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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora
Autoren: Maeve Binchy
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eine Route zurechtgelegt, die an der Piazza Navona enden würde, wo sie am ersten Abend gewesen waren. Ob Laddy Lust habe mitzukommen?
    Laddy sah sich die Strecke auf dem Stadtplan an. Sie würden ganz nahe am Haus seiner Freunde, der Garaldis, vorbeikommen. »Wir werden nicht hineingehen«, sagte Laddy, »aber ich kann euch das Haus zeigen.«
    Als Fran und Kathy das Haus erblickten, waren sie sprachlos.
    »Ich kann es einfach nicht glauben, daß wir in einem solchen Palast zu einer Party eingeladen sind«, murmelte Kathy.
    »
Giovedi
«, nickte Laddy stolz. »Doch, am Donnerstag, ihr werdet ja sehen. Er hat uns alle eingeladen, alle zweiundvierzig. Ich habe
quarantadue
gesagt, aber er meinte nur
si, si, benissimo

    Es war nur ein außergewöhnliches Ereignis mehr auf dieser außergewöhnlichen Reise.
     
    Connie hatte eine Zeitlang in ihrem Zimmer auf die Rückkehr der Signora gewartet, um ihr ihre Überraschung zu zeigen. Doch es wurde dunkel, und die Signora war immer noch nicht zurück. Von draußen drangen Gesprächsfetzen herein, Leute grüßten sich auf der Straße, von fern hörte man das Rauschen des Verkehrs, und in einem nahen Restaurant klirrten Gläser und Besteck. Connie beschloß, sich von diesem gemeinen, hinterhältigen Briefeschreiber nicht an die Kette legen zu lassen. Egal, wer es war, er würde sie nicht in aller Öffentlichkeit umbringen, selbst wenn Harry ihn geschickt haben sollte.
    »Zur Hölle mit ihm! Wenn ich heute abend auf dem Zimmer bleibe, hat er gewonnen«, sagte sie laut. Und so ging sie um die Ecke in eine Pizzeria und setzte sich dort an einen Tisch. Connie hatte nicht bemerkt, daß ihr jemand vor der Tür des Hotels Francobollo aufgelauert hatte und gefolgt war.
     
    Lou und Suzi verbrachten den Abend am anderen Flußufer, in Trastevere. Zwar waren sie mit Bill und Lizzie um die kleine Piazza geschlendert, aber die Restaurants waren hier – wie die Signora sie schon gewarnt hatte – ein bißchen zu teuer für sie. War es nicht großartig, daß sie die Sache mit dem
piatto del giorno
gelernt hatten und in Lire rechnen konnten, anstatt die Preise jedesmal umständlich in irische Pfund umrechnen zu müssen?
    »Wir hätten unsere Sandwiches besser bis abends aufgehoben«, meinte Lizzie betrübt.
    »Hier können wir jedenfalls nicht rein.« Suzi nahm es gelassen hin.
    Aber Lou war aufgebracht. »Wißt ihr, das läuft einfach alles total ungerecht ab. Die meisten Leute hier werden geschmiert, leben von Bestechung und Korruption, haben Verbindungen zur Mafia. Glaubt mir, ich weiß das …«
    »Schon gut, Lou, aber das spielt doch jetzt keine Rolle.« Suzi hörte nicht gern Andeutungen über seine dunkle Vergangenheit. Er hatte auch noch nie offen darüber gesprochen. Doch immer wieder ließ Lou sehnsüchtig durchblicken, daß ihr Leben sehr viel angenehmer hätte sein können, wenn Suzi sich nicht so angestellt hätte.
    »Du meinst, gestohlene Kreditkarten und so?« fragte Bill interessiert.
    »Nein, nein. Es läuft mehr auf der Ebene von Gefälligkeiten. Du tust einem einen Gefallen, und er lädt dich dafür zum Essen ein, du tust jemandem einen großen Gefallen und kriegst viele Einladungen oder ein Auto. So einfach ist das.«
    »Man muß jemandem bestimmt ganz schön viele Gefälligkeiten erweisen, bis man dafür ein Auto bekommt«, überlegte Lizzie.
    »Kommt darauf an. Es hängt nicht unbedingt davon ab, wieviel man für jemanden tut, sondern wie zuverlässig man ist. Das ist wohl das Wesentliche bei diesem System.«
    Alle nickten verblüfft. Manchmal betrachtete Suzi den riesigen Smaragd in ihrem Verlobungsring. So viele Leute hatten behauptet, er müsse echt sein, daß sie zu dem Schluß gekommen war, der Ring sei wohl der Dank für eine riesengroße Gefälligkeit, die Lou mal jemandem erwiesen hatte. Natürlich hätte sie ihn einfach schätzen lassen können. Aber es schien ihr doch besser, nicht allzu genau Bescheid zu wissen.
    »Ach, wenn uns doch nur jemand um einen Gefallen bitten würde«, seufzte Lizzie und betrachtete sehnsüchtig das Restaurant, in dem Musiker von Tisch zu Tisch gingen und der Blumenverkäufer den Gästen langstielige Rosen verkaufte.
    »Dann halt die Augen offen, Elisabetta«, lachte Lou.
    In diesem Moment erhoben sich ein Mann und eine Frau von ihrem Tisch auf dem Gehsteig, die Frau schlug dem Mann ins Gesicht, der Mann packte ihre Handtasche und sprang über die kleine Hecke, die das Restaurant vom Gehsteig trennte.
    Lou brauchte nur zwei
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