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Die kalte Nacht des Hasses

Die kalte Nacht des Hasses

Titel: Die kalte Nacht des Hasses
Autoren: Linda Ladd
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Löcher in meine brandneuen schwarzen Stiefel geschossen hatte.
    Black rief mich an, gerade als Dr. Martha das letzte bisschen Gaze um meinen Fuß wickelte.
    »Wo steckst du? Ich warte schon seit einer Stunde bei dir zu Hause darauf, dass du kommst. Das Essen wird kalt.«
    »St. John’s Regional Health Center.«
    »In Springfield? O Gott, was ist passiert? Geht es dir gut?«
    »Mir geht’s gut. Bud und Shaggy sind okay. Brianna nicht.« Ich erzählte ihm die scheußlichen Einzelheiten, und es klang noch viel schlimmer, wenn man es aussprach. Ich wünschte, ich müsste mir nicht zuhören, wenn ich so was erzählte. Am Ende war ich mit der Geschichte fertig, und mit den Nerven auch.
    »Du hast Glück, noch am Leben zu sein.«
    Black fing an, das ziemlich häufig zu sagen. Fast wie ein Mantra. Aber er klang ehrlich besorgt, was wohl ganz nett war.
    »Der Hubschrauber bringt einen Patienten aus Kansas City, aber ich komme dich in der Lear abholen.«
    Das klang gut. Ich war müde und wollte schlafen, irgendwo in Sicherheit und ohne Scheren, vielleicht mit Black an meiner Seite, bewaffnet mit einer geladenen Pistole und auf der Hut. »Danke. Ich fände es wirklich toll, wenn du das tust.«
    Wir legten auf und ich wusste, dass ich als Nächstes Charlie über die Sache in Kenntnis setzen musste. Diesen Anruf wollte ich wirklich nicht machen, ehrlich nicht. Vielleicht sollte ich das einfach Bud übernehmen lassen, sollte der doch erklären, wie diese entsetzliche Katastrophe zustande gekommen war. Besser noch, Bud und ich setzten uns ein bisschen zusammen und glichen unsere Geschichten ab, bevor wir irgendjemanden anriefen, der die Möglichkeit hatte, uns zu feuern. Noch viel besser: Ich schaute erst mal, ob es Bud gut ging. Ich konnte den schrecklichen, entsetzten Ausdruck auf seinem Gesicht, als Brianna verstümmelt wurde, nicht vergessen. Und sein normaler Ausdruck war nie zurückgekehrt. Diese sinnlose Brutalität hatte mich auch mitgenommen, und ich durfte nicht an ihr makelloses, schönes Gesicht denken, oder wie es jetzt aussehen musste, oder wie Walter Costin einfach ihre Unterlippe abgeschnippelt hatte, als schnitte er ein Preisschild von einem Kissen.
    Nein, emotional ging es Bud sicher nicht gut, und da Black einige Zeit brauchen würde, um nach Springfield zu gelangen, entschied ich mich, nach oben zu humpeln und nach meinem Partner zu sehen. Ich schluckte die Schmerztabletten, die sie mir gaben, und erfragte, dass Bud mit einigen kleinen Schusswunden auf der linken Körperseite ein Krankenhausbett zugewiesen worden war. Brianna und Shaggy befanden sich beide noch in den OP-Sälen.
    Die Morgenschicht begann gerade den Dienst und ich wanderte durch eine relativ verlassene Notaufnahme, jetzt wo unsere kleine blutige Bande verarztet war, in einen der großen Krankenhausflure, wo ich etliche Krankenschwestern in einem regenbogenbunten Sortiment von Uniformen miteinander plaudern und Starbucks-Kaffee trinken sah. Ich fragte an der Aufnahme, wo sie Bud hingebracht hatten.
    Laut ihres Namensschilds war der Name der Rezeptionistin Cassandra Case und sie trug die coolsten türkisfarbenen Fransen-Wildlederstiefel, die ich je gesehen hatte. Ich bevorzugte normalerweise schwarze Polizeikampfstiefel, aber die standen ihr toll. Sie hatte ein hübsches Lächeln und war freundlich und sah gut genug aus, dass sie sogar bei Black im Hotel hätte arbeiten können. Wie sie alles auf ihrem Schreibtisch geordnet hatte, komplett rechtwinklig, sogar der Kugelschreiber, verriet mir, dass sie vielleicht ein bisschen spießig war. Sie beschrieb mir den Weg zu einem Doppelzimmer im zweiten Stock auf der Westseite.
    Die Flure waren flüsterleise, die meisten Patienten schliefen und träumten in abgedunkelten Doppelzimmern. Als ich Buds Tür aufstieß, hörte ich ein Schnarchen, was ich für ein gutes, positives Zeichen hielt, dass sie ihm ein kräftiges Sedativum gegeben hatten, um ihn zu beruhigen und den schrecklichen Ausdruck auf seinem Gesicht verschwinden zu lassen. Es wäre besser für ihn, wenn sein Geist vollständig ausgeschaltet wurde, sein Hirn wäre einfach nur eine wirre graue Masse, die nicht an das Blut denken musste, das aus Bris Mund geströmt war. Aber als ich den Vorhang zur Seite zog, war es ein Junge, der aussah wie achtzehn, er schnarchte mit offenem Mund, ein Bein in einer Schlinge hochgelegt.
    Ich hinkte an dem ersten Patienten vorbei und zog den Vorhang zum zweiten Bett zur Seite. Das Bett war leer, weiße Laken
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