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Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Titel: Die Känguru-Offenbarung (German Edition)
Autoren: Marc-Uwe Kling
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kommst. Den habe ich sogar ausgedruckt.« Es kramt in seinem Beutel. »Kuck. Und wenn man hier die Anfangsbuchstaben der Zeilen von oben nach unten liest, ergibt das: M, D, U, D, H, K, G, E, H, I, E, M, B, D, W, B, B, U, D, D, V, P, V, S, G, G, E, G, S, W, I, R, D, W, K, B, Y.!«
    »Ja … Tja.«
    »Und wenn man die Buchstaben neu sortiert, ergibt das: H, K, I, H, D, G, E, G, M, G, E, D, U, E, D, P, V, S, R, D, W, K, B, S, W, I, D, W, B, D, V, Y, G, B, B, M, U.!«
    »Genau …«
    »Jetzt muss man nur noch zu diesen Anfangsbuchstaben die richtigen Wörter finden und erhält: H, K: ›Hallo, Känguru!‹ I, H, D, G, E, G: ›Ich hoffe, dir geht es gut.‹ M, G, E, D, U, E: ›Mir geht es den Umständen entsprechend.‹ D, P, V, S, R: ›Der Pinguin verhält sich ruhig.‹ D, W, K, B, S, W, I, D, W, B, D: ›Das Wetter könnte besser sein. Wie ist das Wetter bei dir?‹ V, Y, G: ›Viele yuppieverachtende Grüße.‹ B, B, M, U: ›Bis bald. Marc-Uwe.‹ Ich hab ’ne Weile gebraucht, das rauszufinden, aber es hat mir an dem Tag wirklich die Laune gerettet.«
    »Ach so«, sage ich. » Die Nachricht hast du gemeint.«
    »War das richtig?«, fragt das Känguru. »Yuppieverachtende Grüße? Dieses Ypsilon hat mir echt Kopfschmerzen bereitet.«
    »Ja, war richtig«, sage ich. »Yuppieverachtende Grüße. Das ist doch eine gängige Floskel.«
    »Nun. Hm. Ich hab auch noch lange gerätselt, wieso du so viel übers Wetter schreibst. Dann ist mir aber klargeworden, dass das nur eine Metapher für deinen emotionalen Zustand sein sollte. Und dann hab ich doch das Mädchen vorbeigeschickt, das dir, als du vor dem Falafelladen gesessen hast, die Biobrause über den Kopf gießen und dazu Why does it always rain on me singen sollte.«
    »Jetzt wird mir so einiges klar«, sage ich. »Der Busfahrer, der mir statt Wechselgeld diesen Zettel gegeben hat, auf dem stand: ›Jemand denkt an dich!‹?«
    »Ja!«, ruft das Känguru.
    »Der große, fiese Rocker, der plötzlich vor mir gebremst hat und sagte: ›Jemand kommt dich bald besuchen!‹«
    »Ja!«
    »Der Junkie mit der offenen Wunde im Gesicht, der mir hinterherbrüllte: ›Jemand weiß, wo du wohnst!‹«
    »Ja!«
    »Die alte, stinkende Frau, die mich auf der Straße umarmt, an meinem Ohr geleckt und ›Bist du auch so einsam?‹ gehaucht hat?«
    »Nee«, sagt das Känguru. »Damit hatte ich nix zu tun.«
    »Hm. Schade.«

»Dream a little dream of me.«
    Freddy Krueger
    »Was wurde aus Ihren Papageien?«, fragt das Känguru.
    »Sie tötete sie«, sagt mein Psychiater. Er liegt auf der Couch.
    »Sie wachen immer noch manchmal auf, nicht wahr?«, fragt das Känguru. »Wachen auf im Dunkeln und hören die Papageien schreien.«
    »Ja«, sagt mein Psychiater.
    »Und Sie glauben, wenn Sie den armen Marc-Uwe retten, dann würde all das aufhören? Sie glauben, wenn Marc-Uwe mich loswird, würden Sie nie wieder im Dunkeln aufwachen, durch dieses grauenhafte Geschrei der Papageien.«
    »Tschilp! Tschilp!«, ruft mein Psychiater.
    Ich fahre aus dem Schlaf hoch. Leicht verstört schlurfe ich in die Küche, mache einen Kaffee für mich und einen Malzkakao fürs Känguru. Als ich damit ins Wohnzimmer komme, liegt das Beuteltier in seiner Hängematte und liest. Ich setze mich in den Sessel.
    »Sag mal, warum hast du dich in deinen Nachrichten eigentlich immer nur als ›Jemand‹ bezeichnet?«
    »Man kann nicht vorsichtig genug sein«, sagt das Känguru, ohne von seinem Buch aufzublicken.
    »›Jemand‹ hat mir Angst gemacht«, sage ich.
    »Wer?«, fragt das Känguru.
    Ich gähne, winke ab und nehme einen großen Schluck Kaffee.
    »Was liest du denn da?«
    »Ach, Fantasy«, sagt das Känguru.
    »Das kommunistische Manifest?«, frage ich.
    »Nein, nein. Es geht um eine junge Prostituierte, die herausfindet, dass sie zaubern kann. Deswegen kommt sie dann auf so eine spezielle Schule.«
    »Wie heißt das Buch?«
    » Die Wunderhure .«
    Ich kucke geringschätzig.
    »Kuck nicht so geringschätzig«, sagt das Känguru. »Ich muss für meine Arbeit immer schon so anstrengende Sachen lesen, darum schmökere ich in meiner Freizeit gerne in leichterer Kost.«
    »Soso.«
    »Außerdem hast du wahrscheinlich total romantisierte Vorstellungen vom Untertauchen, aber die Hauptbeschäftigung im Untergrund ist, irgendwie die verdammte Zeit totzuschlagen.«
    »Du bist zu Hause, aber immer noch im Untergrund?«
    »Der Untergrund ist, wo ich bin.«
    »Aha.«
    »Na gut! Ich steh halt einfach auf so Fantasy-Scheiß«,
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