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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn
Autoren: Ben Fountain
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murmelt Mango. »Bring den Hurensohn nicht um.«
    »Halt ihn auf«, fleht eine der Gattinnen. »Sag ihm doch mal was.«
    Billy hat das Gefühl, dass ihm gleich übel wird, aber ein Teil von ihm wünscht sich, dass Crack nicht aufhört, dass er es voll durchzieht, einfach um der ganzen Welt zu zeigen, wie beschissen die Situation ist. Aber schließlich lockert Crack den Griff; er lässt Travis mit einem beiläufigen Klaps auf den Kopf los, als ob er ihn nicht mehr interessiert, und Travis sackt wie ein zerschmetterter Crashtest-Dummy auf seinem Platz zusammen. Kurz danach haben es die Rowdys plötzlich eilig. Sie hieven ihren benommenen Freund hoch und drängen, sorgfältig jeden Blickkontakt mitden Bravos vermeidend, einer nach dem anderen zum Gang. »Ihr Typen seid irre«, murmelt einer im Vorbeischlängeln, und Sykes brüllt zurück: »Scheiße, ja, wir sind verdammt komplett von Sinnen !« Er schickt noch ein plätscherndes Valium-Lachen hinterher, das in der Tat reichlich plempem klingt.
    Dime kommt in dem Augenblick zurück, als die Rowdies den Gang hochhasten. Er reibt sich am Kinn und mustert sein verdächtig schweigsames Team.
    »Irgendwas, das ich wissen müsste?«
    Die Bravos geben ein mattes Oach von sich. »Der Drecksack wollte seine Fresse nicht halten«, sagt Day. »Da hat Crack’n bisschen, äh, nachgeholfen.«
    Crack zuckt die Schultern, ringt sich ein Lächeln ab. Er guckt zerknirscht und gleichzeitig hochzufrieden. »Ich hab ihm nichts getan«, sagt er in aller Bescheidenheit. »Nur’n bisschen den Kopf gewaschen.«
    Auf dem Feld sind die letzten zwei Spielminuten angelaufen. Dime guckt auf die Uhr, guckt auf die Punktetafel, dann hält er kurz Zwiesprache mit dem stürmischen Himmel. »Gentlemen«, er wendet sich wieder seinen Bravos zu, »ich denke, unsere Arbeit ist getan. Abmarsch.«
    Das Team antwortet mit trägem, vielleicht auch sarkastischem Jubel. Josh sagt, ihre Limousine warte auf dem Limousinenparkplatz an der Westseite, und er werde sie hinbringen. Zum letzten Mal trotten die Bravos den Gang hoch, noch einmal kämpft Billy an gegen den zurückzerrenden grauenhaften riesigen Stadionraum. Sowie sie oben in der Halle sind, nimmt er sein Handy und simst Faison:
    Treffen limoparkpl west? Such weiße hummerlimo
    Team Bravo formiert sich und folgt Josh im Gleichschritt durch die Halle. Sykes und Lodis haben ihren signierten Ball über die ganze Zeit zu retten geschafft, die anderen haben als Beute nur die braune Fanartikelmappe, kostbar vor allem wegen des Cheerleader-Kalenders und der geilen Dekolletéfotos. Bald kommen elf lange und einsame Monate im Irak, wobei lang und einsam noch die beste Option ist. Bei ihrem letzten Marsch durchs Stadion bleibt niemand mehr stehen, um die Bravos mit Danksagungen und Autogrammen und Handyschnappschüssen zu behelligen. Cowboys-Land ist komplett auf dem Rückzug; alle sind durchgefroren, durchnässt, müde, geschlagen und wollen nur noch nach Hause, so schnell wie möglich, zum Teufel mit Geostrategie und Freiheitverteidigen.
    Ach, mein Volk. Als das Tor in Sichtweite kommt, dirigiert Josh sie an den Rand, raus aus dem Verkehrsstrom. »Wir sollen hier warten«, teilt er mit. »Es kommt jemand runter zum Verabschieden.«
    Wer?
    Josh lacht. »Keine Ahnung!«
    Die Bravos sehen sich an. Egal. Gerade brandet eine neue Körperwoge in die schon überfüllte Halle, woraus sie schließen, dass das Spiel zu Ende ist. Die Fans bewegen sich auf den Ausgang zu wie eine Schlange von Mühseligen, und in der Masse, die sich notgedrungen nur vorwärtsschleppt, wirken sie wie mit einer allegorischen Bürde Beladene, als ob ihre Düsterkeit, ihre triefende Jämmerlichkeit das Gespenst eines jeglichen Stammes heraufbeschwören soll, der je aufgebrochen ist, um in der Hoffnung auf ein weniger schlimmes Leben den einen Ort zu verlassen und an einen anderen zu gelangen. Billy findet, mit anderen Worten, dass sie aussehen wie Flüchtlinge. Sein Handy summt, und er dreht sich zur Wand, bevor er draufzugucken wagt. Eine Zwei-Wörter-Nachricht von Faison.
    Unterwegs. Warte.
    Die Augen fallen ihm zu, sein Kopf kippt vornüber und prallt gegen die Wand, sein stilles Danke klingt wie ein aufgestauter Atemzug. Dann wird er nervös. Er weiß nicht, was er machen soll. Er hat keine Ausbildung dafür, keinen Drill, nichts, worauf er sich verlassen könnte. Er kann sich und Faison auf der Ranch sehen, aber einen Übergang, einen Weg dahin lässt sein Hirn nicht zu. Vielleicht soll er
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