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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn
Autoren: Ben Fountain
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lobte die gesamte Viper-Besatzung für ihren Kampfgeist und verbeitete optimistische Meldungen zum Kriegsgeschehen. Es steht außer Zweifel , sagte er. Neueste Geheimdiensterkenntnisse , sagte er. Unsere Befehlshaber im Feld , sagte er. Alles in diesem Cheney-Timbre, wohlmoduliert wie das Telefonfreizeichen, bei dem alles so sauvernünftig klingt. Was hatte er noch gesagt? Ach ja, richtig. Der Aufstand pfeift aus dem letzten Loch, hatte er auch noch gesagt.
    »Albert!«, brüllt Dime. »Billy findet Hilary Swank schräg.«
    »Halt. Nein.« Billy dreht sich zum Gang, Albert kommt die gerade Treppe herunter, Westküstenlächeln, leicht neben der Spur, aber cool. »Ich hab nur gesagt, ich find’s schräg, dass die’n Mann spielen will.«
    »Hilary ist eine ganz Nette«, sagt Albert sanft. »Eine der nettesten Ladys überhaupt in Hollywood. Und überleg mal, Billy – «, jedes Mal wenn Albert ihn beim Namen nennt, kriegt Billy einen Schock, am liebsten würde er sofort sagen: Du, Alter, ist doch nicht nötig, musst dir nicht extra meinen Namen merken, »– das ist für alle Schauspieler die reizvollste Herausforderung, das andere Geschlecht zu spielen. Mir ist schon klar, warum sie Interesse hat.«
    »Er will aber nicht von’ner Schnecke gespielt werden«, sagt Dime. »Er hat Schiss, dass die Leute ihn für’ne Muschi halten.«
    »Albert, hör einfach nicht hin, was Dime erzählt.«
    Albert kichert in sich hinein, und Billy hat kurz Santa Claus im Kopf, noch so ein fröhliches Dickerchen. »Bleibt mal locker, Jungs. Wir haben noch’ne lange Strecke vor uns, bevor ihr euch darüber den Kopf zerbrechen müsst.«
    Albert peilt hunderttausend Dollar pro Bravo und Lebensgeschichte an, plus diverse obskure Honorare, Extras, Prozente und sonstiges undurchschaubares Zeug, bei dem sie sich einfach auf ihn verlassen müssen. Seit zwei Wochen kreuzt er immer mal wieder bei der Victory Tour auf, in Washington war er kurz mit aufgesprungen, dann wieder weggedüst, in Denver wieder kurz da und wieder weg, in Phoenix genauso, und jetzt am Ende der Tour, in Dallas, ist er wieder dabei. Vor zwei Wochen hatte er prophezeit, um Thanksgiving herum einen Deal in der Tasche zu haben, es sieht auch tatsächlich so aus, als ob er alles im Griff hat, trotzdem hat Billy das leise Gefühl, dass ein bisschen der Dampf raus ist, dass Albert sich, wenn auch kaum wahrnehmbar, enorm ins Zeug legen muss, um alles am Kochen zu halten. Bisher hat allerdings noch keiner der anderen Bravos etwas gesagt, vielleicht liegt er ja falsch. Ja, wahrscheinlich liegt er falsch. Lieber Gott, bitte lass mich falschliegen. Wenn er aus dem Ganzen nur ein kleines bisschen reich rauskäme, er würde jeden Cent in eine richtig wertvolle Sache investieren. Als er in Fort Hood dem Zug zugeteilt worden war, hatten Dime und Shroom ihn tagtäglich rund um die Uhr als Proll, Strolch, Verbrecher tituliert, und das war nicht freundschaftlich-spöttisch gemeint. Aus irgendeinem Grund hatten sie ihn auf dem Kieker, wenn er sie nicht von der Hacke kriegte, hatte er bei dem anstehenden Einsatz die Arschkarte, ganz zu schweigen von den übrigen dreieinhalb Jahren Army, zu denen er sich verpflichtet hatte. Eines Tages, er stemmt gerade Gewichte im Fitnessraum, fallen sie wieder über ihn her mit ihrer Arschsackscheißkerlrudelbumser-Litanei. Als sie gehen,geht er mit und spricht sie im Vorraum mit aller verfügbaren Höflichkeit an. Sergeant Dime, Sergeant Breem, ich bin kein Verbrecher und kein Proll und kein Rudelbumser, also nennen Sie mich bitte nicht mehr so. Ich bin einfach jemand, der sich den Arsch aufreißt, so gut er kann, um seinem Zug und seiner Kompanie keine Schande zu machen.
    Doch, hatte Shroom gesagt, du bist’n krimineller Scheißproll. Nur Prolls hauen andern Leuten das Auto zu Klump.
    Du Scheiße, hatte Billy gedacht, woher wissen die das denn? »Kommt auf die Leute an«, hatte er gesagt.
    Und – welche Leute?
    Der Verlobte von meiner Schwester. Ex-Verlobte.
    Das hatte ihre Neugier geweckt. Was für’ne Marke?, hatte Dime gefragt.
    Saab, hatte Billy gesagt. Kabrio, fünf Gänge, Graphit-Alufelgen, drei Monate vom Band. Jetzt wollten sie es genau wissen, also hatte Billy von Kathryn erzählt, seiner mittleren Schwester, dem Star der Familie, ausgesprochen schön und sanft und schlau, hat sogar ein halbes Stipendium für die Texas Christian University gewonnen. So weit alles gut. Studiert Betriebswirtschaft, ist in der Studentinnenverbindung, jedes Jahr bei
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