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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut
Autoren: Catherine Coulter
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Haaren. Ich glaub', Sie nennen ihn MacDuff.«
    Colin erbleichte. Ryder legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Wer ist dieser MacDuff?«
    »Mein Cousin. Douglas hat ihn in London kennengelernt. Mein Gott, Ryder, warum nur? Ich verstehe das nicht.«
    Ryder gab Jamie eine Guinee, und der Junge konnte sein Glück kaum fassen. »Danke, Mylord, danke! Meine Ma tät jetzt sagen: Gott segne Sie, Mylord.«
    Colin stand schwerfällig auf. »So, Jamie, du bringst uns jetzt zu der Stelle, wo du ihn gesehen hast.«
    Eine Stunde später schlüpfte Douglas durch dieselbe kleine Hintertür in die Küche. Seine Augen funkelten vor Aufregung, und während seine Frau ihn zur Begrüßung küßte, sah er das gleiche verräterische Glitzern auch in ihren Augen. »Deine Abenteuerlust steht der meinen in nichts nach, stimmt's?«
    »O ja, und bald werden wir MacDuff geschnappt haben. Erinnerst du dich noch an ihn, Douglas? Der ungemein sympathische Riese, der Colin in London besucht hat. Colin war wie vom Donner gerührt. Er kann nicht verstehen, warum MacDuff so etwas tut.«
    »Großer Gott!«
    »Es ist ein Schock, ich weiß. Colin und Ryder lassen sich von dem Jungen, der ihn gesehen hat, sein Versteck zeigen.«
    »Bald werden wir Arleths und Fionas Mörder also in unserer Gewalt haben. Welches Motiv er wohl hatte?«
    Alex schüttelte den Kopf. »Das weiß nicht einmal Colin. Nur Sophie behauptet natürlich, sie hätte ihn sofort verdächtigt, wenn sie das Glück gehabt hätte, ihn wie wir in London kennenzulernen.«
    Douglas lachte.
    Als Douglas um sieben Uhr abends zum Schloß zurückritt, wußte er genau, von wo aus MacDuff ihn beobachtete, und er hielt sein Gesicht von jenem dichten Fichtenwäldchen abgewandt und hoffte, daß der Entführer seine Aufmerksamkeit auf die pralle Satteltasche konzentrieren und deshalb nicht bemerken würde, daß Gulliver kein bißchen schwitzte, wie das nach einem stundenlangen harten Ritt der Fall gewesen wäre. Tatsächlich hatte Gulliver aber nur einen zehnminütigen Galopp hinter sich. Douglas war von dem Hengst begeistert, bezweifelte aber, daß Colin ihn ihm verkaufen würde.
    Eine halbe Stunde später hob Philpot einen Brief auf, der auf der Freitreppe lag, öffnete ihn, las und lächelte.
    MacDuff pfiff vergnügt vor sich hin, als er sein Pferd vor der halb verfallenen Kate anband, die am östlichen Rand des Cowal Swamp stand, von einigen Tannen umgeben.
    Es war ein unheimlicher Ort, an dem es nach Verwesung und fauligem Wasser stank. Angeblich hatte früher ein Eremit jahrelang in der Hütte gehaust, bis er eines Nachts während eines heftigen Sturms einfach ins Moor ging, laut singend, er sei jetzt auf dem Weg in den Himmel. Das einzige Fenster war mit morschen Brettern vernagelt, und eines der Bretter schaukelte an einem rostigen Nagel hin und her. MacDuff zog seine Handschuhe aus und betrat den einzigen Raum, in dem nur ein Tisch und zwei Stühle standen, die er selbst hergeschafft hatte, weil er nicht auf dem schmutzigen Lehmboden sitzen wollte. Sinjun war an einen Stuhl, gefesselt, und er schmunzelte bei dem Gedanken, daß die Ratten ihr während seiner Abwesenheit Gesellschaft geleistet hatten.
    Sinjun betrachtete den Riesen, der kaum durch den Türrahmen ging und sehr selbstzufrieden aussah. Dann dachte sie mit geschlossenen Augen an Colin und an ihre Brüder. Sie zweifelte keine Sekunde daran, daß sie sie finden würden, aber sie war trotzdem fest entschlossen, selbst einen Fluchtversuch zu unternehmen.
    »Jetzt wird es nicht mehr lange dauern.« MacDuff ließ sich händereibend auf den zweiten Stuhl fallen, der unter seinem Gewicht bedrohlich knarrte. Er knackte enervierend mit den Knöcheln, holte sodann aus einer braunen Tüte einen Laib Brot hervor, brach ein großes Stück davon ab und begann zu essen. »Nein«, wiederholte er mit vollem Mund, »jetzt wird es nicht mehr lange dauern. Colin ist vor einer Weile aus Edinburgh zurückgekommen, und ich habe den Brief schon auf die Treppe gelegt. Es hätte keinen Sinn gehabt, bis morgen früh zu warten. Vielleicht möchte Colin dich ja lebendig wiederhaben. Wer weiß?«
    »Er ist ein Ehrenmann«, sagte Sinjun möglichst ruhig. Sie würde nicht so dumm sein, MacDuff zu reizen, denn sie hatte jetzt Angst vor dem Riesen, der ihr so sympathisch gewesen war.
    Er grunze nur und aß weiter, bis das ganze Brot verschwunden war. Sinjun knurrte der Magen, aber dem Bastard war es offenbar egal, ob sie verhungerte oder nicht.
    Sie fragte sich
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