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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn
Autoren: Ben Fountain
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paar Tage nach der Schlacht, auf dem Schotterweg zum Essenfassen, war plötzlich an die Stelle dieser Angst etwas Neues getreten, das Gefühl, begnadigt oder freigelassen oder von einer furchtbaren Last befreit worden zu sein, es war einfach da gewesen, ganz mühelos, mit einem einzigen normalen Ausatmen. Hieß dieses wohlige Ahhhhhh , dass es doch Hoffnung für ihn gab? War er also vielleicht doch nicht total unnütz? Zu der Zeit zog das Fox-News-Filmchen schon seine viralen Kreise durch die Medienlandschaft, und es gab Gerüchte, dass die Bravo-Squad nach Hause darf, selbstmörderisch optimistisches Gelaber, kein Soldat bei klarem Verstand würde etwas darauf geben, aber plötzlich, oh Wunder, hieß es, in zwei Stunden Abflug, im Schweinsgalopp nach Bagdad und ab über den Ozean auf diese Victory Tour .
    Eine Nation, zwei Wochen, acht amerikanische Helden, die Bravo-Squad, die genau genommen gar nicht existiert. Es gibt eine Kompanie Bravo, die hat einen zweiten Zug, der wiederum eine erste Squad, und die besteht aus dem Team Alpha und eben Billys Team Bravo, aber der eingebettete Fox-Reporter hatte die Bravos kurzerhand zur Squad befördert und als solche in aller Welt bekannt gemacht. Jetzt am Tourende in Dallas ist Billy nur noch matschig und trübe, übersättigt, überdreht und unterschlafen, und er verspürt eine traurige Sehnsucht nach dem Touranfang. Sie waren mitten in der Nacht in eine Hercules C-130 verfrachtet und mit einer knallengen, fast senkrechten Startschraube aus Bagdad herausgeflogen worden. Auch Shroom war an Bord, hinten, in einem fahnenbedeckten Sarg. Während des ganzen Flugs nach Ramstein hatten immer ein paar Bravos bei ihm gesessen, aber Billy denkt gerade an die rund zwanzig Zivilisten verschiedenster Bau- und Mundart, die auch mitgeflogen waren. Keine Spione – dafür waren sie zu plump und ihr Lächeln zu unbeschwert vom Leid der Welt, und sie hatten, sowie die Hercules auf Flughöhe war, eine Riesenparty veranstaltet. Klasse Whiskey, satte Musik aus einem Dutzend Boom-Boxen, ein ganzer Wald qualmender kubanischer Zigarren – der Rumpf war im Nu hexengebräuartig verräuchert. Es waren, stellte sich heraus, lauter Spitzenköche. Und für wen so? Darauf hatten sie nur gelächelt. »Die Koalition.« Sie waren Franzosen, Rumänen, Schweden, Deutsche, Iraner, Griechen und Spanier, aber Billy fand weder Typisches noch Spezifisches an den jeweiligen Nationalitäten, alle waren freundlich und ausgesprochen großzügig und ganz scharf darauf, die Soldaten an ihren Trink- und Rauchvorräten teilhaben zu lassen. Offenbar hatten sie im Irak auch einen Haufen Geld verdient. Einer der Schweden klappte einen kalbsledernen Attachékoffer auf und zeigte Billy seinen in Bagdad erworbenen Schatz, pfundweise geflochtene und normale Goldkettenund Münzen, die keinen gelblichen Glanz hatten, sondern aus purem Rotgold waren. Billy hatte mitten im Zigarrenqualm und ausgelassenen Gelächter eine Kette hochgenommen, um das Gewicht zu prüfen. Er war neunzehn Jahre alt, er hatte keine Ahnung gehabt, dass auch so etwas dazugehörte zu seinem Krieg, eine verdammte Schande für ihn und die übrigen Bravos, dass der zwei Wochen später noch immer nicht gewonnen ist.
    »Ja«, sagt Albert in sein Handy. Er hatte es extra in Japan gekauft, beim Rennen um die Handy-Hoheit sei Japan nämlich aller Welt um zwei Jahre voraus. »Sag ihr das. Du kannst ihr ruhig sagen, dass dieser Film böse reinhauen wird. Aber abräumen wird er auch.« Er schweigt einen Augenblick. »Carl, was soll ich sagen? Es ist ein Kriegsfilm – da kommt nicht jeder lebend raus.« Crack liest derweil laut die Sportseiten der Dallas Morning News vor und gibt die Quoten bei America’s Line durch, damit Holliday und A-bort ihre Einsätze überlegen können. Beim heutigen Spiel kann man auf über hundert verschiedenste Sachen wetten, zum Beispiel darauf, ob beim Münzwurf am Anfang Kopf oder Zahl oben liegt, welches Stück Destiny’s Child in der Halbzeit zuerst spielen und im wievielten Quarter die Fernsehreporter zum ersten Mal Präsident Bush erwähnen.
    Crack liest, als ginge es um ein Kochrezept. »Drew Hensons erster Pass vollständig zweihundert minus; unvollständig hundertfünfzig plus; abgefangen tausend plus.«
    »Unvollständig«, sagt Holliday und schreibt es in sein Heftchen.
    »Unvollständig«, findet Crack auch und kritzelt in sein Heftchen.
    »Was is’n mit dem Quarter, wo sich Beyoncé bei mir aufs Gesicht setzt«, fragt
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