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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn
Autoren: Ben Fountain
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«.
    »Scheiß drauf, mit dem Typen machen wir keinen Deal, für kein Geld der Welt. Nicht mal für eine Million pro Nase.«
    Billy und Mango sehen sich an. »Eine Million – «, fängt Mango an, aber Dime schneidet ihm den Rest ab.
    »Sieh’s mal so rum: Angenommen, wir machen den Deal und Norm kriegt seinen verschissenen Bravo-Film und plötzlich ist alle Welt wieder total kriegsgeil. Was dann? Dann, ist meine Meinung, behalten die unsern Arsch so lange im Einsatz, bis wir alle tot oder zu alt sind, um’ne Knarre zu halten. Also scheiß drauf. So’n Deal brauche ich nicht.«
    Dime steht auf und geht den Gang hoch. Die Bears führen inzwischen mit 31–7, und das Spiel ist auch offiziell eine Totalpleite. Einer der Rowdies in Reihe 6 lässt seine Flasche fallen, seine Kumpel kriegen hysterische Anfälle beim Geräusch von zerbrechendem Glas. »Arschlöcher«, murmelt Mango, und Billy stimmt zu. Sie sind zu besoffen, zu laut, zu selbstverliebt – sind das auch Leute, denen ein bisschen Demut mal ganz guttäte?
    Billys Handy zirpt, eine neue SMS. Er guckt aufs Display.
    RUF IHN AN.
    Die sind da.
    Warten auf dich.
    Oh Jesus. Oh Shroom. Was würde Shroom machen? Was würde er machen, wenn er Billy wäre, die Frage ist besser, die fragt nach den intimsten drängenden Themen der Seele, danach, wie man sich selbst definiert und welche höchsten Ziele man im Leben hat. Ein Warnschuss mit zwei Minuten Vorlauf, das heißt, na prima, er hat noch hundertzwanzig Sekunden Zeit, um herauszukriegen, was er hier auf dem Planeten Erde eigentlich macht. AchShroom, Shroom, Mighty Shroom of Doom, der seinen eigenen Tod auf dem Schlachtfeld vorhergesagt hatte, was würde er ihm raten, jetzt hier, am Ende der Victory Tour ? Billy braucht Shroom, um seine Lage zu begreifen, um den neuralen Tumult in seinem Hirn zu beruhigen, aber jetzt läuft auf der Riesenleinwand schon wieder das American-Heroes-Insert, die Rowdys von Reihe 6 grölen Schlachtrufe und klatschen und trampeln, die beiden jungen Paare geben sich alle Mühe, aber ihr Schsch! taugt nicht als Spaßbremse für ihre Freunde.
    »Brav-oooohh!«
    »Suu-pää-häär!«
    »Huuuu-huuuu!«
    »Wir sind alle Army, Jungs!«
    »Na?« Travis fährt herum und grinst Crack an. »Wir sind hier alles arschgeile Patrioten, wir stehen voll hinter unsern Soldaten.«
    »Aber wie!«, kreischt einer seine Kumpel.
    »Aber wie«, blafft Travis. »Du, von wegen Don’t-ask-don’t-talk, bin total dabei. Geht mir am Arsch vorbei, ob ihr schwul seid oder bi oder Transen oder von mir aus lesbische Affen fickt, für mich seid ihr Hengste. Ihr seid echte amerikanische Helden.«
    Er reißt den Arm zum High-Five hoch, aber Crack starrt ihn nur an und lässt ihn in der Luft hängen. »Nicht?« Travis versucht ein Lächeln. »Nein? Egal, alles cool. Ich steh trotzdem hinter den Truppen.« Er dreht sich lachend wieder nach vorn und langt nach der Flasche unter seinem Platz. Als er wieder sitzt, beugt sich Crack vor, legt ihm bedächtig, beinahe zärtlich beide Arme wie eine Zange um den Hals und klemmt ihn ab. Jeder Soldat lernt in der Grundausbildung, wie man einen Unterarm so auf die Halsschlagader legt, dass das Hirn von der Blutzufuhr abgeschnitten und das Opfer in Sekundenschnelle bewusstlos wird. Travis schlägt ein paar Mal um sich, aber ein richtiger Kampf ist das nicht. Er grapscht an Cracks Armen herum und er tritt gegenden Vordersitz, dann drückt Crack etwas fester zu, und Travis schlafft ab. Ein paar andere Rowdys springen auf, aber Cracks Knurren schreckt sie ab.
    »Was macht der denn?«, zischt eine der jungen Gattinnen. »Sag ihm, er soll aufhören. Kann ihm bitte irgendwer sagen, er soll aufhören.«
    Aber Crack lächelt nur. »Ich könnte dem Arschloch hier das Genick brechen«, teilt er mit und variiert den Zangengriff, fügt eine experimentelle Drehung dazu. Travis gibt einen spastischen Tritt von sich, und seine Freunde sehen hilflos zu. Sie scheinen zu begreifen, dass sie ihm hier nicht helfen können.
    »Crack«, sagt Day, »es reicht. Lass das Dreckstück los.«
    Crack kichert. »Ich mach ja nur’n bisschen Spaß.« Die Art, wie er Travis herumschlenkert, hat etwas von Masturbation, mal nach hier, mal nach da, zudrücken, locker lassen, zudrücken, locker lassen, lauern auf den physiologischen Punkt, an dem alles zu spät ist. Travis’ Gesicht ist dunkelrot und spielt ins Violette. Eine voll durchgezogene Halsschlagaderklemme führt in Minutenschnelle zum Tod.
    »Crack, verdammt«,
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