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Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada
Autoren: Jules Verne
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darstellen, kam an dem Weiler Serpa vorüber, der, nach und nach von einem Ufer zum andern versetzt, endlich am linken Stromufer einen festen Stand gefunden hatte, mit seinen freundlichen Häuschen, deren Grundschwellen auf dem gelben Teppich des Strandes ruhen.
    Das Dorf Silves, am linken Ufer des Amazonenstromes, der Flecken Villa Bella, der Hauptmarkt der Provinz für die Guarana, lagen bald hinter dem großen Holzzuge. Ebenso das Dorf Faro mit dem berühmten Flusse Nhamundas, auf welchem Orellana im Jahre 1539 von kriegerischen Weibern überfallen worden zu sein behauptete, die man seitdem doch nie wieder gesehen hat –
     

    Mitten durch prächtige Wälder. (S. 346)
     
    eine Sage, welche nichtsdestoweniger hinreichte, dem Strome für ewige Zeiten seinen Namen zu geben.
    Hier endet die ausgedehnte Provinz Rio Negro und beginnt der Bezirk Para; an diesem Tage, am 22. September, gelangte die Familie durch ein entzückendes Thal in den Theil des brasilianischen Reiches, der nach Osten zu nur den Atlantischen Ocean als Grenze hat.
    »Wie herrlich das ist! rief das junge Mädchen einmal über das andere.
    – Wie lange das dauert! murmelte Manoel.
    – Wie schön das ist! jubelte Lina.
    – Wann werden wir endlich ankommen!« brummte Fragoso leise.
    Nun soll sich Einer bei so weit auseinandergehenden Anschauungen auch noch unterhalten! Doch die Stunden verstrichen fröhlich, denn Benito, der weder geduldig noch ungeduldig war, hatte seine frühere frohe Laune vollkommen wieder erlangt.
    Bald glitt die Jangada zwischen unabsehbaren Anpflanzungen dunkelgrüner Cacaobäume hin, von welchen sich das gelbe Stroh oder die rothen Ziegel, welche die Wohnungen der Farmer auf beiden Seiten des Stromes bedeckten, scharf abhob; so ging die Fahrt von Obidos bis zum Flecken Monte Alegre hin.
    Hier öffnet sich die Mündung des Rio Trombetas, dessen schwarze Fluthen den Grund der Häuser von Obidos netzten, einer kleinen Stadt, einer wirklichen »Citade« mit breiten, von hübschen Wohnhäusern eingefaßten Straßen, einem wichtigen Lagerplatz der Früchte des Cacaobaumes, und nur hundertachtzig große Meilen von Belem entfernt.
     

    Der Padre erwartete die beiden Brautpaare. (S. 350.)
     
    Ferner erblickt man den Nebenfluß Tapajoz, mit grünlich-grauen Wellen, der von Südwesten herabkommt; weiterhin Santarem, einen reichen Flecken von nicht weniger als fünftausend Einwohnern, zum größten Theile Indianern, dessen vorderste Häuser direct auf dem weißen Sande des Stromufers stehen.
    Seit der Abfahrt von Manao hielt die Jangada gar nicht mehr an, da das Fahrwasser in diesem unteren Theile des Stromes weit freier ist. Tag und Nacht glitt sie, bewacht von dem scharfen Auge des Piloten, weiter hinab. Nirgends machte man mehr, weder zur Zerstreuung der Passagiere, noch um Handelsgeschäfte abzuschließen, Halt. Ununterbrochen ging es vorwärts, und schnell kam das ersehnte Ziel näher.
    Von Alemquer, am linken Ufer, an veränderte sich der Charakter der Umgebung. Statt des Saumes von dichten Wäldern, der bisher die Aussicht beschränkte, erhoben sich nicht weit vom Strome mäßige Hügel, deren weichen Wellenformen das Auge folgen konnte, und im Hintergrunde die Gipfel wirklicher Berge, die hoch nach dem Himmel emporstrebten.
    Weder Yaquita noch ihre Tochter, weder Lina noch Cybele hatten jemals etwas Aehnliches gesehen.
    Hier im Bezirke von Para fühlte sich nun Manoel zu Hause und konnte die doppelte Hügelkette, welche das Stromthal nach und nach mehr einengte, überall genau bezeichnen.
    »Hier zur Rechten, sagte er, das ist die Sierra de Paruacarta, welche halbkreisförmig nach Süden zu verläuft. Links erhebt sich die Sierra de Curuva, an deren letzten Ausläufern wir bald vorüber sein werden.
    – So kommen wir also bald an? fragte Fragoso.
    – Ja, bald!« antwortete Manoel.
    Die beiden Bräutigams verstanden offenbar einander, denn eine leise, aber genügend bezeichnende Bewegung mit dem Kopfe begleitete die Frage wie die Antwort.
    Trotz der Fluth, welche sich von Obidos aus bemerkbar machte und die Fortbewegung der Jangada ein wenig verzögerte, kam man bald an dem Flecken Monte Alegre vorüber, darauf bei Praynha de Onteiro und ferner an der Mündung des Xingu, den die Yuruma-Indianer häufig besuchen, deren Hauptbeschäftigung darin besteht, die Köpfe erschlagener Feinde für die naturhistorischen Sammlungen zu präpariren.
    Schon erweiterte sich der Amazonenstrom bedeutend und ließ ahnen, daß er bald ein
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