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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn
Autoren: Ben Fountain
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dumpf, durchgewalkt,nichts wirklich Schlimmes, aber er macht sich keine Illusionen. Er weiß, morgen wird das schweineweh tun.
    Dime steigt ein und setzt sich dazu. »Die Cops wollen alle Namen und Erreichbarkeiten«, sagt er und reicht Day ein Klemmbrett und einen Stift.
    »Fahren wir etwa ein, Sergeant?«, fragt Mango.
    »Nee, wir sind Opfer, Alter.«
    »Und Major Mac?«, will Lodis wissen.
    »Major Mac ist ein gottverdammter nationaler Schatz. Niemand bringt Major Mac in den Knast.«
    »Sergeant«, sagt A-bort, »wir halten das für eine Verschwörung. Norm hat die Roadies auf uns losgelassen, weil wir seinen Deal nicht wollten.«
    »Ich werde das der Polizei gegenüber erwähnen«, sagt Dime, ohne zu lächeln. Denn das war ein Witz. Billys Handy summt, eine SMS von Faison: welcher weiße hummer , und er springt, noch während er ihre Nummer eingibt, aus der Limo. Einer der Polizisten keift ihn an: »Wo wollen Sie denn hin?« Aber Billy ist so fixiert, so eingestimmt auf das eine einzige wahre Ding, dass der Anpfiff des Polizisten wie an einer göttlichen Aura an ihm abprallt.
    Ihr Handy hat kaum geklingelt, da ist sie schon dran. »Heh!«
    »Siehst du, wo das viele Blaulicht ist und die ganzen Cops rumstehen?«
    »Äh, ja?«
    »Das ist unserer. Ich stehe daneben.«
    »Bleib da«, sagt sie. »Ich komm da hin.« Dann: »Ich seh dich! Nicht weggehen, ich seh dich, ich seh dich ...«
    Und er sieht sie durch die Menge fegen, blitzende weiße Stiefel unterhalb eines dunklen Mantels, ihre Haare, fad silbergrau von dem grässlichen Gefängnislicht, ergießen sich überall hin, über ihre Schultern, ihren Rücken hinunter, auf ihre Brust. Sie sieht soschön aus, dass er das Gefühl hat, immer leerer zu werden, kein Atem, kein Schmerz, kein Gedanke, keine Vergangenheit mehr, sein ganzes Leben ist destilliert zu diesem Bild von Faison, die ihm in ihrer ganzen Eissternchenbanner-Pracht entgegenstrebt.
    Er muss ihr auch entgegengegangen sein, denn sie prallen mit einem beglückenden Rums aufeinander. Ein paar Momente lang bleibt ihnen gar nichts übrig, als sich gegenseitig zu packen. Und die Menge um sie herum teilt sich, die Leute strömen in solchen Scharen vorbei, dass wie von allein dazwischen eine Art Intimsphäre entsteht.
    »Was ist denn mit deinem Gesicht ?«, schreit Faison auf, tritt einen Schritt zurück und betastet seine Wange. »Duliebergott, du blutest ja.« Sie guckt zu den Polizisten und dem Blaulicht hinter ihm.
    »Die Typen aus der Halbzeit, diese Bühnenfritzen. Haben uns angefallen.« Er lacht. »Waren wohl immer noch stinksauer, was?«
    »Oh mein Gott. Oh mein Gott, du bist verletzt.« Sie untersucht seine Wange, streicht mit den Fingern am Wundrand entlang. »Ihr seid ja wohl wirklich vom Stress verfolgt.«
    Sie küssen sich, heftig. Sie können nicht anders, sie kleben sofort aneinander. »Ist das ätzend!«, murmelt sie und löst sich gerade weit genug zum Mantelaufmachen, eine flinke Handbewegung abwärts, und der Mantel fliegt auf und um Billy herum. Sie zieht ihn wieder an sich und stöhnt auf, als ihre Brüste an seine Brust stoßen. Sie trägt noch immer die Cheerleader-Uniform. Er fährt unter den Mantel und umfasst ihre Hüften. Sie schaudert, dann geht sie auf die Zehenspitzen, ihr Unterleib sucht Halt auf diesem Huckel in seiner Hose, ihr Mund hat sich so festgesaugt, dass ihm die Lippen taub werden. »Dann mal ran«, sagt jemand im Vorbeigehen. Jemand anders empfiehlt: »Sucht euch’n Zimmer.« Minuten oder vielleicht auch Stunden später hüpft Faison zurück auf die Absätze und lässt sich gegen ihn plumpsen.
    »Oh Gott. Warum musst du bloß weg?«
    »Ich komme ja wieder, bei Fronturlaub. Wahrscheinlich im Frühling.«
    Sie hebt den Kopf. »Im Ernst?«
    »Im Ernst.« Falls ich dann noch in der Senkrechten bin, denkt er.
    »Dann musst du aber unbedingt Zeit für mich haben.«
    »Verlass dich drauf.«
    »Ich mein das im Ernst. Willst du nicht gleich zu mir kommen?«
    Er kriegt kein Wort raus. Er kriegt kaum Luft. Sie sieht von seinem linken Auge zum rechten, hin und her, hin und her, immer mit ihren beiden Augen in eins von seinen.
    »Das ist alles irre, ich weiß, aber wir sind im Krieg, richtig? Ich weiß nur eins, es ist richtig, es fühlt sich einfach richtig an. Ich will jede Sekunde mit dir, die ich kriegen kann.« Sie schaudert wieder, schüttelt den Kopf. »Ich bin nicht der Typ, der sich schnell hinreißen lässt, jedenfalls nicht so. Ich hab so was noch nie für jemanden
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