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Die Jagdgesellschaft von Billingshurst

Die Jagdgesellschaft von Billingshurst

Titel: Die Jagdgesellschaft von Billingshurst
Autoren: Peter Jackob
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den wir auf der Terrasse hinter dem Haus einnahmen. Wie auch immer es passieren konnte, ist mir ein Rätsel, aber meine Jagdhunde tauchten plötzlich im Garten auf und begannen kurz darauf, an einer bestimmten Stelle zu scharren. Sie können meinen Ärger sicher verstehen, als ich die drohende Verwüstung zwischen Rasen und Rosenbeet bemerkte, doch ließen sich die Tiere nicht davon abbringen. Etwas schien sie wie magisch anzuziehen. Da die Hunde für gewöhnlich gut gehorchen, wurde ich stutzig und begann, die besagte Stelle genauer in Augenschein zu nehmen. Mr. Holmes, was ich fand, ließ mich kaum meinen Augen trauen, denn in etwa drei Fuß Tiefe lag eine Leiche. Sie können sich die Aufregung vorstellen, die nun entstand. Nachbarn, Polizei waren vor Ort, doch niemand fand bisher auch nur einen einzigen Hinweis darauf, wie die Tote in mein Rosenbeet gelangt ist. Ich erlaube mir, Sie am Montagmorgen mit meinem Besuch zu behelligen. Bitte helfen Sie mir!
    Mit besten Grüßen
,
    John Drummond
    Während ich die Zeilen überflog, hatte unsere Wirtin Mr. Drummond bereits eingelassen. Der erwähnte Herr war etwa 55 Jahre alt, trug schlichte, elegante Kleidung und war eine alles in allem angenehme Erscheinung. Er wirkte nervös und aufgelöst.
    Â»Mr. Drummond, das ist mein Freund und Mitarbeiter Dr. Watson«, Holmes nickte in meine Richtung, »und ich bin Sherlock Holmes. Wir wissen von Ihnen eigentlich nur, dass Sie eine gehobene Stellung in einem Bankhaus bekleiden, auf dem Land wohnen, heute Morgen einen Hansom benutzt haben und gerne reiten. Zudem haben Sie gelegentlich Magenprobleme.«
    John Drummond stand einen Moment da und schaute Holmes ungläubig an. Ich machte eine abwehrende Handbewegung und zeigte auf meinen Gefährten.
    Â»Aber, woher wissen Sie ...?«
    Â»Nun, das Bankhaus
Capital & Counties
wird wohl nicht jedem seiner Mitarbeiter eine solche Krawattennadel überlassen. Die Initialen verweisen eindeutig auf die
Capital & Counties
. Sie sind heute Morgen mit der Kutsche, genauer gesagt mit einem Hansom, von Ihrem Gut aus nach Billingshurst gefahren worden. Das lässt sich daraus ersehen, dass die rechte Partie Ihrer Kleidung etwas Straßenschmutz abbekommen hat. Ihre Leidenschaft für das Reiten wird offenkundig, weil Sie in dem Durcheinander Ihre Reithandschuhe in Ihrem Mantel vergessen haben.«
    Â»Und die Magenprobleme lassen sich an Ihrem Verhalten in den letzten Minuten ablesen. Dreimal haben Sie sich bereits geräuspert und mehrfach die Hand auf den Pförtner gelegt«, warf ich ein.
    Â»Ausgezeichnet, Watson.«
    Holmes wandte sich nun wieder unserem Klienten zu und bot ihm einen Platz an. Dieser legte seinen Mantel ab und ließ sich sichtlich erschöpft auf einen Stuhl fallen.
    Â»Mr. Drummond, wären Sie nun so freundlich und würden uns die Einzelheiten jenes unerfreulichen Morgens schildern. Seien Sie bitte so ausführlich wie möglich, ich werde Sie gegebenenfalls unterbrechen und nachhaken.«
    Â»Sehr gerne, meine Herren. Am Samstag, dem elften April, war ich mit meinen Nachbarn Dr. August Franklin, Andrew Whitelane, Sir Thomas Winston und Timothy Manrow um etwa sieben Uhr in der Früh zur Jagd ausgeritten. Das machen wir regelmäßig jeden zweiten Samstag im Monat. Wir waren ungewöhnlich erfolgreich und hatten reichlich Beute gemacht. Bester Stimmung lud ich die vier noch auf einen Drink ein.«
    Â»Wann genau kamen Sie von der Jagd zurück?«, unterbrach ihn Holmes, der mit angezogenen Beinen zusammengekauert auf seinem Lehnstuhl am Feuer saß und sich in eine große Decke eingewickelt hatte.
    Â»Wir kehrten etwa um elf Uhr zurück und ließen die Pferde bei den Stallungen in der Obhut meines Burschen Tom. Ich war mir sicher, dass die Hunde in den Zwinger gesperrt worden waren, doch nach vielleicht zehn Minuten befanden sich die Tiere auf dem Rasen hinter dem Haus. Es dauerte nicht lange, dann begannen sie, zwischen den Rosenbeeten herumzusuchen. Erst hatten wir die Hunde kaum beachtet, ich wollte sie im Anschluss an den Brandy in den Zwinger zurückschaffen. Als sie jedoch im Randbereich zwischen Rosenbeet und Rasen herumscharrten, jaulten und zu graben anfingen, vermutete ich einen Maulwurf oder Hasen. Natürlich versuchte ich, die Tiere davon abzubringen. Zuerst rief ich sie; da das keinerlei Effekt hatte und die Stelle nun schon ziemlich in Mitleidenschaft gezogen war, ging
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