem Dean in den Arsch zu kriechen? Meinst du, der wird etwas unternehmen, nachdem die Generalgouverneurin plant, das Grace nächstes Jahr auszuzeichnen?«
    »Habt ihr mal überlegt, was mit den Eltern ist«, fragte David. »Oder mit Freunden, Angehörigen? Wie furchtbar, all die Zeit über im Ungewissen zu schweben. Das ist nicht richtig. Wir sollten es wirklich melden.«
    »Glaub mir«, erwiderte Katie. »Wenn die Eltern des Jungen dort oben noch leben – sie werden nicht wissen wollen, wie ihr Sohn gestorben ist. Denn... denn der Typ ist nicht etwa umgekommen, weil er in den Gletscher gestürzt ist und weil er keine Freunde hatte, die ihn da wieder rausgezogen haben.«
    Chris hob die Hände. »Schon gut! Ich weiß, ich bin ein Arsch! Ein Verbrecher, weil ich meine eigene Haut gerettet habe, aber...«
    »Lass Katie doch ausreden!«, unterbrach ihn Julia.
    »Dieser Junge da unten.« Katie beugte sich nach vorne. »Er wurde ermordet.«
    Eine Zeit lang herrschte eisige Stille.
    Vom Ufer des Sees klangen Gelächter und Händeklatschen nach oben auf den Balkon. Ein weißes Segel schnitt durch den blauen Himmel.
    »Ermordet?«, flüsterte Julia und warf Robert einen Blick zu, von dem Katie zu gerne gewusst hätte, was er zu bedeuten hatte.
    »Und woher weißt du das?«, fragte Chris.
    »Na ja«, Katie holte tief Luft. »Immerhin steckte in seinem Rücken eine Eisaxt. Genauer gesagt zwischen den Schulterblättern. Ich sollte es wissen. Ich musste sie schließlich herausziehen, um das Seil zu kappen.«
    Das Schweigen war kaum auszuhalten.
    »Wir können das nicht für uns behalten«, sagte schließlich David. »Nicht, wenn es um Mord geht.« Er sah Katie scharf an. »Du wolltest es uns gar nicht erzählen, oder? Wieso hast du dich umentschieden?«
    »Weil ich wie ihr wissen will, was wirklich dort oben passiert ist. Und weil die Polizei den Fall so schnell wie möglich abschließen wird.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Weil sie es schon vor dreißig Jahren so gemacht haben. Acht Studenten sind verschollen? Nein, das ist eine Lüge. Genau wie die Tafel in der Lichtung beim Bootshaus.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Glaubt mir, ich weiß es.«
    »Und was schlägst du vor?«, fragte Julia und Katie sah an ihrem Blick, dass sie dieselben Gedanken hatte wie sie selbst.
    »Beweise sammeln. Wir müssen alle Beweise sammeln, die wir finden können.«
    »Beweise?«, fragte Chris. »Wo willst du denn da anfangen?«
    »Wir haben doch schon jede Menge. Das Polaroid-Foto, das Benjamin in der Hütte gefunden hat. Und das Foto von dem Mädchen aus dem Sumpf. Hast du die beiden Bilder dabei, Ben?«
    »Ja, klar. Die hüte ich wie meinen Augapfel.« Benjamin zog einen Umschlag aus seiner Tasche und legte die Fotos vor ihnen auf den Tisch. Debbies dicke Finger griffen sofort nach der Aufnahme aus der Hütte. Sie sah sie kaum an.
    »Da kann man ja gar nichts erkennen«, quengelte sie gleich darauf. Was Katie so nicht unterschreiben konnte. Wenn man die Person auf dem Bild kannte, konnte man sie sehr wohl erkennen. Mi Su – ihre Mutter war die Dritte von rechts und sie stand neben dem Mädchen mit den langen blonden Haaren. Welcher der Jungen
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