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Die Jagd nach Millionen

Titel: Die Jagd nach Millionen
Autoren: David C. Murray
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vergeuden – ich darf mich nicht
der Gefahr irgend einer Verhinderung aussetzen. Gesetzten Falls, Ihr
Pferd stürzte? Gesetzten Falls, es stieße Ihnen ein
Unfall zu? Ich müßte Sie einfach im Stich lassen. In
solche Lage bringt man einen Mann nicht.«
    »Ich werde Ihnen keinerlei Verantwortung
aufbürden,« erklärte ihm Marie.
    »Für mich ist's höchste
Zeit,« sagte er rasch. »Ich hoffe, Sie
überlegen sich's und bleiben ruhig hier. – Gute
Nacht.«
    Mit einem hastigen militärischen Gruß eilte
er aus dem Zimmer und Marie ging ihm rasch nach, um sich zu
überzeugen, daß er das Haus verlasse. Der Wirt trieb
sich unterm Thor herum und Marie fragte, ob sie ein brauchbares
Reitpferd von ihm bekommen könne.
    »Gewiß, gewiß, gnädige
Frau ... bis wann?«
    »Sofort.«
    Jetzt sah er sie verdutzt an, schob den Hut aus der Stirn und
kratzte sich den Kopf.
    »Wohin wollen Sie denn, wenn ich fragen
darf?«
    »Der Expedition nachsetzen,« erwiderte sie,
fügte aber, weil sie dem Mann ansah, daß er sie
für geistesgestört hielt, rasch hinzu: »Sie
wird von der Polizei verfolgt, der Kommissär bricht jetzt
gleich auf. Er hat Befehl, drei Männer zu verhaften, die
meinen Vater beraubt haben. Ich selbst bin ihnen nachgereist von New
York nach San Francisco, von San Francisco nach Vancouver und von dort
hierher. Niemand außer mir kennt sie.«
    »So–o ... ein verflucht schlechter Weg
...«
    »Ich bin eine geübte Reiterin, habe in
England Fuchsjagden geritten.«
    »So ... o ... 'ist aber ein wertvolles Tier, seine
zweihundert Dollars wert ... dem dürfte nichts
zustoßen.«
    »Ich will diese Summe für das Pferd
hinterlegen!«
    Jetzt war des Biedermanns Widerstand gebrochen, und er gab die
nötigen Befehle, während Marie in ihr Zimmer eilte
und sich reisefertig machte. Mit den Handschuhen in der Hand kam sie
wieder herunter und suchte und fand den Weg zum Stall. Eben wurde beim
Schein einer Laterne dem Pferde ein Damensattel aufgeschnallt; es war
ein hochbeiniger Brauner, den sie mit Befriedigung in Augenschein nahm.
    »Es ist eine Satteltasche da,« sagte der
Wirt geschäftig und gefügig. »Da will ich
doch ein Fläschchen Cognac hineinstecken und ein paar harte
Eier. – Sie könnten in die Lage kommen, eine
Stärkung zu brauchen.«
    Hastig trippelte er davon, während sie selbst den
Steigbügel kürzer schnallte. Der Knecht gab ihr eine
Reitpeitsche.
    »Nicht daß er's nötig
hätte,« bemerkte er dabei. »Ist der
gutmütigste Gaul, den ich je gehabt hab.«
    Ihr Herz pochte wild, aber ihre Hände waren sicher,
ihre Lippen fest aufeinander gepreßt. Sie schwang sich mit
Hilfe des Knechts in den Sattel und faßte die Zügel.
Der Wirt kam mit in Zeitungspapier gewickeltem Mundvorrat
zurück und gab ihr auch einen Lodenmantel.
    »Wenn der Wind umschlägt, wird's
kalt,« ermahnte er, »nehmen Sie ihn nur!«
    Sie dankte und hing sich den Mantel lose um die Schultern. Der
Knecht riß das Hofthor auf und im selben Augenblick
hörte man raschen Hufschlag draußen auf der
Straße.
    »Das ist Ihr Fall, wett' ich!« rief der Wirt.
    »Weidmanns Heil, Mac!« hörte man
eine Stimme sagen.
    »Kann's brauchen! Gute Nacht!« erwiderte
eine andre, die Marie wohl kannte.
    Sie lenkte ihr Pferd hinaus und wählte die Richtung
des verklingenden Hufschlags. Jetzt hielt der vorderste Reiter sein
Pferd an und blickte zurück.
    »So haben Sie sich's überlegt,
Fräulein Harcourt?« begrüßte er sie
in nicht sehr freundlichem Ton.
    »Ja,« versetzte sie, »ich habe
mir's wohl überlegt.«
    Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, ritten die beiden in der
hellen schweigenden Nacht zur Stadt hinaus.

Achtzehntes Kapitel
    Die Expedition hatte ihre erste Tagesreise
zurückgelegt. Das Ziel war ein roh gezimmertes Stationshaus,
wie ihrer auf einer Strecke von etwa vierhundert Meilen noch
verschiedene anzutreffen waren. Ein junges Indianerpärchen,
noch nicht lange aus der Lehrzeit der Missionsschule entlassen,
besorgte das Geschäft. Es waren aufgeweckte Leutchen, die in
der Schule rührig und willig gewesen waren, aber rasch wieder
den angeborenen Trieben anheimfielen und das Erbübel ihrer
Rasse, die Augenentzündungen, schon wieder dadurch
bekämpften, daß sie Fenster, Thüren und
Rauchfang verstopften, als ob es sehr heilsam wäre, sich wie
Heringe räuchern zu lassen. Gegen eine Entschädigung
überließen sie den drei
»Kavalieren« des Zuges, Engel, Vogel und Anise, ihre
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