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Die Jagd nach Millionen

Titel: Die Jagd nach Millionen
Autoren: David C. Murray
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des Genossen bei diesen Worten klar zu werden, konnte
aber nicht daraus klug werden; Anise erschien ganz gemütsruhig.
    »Nun komm, mein guter Engel,« setzte Anise
immer noch in dem einschmeichelnden gedämpften Ton hinzu.
»Ist eigentlich etwas daran?«
    »Der Teufel hole ihn,« stieß Engel
mit den Zähnen knirschend heraus. »Wenn er mich noch
lange reizt, kann's noch wirklich dahin kommen.«
    »Nun, nun ... solang keine thätliche
Beteiligung von mir gefordert wird, will ich – ich finde
nämlich auch, daß einem der Kerl verdammt im Weg
ist.«
    Engel zitterte, als ob er vom Schüttelfrost befallen
wäre; in der tiefen Stille ringsum konnte man seine Kleider
rascheln hören.
    »Komm, komm!« ermahnte der Tröster.
»Nimm dir's doch nicht so zu Herzen.«
    »Wenn die blödsinnige Narrheit dieses
Burschen nicht wäre,« knirschte Engel mit rauher,
unsicherer Stimme, »könnten wir unbedingt sicher
sein, während wir jetzt, Dank seiner Eselei, den geriebensten
von den verfluchten Henkersknechten auf den Fersen haben. Er macht
gemeinsames Spiel mit dem Mädel, der Harcourt, die unsern Plan
und die Richtung, nach der wir steuern, zum Teil kennt. Angenommen, wir
finden den Schatz,« brach es leidenschaftlich aus ihm heraus,
»so genügt die Thatsache, daß wir ihn haben,
uns in den Mund der Leute zu bringen, die Augen der ganzen Welt werden
auf uns gerichtet sein, und der Kerl hat es in der Hand, jeden auf
solche Weise plötzlich zu so enormem Reichtum Gelangten
überwachen zu lassen!«
    »Dieser Gefahr setzen wir uns natürlich
aus,« bemerkte Anise ruhig. »Aber meinst du,
daß sie vermindert würde, wenn du deinen Plan gegen
Vogel ausführtest?«
    »Meinen Plan gegen Vogel?« wiederholte
Engel, wiederum am ganzen Leibe zitternd wie Espenlaub. »Was
verstehst du denn darunter?«
    »Ich verstehe darunter,« erwiderte Anise mit
schneidender Verachtung, »daß du ihn aus dem Wege
räumen willst, und da meine ich nur, daß wenn etwas
Derartiges geschehen soll, es offen ...«
    »Weiter!« herrschte ihn Engel an.
    »Es offen und ehrlich zwischen uns besprochen werden
sollte.«
    »Du würdest doch wohl nicht wagen
dürfen, deine Kenntnis davon gegen mich zu verwerten, denn
...«
    Engel vollendete den Satz nicht.
    »Es kommt nicht viel dabei heraus, derartiges zu
erörtern,« entgegnete der andre gelassen.
»Unsre Interessen fallen zusammen, und ich verstehe und kenne
deine Lage vollständig. Wollen wir nicht lieber hineingehen,
jetzt?«
    Engel hatte gerade kein Bedürfnis, den Mann zu sehen,
über den sie eben so kaltblütig das Los geworfen
hatten. Er war ein Verbrecher, aber die Fähigkeit, vor seinen
eigenen Thaten zu erschrecken, hatte er noch nicht
eingebüßt. So setzten sie denn ihren Spaziergang fort
und gesellten sich eine Weile zu den Leuten am Lagerfeuer. Erst
spät kehrten sie zu ihrer Schlafstätte
zurück. Die Rumflasche war leer und Vogel lag laut schnarchend
am Boden. Mit einem stummen Blick auf die ausgestreckte Gestalt machten
auch die beiden andern Anstalten zur Nachtruhe, doch Engels Schlaf war
unruhig und von schweren Träumen beängstigt. Einmal
hörte er dumpfen Hufschlag vor der Hütte, achtete
aber nicht weiter darauf.
    »Ich muß schlafen,« sagte er sich.
»Für diese Art von Arbeit bin ich schon ziemlich bei
Jahren und ich muß sorgen, meine Kraft
zusammenzuhalten.«
    Obwohl ihm vor den Traumgesichten graute, legte er sich wieder
zurecht und schlief ein; bald darauf ertönte der Hufschlag
wieder, brach aber jählings vor dem Blockhaus ab. Jetzt wurde
die Thür rücksichtslos aufgerissen, und ein Mann mit
einer Laterne in der Hand stieß Engel ungestüm mit
dem Fuß an und erteilte ihm den kurzen Befehl: »Ihr
da! Aufgestanden!«
    Verblüfft und geblendet riß Engel die Augen
auf. Ein halbes Dutzend Polizisten, bis an die Zähne
bewaffnet, drang herein. Halb bestürzt, halb entsetzt sprang
Engel auf die Füße und hatte, ehe er sich's versah,
Handschellen angelegt; die Bestürzung war zu groß, um
Widerstand zu leisten. Auch Anise war im Nu gefesselt, und was Vogel
anbetrifft, so war der viel zu verschlafen und betrunken, um den
Vorgang zu begreifen; er hielt willig die Hände hin.
    »Wo ist die Dame?« fragte jetzt der
Befehlshaber.
    »Hier,« erwiderte einer von den Leuten, und
im nächsten Augenblick standen sich Engel und Marie Harcourt
Aug' in Auge gegenüber. Die gefesselten Arme in die
Höhe werfend, wollte er auf sie
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