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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut
Autoren: Catherine Coulter
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habe. Aber es tut mir nicht leid, daß sie tot ist. Sie war für dich gefährlich, Colin.«
    »O Gott«, murmelte Alex mit weichen Knien und setzte sich hastig auf den Boden.

KAPITEL 20
    »Es war kein Selbstmord«, sagte Colin.
    »Aber der Schemel neben ihr«, wandte Sinjun entsetzt ein. »Er war doch umgestoßen, so als hätte sie . . .« Ihre Stimme versagte, und sie schluckte. Colin zog sie fest an sich.
    »Ich weiß«, murmelte er. »Ich weiß. Wenn wir nur ein paar Minuten früher gekommen wären, hätten wir vielleicht ...« Douglas stand auf und lehnte sich an den Kamin, eine Tasse Kaffee in der Hand. »Nein, sie hat keinen Selbstmord begangen, davon bin ich fest überzeugt. Sie hatte einfach nicht die Kraft, einen derart stabilen Knoten wie den am Kronleuchter zu knüpfen.«
    »Müßten wir nicht den Magistrat verständigen?« fragte Sinjun ihren Mann.
    »Der bin ich selbst. Ich stimme mit Douglas völlig überein. Aber wovon bist du eigentlich aufgewacht, Joan? Und woher wußtest du, daß mit Tante Arleth etwas nicht stimmte?«
    »Perlen-Jane hat mich geweckt und in Tante Arleths Zimmer geschickt. Wir haben keine Sekunde Zeit verloren, Colin. Ich frage mich, warum sie so lange gewartet hat. Vielleicht begriff sie nicht, daß Tante Arleth nicht überleben würde, oder aber sie wünschte ihr den Tod. Vielleicht glaubte Perlen-Jane, dies sei eine gerechte Strafe für alles, was Tante Arleth Fiona, Colin und mir angetan hat. Aber wie sollten wir die Motive eines Geistes verstehen können?«
    Douglas entfernte sich mit rotem Kopf vom Kamin. »Sinjun, hör mit diesem Geistergeschwätz auf! Ich will nichts davon hören, wenigstens hier nicht. Schlimm genug, daß ich es zu Hause ertragen muß, weil es eine alberne Familientradition ist. Verschon mich wenigstens hier mit diesem Geschwätz!«
    Die Diskussion wurde fortgesetzt, aber Sinjun beteiligte sich nicht mehr daran. Sie war so müde und geschockt, daß sie nicht einmal richtig zuhörte, als jedes Familienmitglied lautstark seine eigene Meinung kundtat, die natürlich im Widerspruch zu allen anderen stand.
    Plötzlich begann Sophie heftig zu zittern und ließ sich hastig in einen Sessel fallen. Ryder eilte sofort zu ihr und nahm sie zärtlich in die Arme, seine Stirn an die ihre gedrückt. »Was ist, Liebste? Bitte sag es mir.«
    »Die Gewalt, Ryder, diese schreckliche Gewalttätigkeit ... Mich überfielen plötzlich die Erinnerungen an all die grausigen Ereignisse auf Jamaika. O Gott, wie ich diese Erinnerungen hasse!«
    »Ich weiß, Liebling, aber jetzt bin ich bei dir, und ich bleibe für immer bei dir, und niemand wird dir je wieder etwas zuleide tun. Vergiß deinen verdammten Onkel, vergiß Jamaika.« Er massierte ihr sanft den Rücken, während er sie in seinen Armen wiegte.
    »Warum bringst du Sophie nicht zu Bett, Ryder?« schlug Douglas vor. »Sie sieht völlig erschöpft aus.«
    Ryder nickte zustimmend.
    Etwa fünf Minuten später, um vier Uhr morgens, sagte Colin: »Wir alle sind erschöpft. Schluß jetzt. Wir können am Vormittag weiterdiskutieren.«
    Im Bett hielt er Sinjun fest an sich gedrückt, sein Gesicht an ihrer Schläfe.
    »Wer hat sie ermordet, Colin?«
    Er spürte ihren warmen Atem an seinem Hals. »Ich weiß es nicht«, gab er zu. »Keine Ahnung. Vielleicht war sie eine Komplizin von Fionas Mörder . . . ach, ich weiß nicht. Was für eine Nacht! Versuchen wir, wenigstens ein paar Stunden zu schlafen.«
    Beim Frühstück wurde überraschend wenig gesprochen. Colin hatte Dulcie angewiesen, mit Philip und Dahling im Kinderzimmer zu frühstücken, damit ihnen keine phantastischen Theorien zu Ohren kamen, die sie erschrecken könnten. Aber niemand hatte Lust, wieder Vermutungen von sich zu geben.
    Serena sagte überhaupt nichts. Sie kaute langsam ihr Porridge und nickte dabei von Zeit zu Zeit, so als führte sie Selbstgespräche. Sinjun sagte sich, daß sie Serena nie verstehen würde. Sie bezweifelte allerdings, daß Serena sich selbst verstand.
    Serena bemerkte schließlich, daß Sinjun sie nachdenklich beobachtete, und sagte mit ruhiger, sanfter Stimme: »Ein Jammer, daß nicht du tot bist, Joan. Dann hätte Colin dein ganzes Geld und mich. Ja, wirklich ein Jammer. Ich mag dich im Grunde — es ist schwierig, dich nicht gern zu haben, aber trotzdem ist es jammerschade.« Nach diesen Worten, die Sinjun einen kalten Schauder über den Rücken jagten, lächelte Serena allen zu und verließ das Zimmer.
    »Sie ist unheimlich«, sagte Sophie
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