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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut
Autoren: Catherine Coulter
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Auffälliges entdecken.«
    Sophie warf mit einem Rosinenbrötchen nach ihr. »Du bist so schrecklich stur, Alex! Wir haben die Tür gefunden. Es ist die kleine Küchentür, Colin. Ich weiß genau, daß jemand sie aufgebrochen hat, aber Alex behauptet steif und fest, daß es sich nur um normale Abnutzung handelt, weil die Tür so alt ist.«
    »Ich werde sie mir mal ansehen«, sagte Colin. »Jedenfalls danke, daß ihr es versucht habt.«
    »Wo zum Teufel ist Sinjun?« fragte Ryder in die Runde. Gleich darauf überbrachte der kleine Sohn eines Pächters einen Brief.
    »Bleib hier«, befahl Colin dem Jungen, während er den Umschlag aufriß. Er las den Brief zweimal, erbleichte und fluchte laut.
    Der Junge konnte ihm nichts Aufschlußreiches berichten. Ein Herr hatte ihm den Brief gegeben. Der Herr war bis zu den Ohren in einen Schal gehüllt und hatte den Hut bis zu den Augen heruntergezogen. Irgendwie kam er ihm bekannt vor, aber er wußte nicht, wer er war. Der Herr war nicht von seinem großen Pferd abgestiegen.
    Colin kehrte in den Salon zurück und reichte Douglas den Brief.
    »Allmächtiger, ich kann das nicht glauben!«
    Ryder riß seinem Bruder den Brief aus der Hand und las laut vor:
    Lord Ashburnham,
    ich habe Ihre reiche Frau in meiner Gewalt, und ich werde sie töten, wenn Sie mir nicht fünfzigtausend Pfund überbringen. Ich gebe Ihnen zwei Tage Zeit, um das Geld aus Edinburgh zu holen. Sie sollten sich unverzüglich auf den Weg machen. Ich werde Sie beobachten. Sobald Sie mit dem Geld zurückkommen, werde ich wieder Kontakt mit Ihnen aufnehmen.
    »O Gott!« murmelte Alex.
    Wenige Minuten später betrat Philpot den Salon und berichtete, einer der Stallburschen habe Crocker und Ost-le gefesselt und geknebelt in einer Stallecke gefunden. Die beiden Männer wußten nicht, wer sie aus heiterem Himmel niedergeschlagen hatte, während sie -einen kleinen Schwatz hielten.
    Colin wandte sich zum Gehen.
    »Wohin willst du?« Douglas packte seinen Schwager am Arm.
    »Nach Edinburgh, das verdammte Lösegeld holen!«
    »Wart einen Augenblick, Colin.« Ryder rieb sich bedächtig das Kinn. »Wir sollten zuerst ein bißchen nachdenken. Ich glaube, ich habe einen guten Plan. Kommt mit.«
    Sophie sprang auf. »O nein, ihr könnt uns nicht so einfach ausschließen! Schließlich sind wir hergekommen, um Sinjun zu helfen.«
    »So ist es!« bekräftigte Alex, griff sich an den Magen und rannte in die hinterste Ecke, wo Philpot einen Nachttopf hingestellt hatte.
    MacDuff beobachtete, wie Colin früh am nächsten Morgen das Schloß verließ und auf seinem großen Hengst Gulliver davongaloppierte. Er hatte ursprünglich angenommen, daß Colin sofort aufbrechen würde, aber andererseits war sein Vetter diese Ehe schließlich nur widerwillig eingegangen. Er hat Joan Sherbrooke nur wegen ihres Geldes geheiratet, und wenn sie umgebracht würde, dürfte er ihr keine Träne nachweinen.
    Aber Colins Ehre würde ihn natürlich zwingen, das Lösegeld zu bezahlen.
    MacDuff rieb sich die Hände. Mit etwas Glück würde Colin abends oder nachts zurückkehren, aber der Brief mit den Bedingungen der Geldübergabe würde erst am nächsten Morgen eintreffen. MacDuff wollte die Familie noch eine Weile schmoren lassen. Oder war das doch keine so gute Idee? Vielleicht sollte er die Sache doch lieber möglichst schnell über die Bühne bringen.
    Er genoß die Vorstellung, daß Sinjuns Brüder und Schwägerinnen sich zur Zeit in Vere Castle aufhielten, und er hoffte, daß sie versuchen würden, ihn irgendwie auszutricksen. Dann könnte er ihnen beweisen, daß sie völlig unfähige englische Bastarde waren.
    Die Engländer als große Verlierer — das wäre eine herrliche Ironie des Schicksals, ganz dazu angetan, den immer gegenwärtigen Schmerz in seiner Brust zu lindern.
    Er wartete noch eine Stunde, um zu sehen, ob einer von Sinjuns Brüdern das Schloß verlassen würde, aber kein Mensch ließ sich blicken. Erleichtert ritt er zu der kleinen Kate zurück.
    Es war Jamie, der jüngste aller Pächtersöhne, der durch die kleine Hintertür in die Küche schlüpfte — durch eben jene Tür, von der Sophie schwor, auf diesem Wege hätte der Mörder das Schloß betreten. Jamie gehörte zu dem Dutzend kleiner Jungen, die im weiten Umkreis des Schlosses als Späher postiert worden waren, natürlich gut versteckt.
    Colin saß am Küchentisch, einen Becher starken schwarzen Kaffee in der Hand.
    »'S is'n Mann, Mylord, 'S is' Ihr Vetter, der Riese mit den roten
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