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Die Jagdgesellschaft von Billingshurst

Die Jagdgesellschaft von Billingshurst

Titel: Die Jagdgesellschaft von Billingshurst
Autoren: Peter Jackob
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wenn ich Holmes’ Art für gewöhnlich als arrogant und herablassend beschreiben würde, hatte er Strutton in durchaus höflichem Ton angesprochen und ihm den angemessenen Respekt gezollt. Die abweisende Reaktion des Inspektors schien mir somit völlig überzogen.
    Â»Ich wüsste nicht, warum ich Ihnen das mitzuteilen hätte«, blaffte er meinen Gefährten an.
    Â»Nun, da ich den Bankier Drummond in dieser Geschichte vertrete, muss ich mir natürlich ein Bild machen. Was war denn nun der Grund für seine Verhaftung?«
    Strutton schien abzuwägen.
    Â»Sein Siegelring. Ein einmaliges Stück, das neben der Toten in der Erde gefunden wurde.«
    Holmes nahm die Nachricht regungslos entgegen und starrte vor sich hin.
    Â»Und das ist bislang alles?«, bemerkte er schließlich.
    Der Inspektor aus Chichester hätte zweifelsohne am liebsten jede weitere Auskunft verweigert, aber das tat er dann doch nicht.
    Â»Das Ergebnis der Autopsie hat ergeben, dass der Hinterkopf der Frau ein Loch aufwies, wahrscheinlich hervorgerufen durch einen Schlag mit einem recht großen Stein. Es steht also so gut wie sicher fest, dass wir es mit einem Mord zu tun haben. Und wenn Sie Ihre Logik bemühen, Mr. Holmes, dann kann es eigentlich niemand anderes als Drummond gewesen sein.«
    Mein Gefährte zog die Augenbrauen zusammen und schüttelte beinahe unmerklich den Kopf. Ich vermutete, dass Strutton diese spontane Reaktion des Detektivs – ebenso wie mir – aufgefallen sein musste. Natürlich war die von dem Inspektor beschriebene Beweislage eindeutig. Die Frage, die sich an diesem Punkt aufdrängte, war vielmehr, wie es dem wahren Mörder gelungen war, den Bankier in eine solch vertrackte Situation zu bringen.
    Â»Inspektor, die Frage, die man sich an diesem Punkt stellen muss ...«, begann Holmes, doch wurde er von Strutton jäh unterbrochen.
    Â»Wollen Sie mir etwa Ratschläge erteilen, Mr. Holmes? Ich arbeite seit Jahren überaus erfolgreich und sehe mir Ihr aufgeblasenes Amateurgehabe nicht mit an. Bleiben Sie mir vom Leib. Sie stören hier nur und werden zu allem Land und Leute verrückt machen!«
    Holmes, der dem Inspektor durchaus freundlich gegenübergetreten war, wägte erst eine Weile ab, bis er auf dessen abweisende Äußerung reagierte.
    Â»Dr. Watson und ich sind auf ausdrücklichen Wunsch des Bankdirektors hier und entschlossen, diesem in seiner misslichen Situation zu helfen. Machen Sie sich keine Gedanken, Strutton. Ich benötige Ihre Hilfe ebenso wenig wie Sie die meinige.«
    Damit drehte er sich um, zündete eine Zigarette an und vertrat sich auf dem Bahnhofsvorplatz die Beine. Strutton hatte sich an Luton gewandt und gab ihm, wie ich vermutete, Instruktionen. Die gegenseitige Antipathie zwischen Strutton und Holmes erstaunte mich, und ich war gespannt, wie sich diese Konstellation weiter entwickeln würde. Ich versuchte, meinen Gefährten zu beschwichtigen, denn mit dem leitenden Polizeibeamten schon jetzt in einen solchen Disput zu verfallen, schien mir kein günstiger Beginn. Holmes nickte und legte seine Hand auf meine Schulter, was ich als Hinweis darauf deutete, dass er sich für ein Einlenken dem Inspektor gegenüber entschieden hatte. Er ging zu ihm und griff das Gespräch abermals auf.
    Â»Inspektor, wären Sie damit einverstanden, wenn uns Sergeant Luton noch einweisen würde? Da er ja einer der ersten Offiziellen am Tatort war, könnte sich seine Anwesenheit als außerordentlich nützlich erweisen.«
    Strutton willigte ein und wies den schlaksigen Beamten an, uns zum Tatort zu begleiten. Holmes war sichtlich zufrieden. Mich irritierte die gegenseitige Aversion noch immer sehr. Ich würde zu einem späteren Zeitpunkt versuchen, weiter auf Holmes einzuwirken, um diesen zu einer konstruktiven Zusammenarbeit mit Strutton zu bewegen. Trotz des sehr holprigen ersten Kontakts genügte es wahrscheinlich, dem Inspektor ein wenig nach dem Mund zu reden. Holmes würde dies sicherlich erst einmal kategorisch ablehnen, darüber konnte kein Zweifel bestehen, doch war ich fest entschlossen, die Dissonanzen zwischen den beiden auszuräumen. In der Zwischenzeit waren wir zur Kutsche vor dem Bahnhof gelangt. Dieser war modern, passte aber nicht ganz ins Ortsbild, er drückte eine Modernisierung aus, die in Billingshurst zwar in Ansätzen zu erkennen war, das Städtchen jedoch bestenfalls
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