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Die Jagd nach Millionen

Titel: Die Jagd nach Millionen
Autoren: David C. Murray
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zuspringen, aber einer von der
Mannschaft riß ihn zurück, während ihm ein
andrer die Arme um den Leib schlang, so daß ihm nichts
übrig blieb, als in ohnmächtiger Wut innerlich zu
schäumen.
    »Das sind die Richtigen, Fräulein?«
    »Ja,« versetzte Marie. »Dieser
heißt Engel, dieser Vogel, dieser Anise. Inspektor Prickett
führt die Haftbefehle für alle drei bei
sich.«
    »An die Arbeit, Jungens!« lautete jetzt der
Befehl, »Dieser kommt zuerst dran.«
    Sie wurden nach Waffen durchsucht und dann scharf bewacht bis
zu Tagesanbruch.

Neunzehntes Kapitel
    Prickett hatte in seinem abenteuerreichen Leben so viel
Erstaunliches erfahren, daß es nicht leicht war, ihn in
Verwunderung zu setzen, und er war so gewöhnt, seine
Gefühle zu verbergen, daß es noch schwerer hielt, ihm
ein Wort, einen Ausruf, einen Blick der Ueberraschung zu entlocken. Die
Begegnung mit Fräulein Harcourt und ihrem Gefangenen verlief
daher so ruhig und gemessen, als ob sie ein längst
verabredetes Ereignis wäre, und von der Bewunderung, die ihn
im innersten Herzen erfüllte, bekam die junge Dame wenig zu
sehen und zu hören. Sein Verhalten den Gefangenen
gegenüber entsprach allen Regeln der Kunst und
fachmännischer Etikette, bis auf einen Augenblick, wo ihm
Engel gegenüber die Galle überlief.
    »Sie hatten einen Mord vor,« bemerkte
Prickett, das Deckblatt einer Cigarre beleckend und einen kleinen
Schaden zuklebend, »Mord und zwar grausamen, langsamen Mord.
Darüber nachzudenken sollen Sie jetzt Muße bekommen,
und zwar an einem Ort, wo Heulen und Zähneklappern
ist.«
    Er ärgerte und schämte sich aber sofort
über diesen ungeschäftsmäßigen
Ausbruch persönlicher Gefühle.
    »Niemals zu gackern, wenn einem die Sache nach Wunsch
geht, das lehrt man ja jeden Anfänger,« hielt er sich
selbst vor. »Als Privatmann habe ich natürlich so gut
wie jeder andre das Recht, meine Meinung zu äußern,
und als Privatmann würde ich meine Meinung Engel
gegenüber am liebsten ohne Rock und mit aufgekrempelten
Aermeln dokumentieren. Wenn ich dann mit ihm fertig wäre,
könnte er meinetwegen im übrigen frei ausgehen. Das
sind so meine Gefühle als Privatmann, als Beamter aber darf
ich weder Gefühl für noch gegen ihn haben, da
muß ich ein Kieselstein sein! Aber der Mensch ist halt Mensch,
selbst wenn er fünf Jahre in Uniform und zwanzig in Zivil der
Polizei gedient hat, und wenn uns einer halb totgeschlagen hat und uns
langsam verdursten und verhungern lassen wollte, dann wird man leicht
etwas giftig. Eine Entschuldigung ist das natürlich nicht,
denn Dienst ist Dienst und Anstand ist Anstand, aber wer von uns
wäre vollkommen?«
    Diese Erkenntnis seiner Unvollkommenheit wurmte Prickett tief,
und seine Behandlung der Gefangenen war von da an wirklich interessant
zu beobachten – höflich wie ein Hofmarschall,
fühllos wie ein Thürpfosten!
    Das vorläufige Verfahren war bald erledigt. Prickett
legte seine Haftbefehle der Behörde vor, die ihre
Auslieferungspflicht anerkannte und ihm die Ueberführung der
Gefangenen nach England übertrug. Ein paar Polizisten wurden
ihm als Begleitung zugewiesen, und die Bewachung der drei Herren war
Tag und Nacht eine scharfe. Prickett und Fräulein Harcourt
waren auf der Eisenbahn häufig beisammen; er begegnete ihr
höchst achtungsvoll, aber zurückhaltend, bis an dem
Tage, wo der Zug Ottawa erreichte und ein Ereignis kund wurde, das
großen Einfluß auf beide und ihr gegenseitiges
Verhalten hatte.
    Der Inspektor hatte auf dem Bahnhofe dieser Hauptstadt den
Gefangenen seinen Pflichtbesuch gemacht und gerade noch gesehen, wie
einer von seinen jetzigen Untergebenen eine Zeitung kaufte. Der Mann
hatte noch nicht lange hineingesehen, als er einen Ruf der
Ueberraschung ausstieß.
    »Donnerwetter!« sagte er. »Ich
denke mir, das wird Sie interessieren.«
    Damit reichte er Prickett das Blatt, mit dem Daumen die
Aufschrift einer Spalte bezeichnend. »Klondyke. Erstaunlicher
Bericht!« stand in gesperrtem Druck darüber.
    Prickett steckte sich erst noch eine Cigarre an, faltete dann
die Zeitung, daß sie bequem zu halten war, schlug die Beine
übereinander und las:
    »Ein in Seattle wohlbekannter
Bergmann, Namens Joseph
Willcox, ist soeben in unsrer Stadt angelangt und macht Mitteilung
über den Fund eines unglaublichen Goldschatzes, wohl des
größten, der je gemacht wurde, solange die Welt
steht. Er hat Goldstaub und Goldkörner im Wert
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