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Die Jagdgesellschaft von Billingshurst

Die Jagdgesellschaft von Billingshurst

Titel: Die Jagdgesellschaft von Billingshurst
Autoren: Peter Jackob
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gestreift hatte. Wie allgemein bekannt sein dürfte, ist Billingshurst eine traditionsreiche dörfliche Kleinstadt in Sussex. Der Ort fand bereits im Mittelalter Erwähnung und hatte durch seine strategisch günstige Lage zwischen London und der Südküste schon immer eine besondere Stellung eingenommen, aber es hatte nie zu einer weitergehenden Entwicklung gereicht.
    Strutton verabschiedete sich und wünschte uns Glück, auch wenn ich mich des Gefühls nicht erwehren konnte, dass er das Gegenteil von dem meinte, was er sagte. Holmes reagierte mit einem Kopfnicken, dann stiegen wir in die von Drummond eigens gesandte Kutsche, um uns zum Anwesen unseres Klienten bringen zu lassen. Auf der Fahrt sprach Holmes von nichts anderem als von den Eigentümlichkeiten der Landschaft und ihrer Bewohner. Man konnte den Eindruck gewinnen, er habe das Schicksal von John Drummond gänzlich vergessen und wäre stattdessen zu einem Plausch in die Grafschaft gereist. Der Besitz der Drummonds lag etwa zwei Meilen von Billingshurst entfernt auf einer leichten Anhöhe linker Hand der Landstraße. Schon aus einiger Entfernung konnte man das Haupthaus und die Stallungen erkennen. Wir erreichten einen kleinen Flusslauf, den Arun, und fuhren an diesem entlang. An seinen Ufern wechselte sich üppige Vegetation mit Sandbänken ab.
    Schließlich erreichten wir das Tor am Fuße der Auffahrt und fuhren den langgezogenen Weg hinauf. Das Haupthaus der Drummonds war im klassischen Landhausstil des ausgehenden 18. Jahrhunderts gehalten und in bestem Zustand. Dasselbe galt auch für die übrigen Teile des Anwesens. Links versetzt neben dem Herrenhaus lagen die Stallungen und der Hundezwinger. Alles schien ruhig und friedlich an diesem Frühlingstag. Vögel waren zu hören, selbst die Sonne schien verschiedentlich durch die dünne Wolkendecke hindurch.
    Auf dem Vorplatz angekommen, ließ sich Holmes von Sergeant Luton erst einmal zur Fundstelle der Leiche bringen. Dabei gingen wir links um das Haus herum in den Garten, der an eine weitläufige Terrasse anschloss. Sergeant Luton war im Gegensatz zu Strutton ein außerordentlich liebenswürdiger und ruhiger Charakter, dem es offenkundig Freude bereitete, den großen Detektiv herumzuführen. Vor uns erstreckte sich ein Beispiel bester englischer Gartenkunst, doch stach ins Auge, dass der Randbereich des Rosenbeets zur Rasenfläche hin zu einem guten Teil zerstört war. Die Stelle lag rechts neben der Terrasse in etwa 35 Yards Entfernung zum Haus. Das Erdloch, aus dem die Leiche geborgen worden war, hatte die stattliche Größe von sechs Fuß Länge und vier Fuß Breite. Holmes verharrte an der Ecke des Gebäudes. Er schien sich von dort aus erst einmal einen Überblick verschaffen zu wollen. Nach einer gewissen Zeit begann er, die Fundstelle abzugehen und vor sich hin zu reden. Als Luton Holmes ansprechen wollte, gab ich ihm ein Zeichen, worauf er sich mit einem Kopfnicken von ihm entfernte. Holmes untersuchte nun die nähere Umgebung des Rasens, ging dann zu der Grube, entledigte sich seines Capes und breitete es an deren Rand aus. Er zog die Lupe hervor, betrachtete intensiv den Boden und stieg schließlich in das Erdloch hinein. Es verging eine gute Viertelstunde, bis er wieder auftauchte.
    Â»Nun, Mr. Holmes, konnten Sie etwas Ungewöhnliches feststellen?«, fragte ihn Luton. Mein Gefährte, der dabei war, die Erde von seinem Cape abzuschlagen, wies uns auf ihre besondere Lehmhaltigkeit und das Exemplar eines interessanten Ameisentyps hin, die
Lasius fuliginosus
oder auch Schwarze Holzameise. Ich konnte mir ein ungläubiges »Ja und?« nicht verkneifen.
    Â»Das ist mehr, als ich erhofft hatte, Watson. Einen wichtigen Anhaltspunkt habe ich gefunden, doch benötige ich einen Experten, der meine Vermutung bestätigt. Ich hatte Ihnen ja schon angekündigt, dass wir hier mit keinen besonders stichhaltigen Hinweisen rechnen dürfen. Leider hat es sich bewahrheitet, dass keine verwertbaren Fuß- oder anderweitigen Spuren mehr zu finden sind, aber diese Hoffnung hatte ich ohnehin nicht.«
    Holmes wandte sich ab und ging wieder zurück zum Erdloch. Luton sah mich ungläubig an.
    Â»Was meinen Sie, Dr. Watson? Ist das ein Anhaltspunkt? Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, wie uns das weiterhelfen soll.«
    Ich versicherte Luton, dass mein Gefährte schon aus winzigen Details entscheidende
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