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Gefährliche Enthüllung (German Edition)

Gefährliche Enthüllung (German Edition)

Titel: Gefährliche Enthüllung (German Edition)
Autoren: Suzanne Brockmann
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1. KAPITEL
    S ie wollen was tun?“
    „Eine Leibesvisitation durchführen“, antwortete der FBI-Agent und schritt zur Tür. „Folgen Sie mir bitte.“
    Dr. Anne Morrow verschränkte die Arme vor der Brust und blieb stocksteif stehen, exakt dort, wo sie war. Sie würde nirgendwohin gehen, das stand für sie fest. „Sie haben mein Gepäck so gründlich gefilzt, dass Ihnen nicht mal irgendwelche Flöhe entgangen sein sollten. Sie haben meine Handtasche mehrfach durchleuchtet. Und jetzt soll ich noch eine Leibesvisitation über mich ergehen lassen? Wissen Sie, was das in meinen Augen ist? Schikane! Das ist pure Schikane, nichts anderes! Sie halten mich jetzt seit beinah fünf Stunden hier fest, ohne mir Gelegenheit zu geben, mit einem Anwalt zu sprechen. Sie treten meine Rechte mit Füßen, und ich habe jetzt endgültig die Nase voll!“
    Auf der anderen Seite der Spiegelwand des Verhörraums stand CIA-Agent Kendall „Pete“ Peterson und beobachtete Dr. Anne Morrows Reaktionen schweigend. Die renommierte Archäologin und Kunsthistorikerin verdiente ihren Lebensunterhalt damit, Kunstgegenstände und Antiquitäten auf Echtheit zu überprüfen und Gutachten zu erstellen. Laut ihrer Akte war Dr. Morrow – Spitzname Annie – zweiunddreißig Jahre alt und zählte zu den renommiertesten Experten in Sachen antike Metall-Artefakte sowie Münzen, Statuen, Schmiedekunst und Schmuck. Als Archäologentochter war sie in Ägypten zur Welt gekommen, während ihre Eltern dort an einer Ausgrabung teilgenommen hatten. Sie hatte in dreizehn verschiedenen Ländern gelebt und sich an neunzehn unterschiedlichen Ausgrabungen beteiligt,noch bevor sie das College besucht hatte.
    Was aus der Akte nicht hervorging, war Dr. Morrows scheinbar unbegrenzter Energieüberschuss. In den fünf Stunden, die er sie inzwischen beobachtete, hatte sie nur wenige Augenblicke still gesessen. Meistens ging sie auf und ab. Wenn sie mal für eine Weile stehen blieb, verlagerte sie permanent das Gewicht von einem Fuß auf den anderen oder trommelte ungeduldig mit den Fingern. Im Großen und Ganzen bewegte sie sich in dem kleinen Verhörraum wie ein Raubtier im Käfig.
    In der Akte hatte auch nichts davon gestanden, wie störrisch sie wirken konnte und wie ihre blauen Augen blitzten, wenn sie zornig war. Das Foto zeigte eine ganz durchschnittlich wirkende Frau, an der höchstens das lange braune Haar und die beinah zu sinnlich wirkenden Lippen auffielen.
    Aber in natura, in Bewegung, war sie wunderschön …
    „Das ist also unsere kleine Dr. Morrow“, sagte jemand hinter ihm.
    Peterson wandte sich um und sah Whitley Scott, den Mann, der die FBI-Untersuchung leitete.
    Scott lächelte ihn an. Lachfältchen bildeten sich hinter den dicken Brillengläsern. „Entschuldigen Sie, dass ich jetzt erst aufkreuze, Pete“, fuhr er fort. „Mein Flieger hatte Verspätung.“
    Peterson erwiderte sein Lächeln nicht. „Wir halten die Lady schon seit Stunden fest“, erklärte er, „und sie ist inzwischen stinksauer.“
    Über die Lautsprecher hörten sie, wie Dr. Morrow weiter mit Agent Collins diskutierte.
    „Ich habe es Ihnen neun Millionen Mal gesagt, oder sind es inzwischen sogar schon zehn Millionen Mal? Ich war in England, um dort für einen Kunden einen Kunstgegenstandabzuholen – eine goldene Totenmaske aus dem neunzehnten Jahrhundert. Ich war nicht lange genug außerhalb der Vereinigten Staaten, um die Verbrechen zu begehen, die Sie mir offenbar anhängen wollen. Die Transportunterlagen für die Totenmaske sind alle in Ordnung – das haben Sie selbst gesagt. Mich interessiert jetzt nur noch eins: Wann lassen Sie mich endlich gehen?“
    „Nach der Leibesvisitation“, erwiderte Richard Collins ruhig.
    Er ist genau der Richtige für diesen Job, dachte Peterson. Collins behielt bei jeder Diskussion die Oberhand. Er war stur, immer gelassen und extrem geduldig. Außerdem ließ er sich nie aus der Fassung bringen.
    „Sie ist ganz und gar Ihr Typ, Pete“, sagte Whitley und warf dem hochgewachsenen Agenten einen Seitenblick zu. „Irgendetwas sagt mir, dass Sie diesen Job genießen werden.“
    Peterson verzog keine Miene, ließ aber seinen Blick ganz kurz zu Scott hinüberschweifen. „Sie ist viel zu dünn“, entgegnete er.
    Im Verhörraum hatte Annie Morrow endgültig genug. Sie schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und sprang vom Stuhl hoch, auf den sie sich gerade erst hatte fallen lassen. „Sie wollen also eine Leibesvisitation, ja? Fein, dann legen
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