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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)
Autoren: Scott McBain
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die Menschen nicht warne, doch sie hörten niemals zu, nicht wahr? Wie konnte Güte aus dem Bösen erwachsen? Das war ja das Problematische an Geheimnissen: Am Ende kamen alle ans Licht, so tief verborgen sie auch waren, Rienzis eigenes eingeschlossen. Die Wahrheit lautete: Er hatte immer Papst werden wollen und im Laufe seines Lebens als Kleriker viele kleine Handlungen begangen, um diesem Ziel näher zu kommen, ohne dies anderen gegenüber zu enthüllen. Wie hatte Johannes  XXVI . das erkennen können? Und dennoch: Es war eine Gnade, dass er, Rienzi, nicht Papst geworden war, trotz seiner lebenslangen Ambition. Johannes  XXVI . war eine sehr viel bedeutendere Persönlichkeit gewesen. In Wirklichkeit verfügte Rienzi lediglich über ein akademisches Wissen bezüglich Gut und Böse, ansonsten hatte er ein beschütztes Leben im Vatikan geführt. Johannes  XXVI ., der Arme, hatte die Folgen von Gut und Böse in der Welt dort draußen erlebt, mehr noch: in einem Gefangenenlager erlitten. Das war ein Riesenunterschied, wie Rienzi nun klarwurde. Ein ans Kreuz genagelter Mensch litt wirklich. Jemand, der tatsächlich dem Bösen ausgesetzt war, vermochte dieses besser zu verstehen.
    Rienzi nahm die Bibel zur Hand. Welche Mysterien in ihr verborgen waren! Warum hatte Gott sich entschieden, sich in der geringsten seiner Schöpfungen zu verbergen? Wieso belohnt er die Menschen, die mithelfen, das Böse zu besiegen, und das auf eine so wunderbare Weise, dass selbst die höchsten Engel es nicht verstehen können? Und wie kommt es, dass die Demütigsten und Unbedeutendsten auf Erden die Größten sind?
    Rienzi weinte. Seine Zeit auf Erden näherte sich ihrem Ende. Ihm war klar, dass er in seinem Leben als Kleriker mehr hätte tun können, um anderen zu helfen. Dennoch: Gott würde ihn für seinen treuen Glauben belohnen.
    * * *
    Am späten Nachmittag erkrankte der Kardinal. Bei Einbruch der Dämmerung hörte er, wie sich mehrere Personen an seinem Bett versammelten, um die Sterbesakramente zu vollziehen. Als er die Augen aufschlug, erblickte er den Mailänder Kardinal. Neben ihm stand die Frau, die das behinderte Kind in den Armen hielt. Sie waren gekommen.
    »Kind«, sagte er, »ich brauche jetzt deine Hilfe.«
    Er sah einen Adler vom Himmel herabschweben. Als der Adler in sein Zimmer flog, verwandelte er sich in Menschengestalt.
    »Zeit, nach Hause zu gehen«, sagte sein Schutzengel.

67
    Er sagte zu mir: Menschensohn, diese Gebeine sind das ganze

Haus Israel. Jetzt sagt Israel: Ausgetrocknet sind unsere Gebeine, unsere Hoffnung ist untergegangen, wir sind verloren.

Deshalb tritt als Prophet auf und sag zu ihnen:

So spricht Gott, der Herr. Ich öffne eure Gräber und hole euch,

mein Volk, aus euren Gräbern herauf.

Ich bringe euch zurück in das Land Israel …

Ich hauch euch meinen Geist ein, dann werdet ihr lebendig,

und ich bringe euch wieder in euer Land.
    Hesekiel 37,11
     
    G ut und Böse. Existierten sie als spirituelle Realität oder nur als menschliche? Und handelte es sich um ewige Begriffe oder zeitlich begrenzte?
    Allein im Kloster, hingestreckt auf den Boden seiner Mönchszelle, konnte Josua sich nicht bewegen, dafür waren seine Schmerzen einfach zu stark. Sie kamen von den klaffenden Wunden an seinen Händen und Füßen, aus denen gerinnendes Blut tropfte.
    Hier bin ich, dachte er, so fest angenagelt, dass ich nicht davonlaufen kann; meine Hände sind zurückgedrückt, so dass ich das Allerschlimmste willkommen heißen muss. Die körperlichen Qualen waren jedoch nichts im Vergleich mit seiner spirituellen Verlassenheit. Josua schaute in die Welt und beobachtete, wie die Menschheit die Erde verließ, um die spirituelle Welt zu betreten. Er wurde – in der menschlichen und spirituellen Dimension – entleert, ausgeschüttet, um den Verbliebenen beizustehen, von denen die meisten die Letzten seines Stammes darstellten.
    »Da ist nichts«, sagte Satan. »Du stirbst, du halluzinierst. Es gibt keine andere Welt.«
    Die Qualen waren unvorstellbar. War dem heiligen Antonius Gleiches widerfahren? Allein und in der Wüste, bei jeder Gelegenheit vom Satan heimgesucht, war er da nicht der unwiderstehlichen Versuchung erlegen zu sagen: »Du hast gewonnen?« Hatte der Vater des Mönchtums im Geheimen das Seil fallen gelassen und war vom Berg gestürzt, wodurch er die an ihn gebundenen Seelen losließ? Hatten andere Heilige das getan?
    »Du steigst keinen Berg hinauf. Er existiert nicht.«
    Christus kam niemals,
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