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Die Jagdgesellschaft von Billingshurst

Die Jagdgesellschaft von Billingshurst

Titel: Die Jagdgesellschaft von Billingshurst
Autoren: Peter Jackob
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Tee zu bringen, und Holmes begann mit seiner Befragung.
    Â»Mrs. Drummond, ist in den letzten Jahren in Ihrer Familie ein Unglücksfall vorgekommen oder ein Familienmitglied verschwunden?«
    Â»Nein, Mr. Holmes, nichts dergleichen ist mir bekannt.«
    Holmes nickte, zog eine Zigarette aus einem kleinen Stahletui und fragte mich nach Feuer.
    Â»Ist vielleicht jemand aus Ihrem Bekanntenkreis für längere Zeit verreist?«
    Mrs. Drummond saß einen Augenblick regungslos da, bis sie schließlich antwortete: »Ja, ein Geschäftsfreund meines Mannes, Frank Windgate, ist vor einem Monat nach Australien aufgebrochen.«
    Â»Alleine oder mit Familie?«, wollte Holmes wissen.
    Â»Mit seiner Frau, Annabelle. Die beiden haben keine Kinder, sie sind jedoch gut angekommen, wie mir John berichtet hat.«
    Â»Wann hat Ihnen Ihr Mann davon berichtet?«
    Â»Vor gut einer Woche. Müssen Sie es genau wissen?«
    Â»Nein, eine Woche ist ausreichend. Wie alt sind die Windgates?«
    Â»Oh, Frank ist 52 und seine Frau ist 46.«
    Â»Hatten Sie engen Kontakt zu ihnen?«
    Â»Wir sahen uns regelmäßig alle zwei Wochen.«
    Â»Sie selbst haben noch keine Nachricht von Mrs. Windgate.«
    Â»Nein, aber wie schon gesagt, mein Mann erhielt ein Telegramm.«
    Mrs. Drummond schien die von meinem Gefährten gemachte Andeutung nicht zu bemerken. Ich war nicht ganz sicher, ob sie seine Verdächtigung verdrängte oder ob sie seine Intention bewusst überging. Ernst und versteinert saß sie da und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Holmes wollte nun wissen, ob ihr Mann möglicherweise Neider oder Feinde habe.
    Â»John ist als Vizedirektor des Bankhauses
Capital & Counties
immer wieder gezwungen, schwierige Entscheidungen zu treffen. Ich kann mir jedoch kaum vorstellen, dass er Feinde hat.«
    Holmes hatte es sich bequem gemacht, sich seines Umhangs entledigt und eine weitere Zigarette angezündet. Er saß eine Zeit lang still da und starrte zwischen Mrs. Drummond und mir hindurch in Richtung Garten. Man merkte, dass es dem Sergeant und Mrs. Drummond immer unangenehmer zu werden schien, doch er blieb völlig gelassen und machte keine Anstalten, seine Überlegungen zu unterbrechen. Nach einer längeren Pause fand er wieder ins Gespräch zurück.
    Â»Mrs. Drummond, bitte entschuldigen Sie die folgende Frage. Gab es im Laufe Ihrer Ehe Streitigkeiten, dachten Sie oder Ihr Mann womöglich an Scheidung?«
    Sie blieb vollkommen ruhig.
    Â»Nein, Mr. Holmes, zu keinem Zeitpunkt.«
    Â»Können Sie sich jemanden vorstellen, der Ihren Gatten in einen Mordfall verwickeln wollte?«
    Mrs. Drummond wandte sich Holmes mit entschiedener Miene zu.
    Â»Selbst wenn ich mir ein Szenario auszumalen versuchte, könnte ich mir niemanden vorstellen. Das Verhältnis zu unseren Nachbarn ist ausgezeichnet. John hat, soweit ich das überblicken kann, keine Feinde und finanziell haben wir keine Probleme. Ich wüsste wirklich niemanden.«
    Sie war den Tränen nahe und wirkte wie jemand, der aus einer perfekten Welt in einen perfekten Alptraum hineingeraten war. Es schien mehr zu sein als nur eine kurzzeitige Krise, für Mrs. Drummond war eine Welt zusammengebrochen. Ihr Mann war im Gefängnis, des Mordes verdächtigt, eine Tote hatte zwischen ihren geliebten Rosen gelegen, und sie schien den Eindruck zu haben, den Gesprächsstoff für alle Teegesellschaften in Südengland zu liefern. Eine unverzeihliche Situation. Es kam mir vor, als würde sie einen unausgesprochenen Vorwurf an ihren Mann richten. Er hatte eine Katastrophe in gesellschaftlicher und persönlicher Hinsicht zugelassen. Mrs. Drummond schien ihn für die Situation verantwortlich zu machen, seine Schuld war es, ihre Welt nicht ausreichend geschützt zu haben. Ich versuchte, ein paar Worte des Trostes zu finden, ihr Mut zuzusprechen für die kommenden Tage.
    Â»Danke, Doktor, aber wissen Sie, es ist ein Desaster. Wie, in Gottes Namen, soll irgendetwas je noch einmal werden wie zuvor? Eine solche Schmach ertragen zu müssen, es ist einfach unvorstellbar. Ich bin mit den Nerven am Ende.«
    Holmes schien ihre Situation nicht im Geringsten zu berühren, denn er stand auf, nahm sein Cape, warf den Rest der Zigarette in den Kamin und verabschiedete sich, ohne die Dame des Hauses noch einmal anzusehen.
    Â»Ich danke Ihnen für Ihre Geduld, im Augenblick habe ich keine weiteren
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