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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten
Autoren: Arkady Fiedler
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Felsen, die andere Seite war flach und sandig.
    Wir liefen alle auf die Felsen zu. Manauri, der die Lage rasch erkannte, entsandte jedoch einen Teil der Indianer nach der gegenüberliegenden flachen Seite, um das Boot unter zwei Feuer zu nehmen.
    Die Spanier lagen ein gutes Stück voraus. Sie ruderten wie besessen, um die Enge vor unserem Eintreffen zu erreichen. Anfangs schien es, als würde es ihnen glücken. Sie konnten
    jedoch das wahnsinnige Tempo nicht lange durchhalten. Bald ließen ihre Kräfte nach, und das Boot bewegte sich immer schwerfälliger vorwärts.
    Als die ersten Indianer auf dem Felsen anlangten, befanden sich die Spanier gerade in der Enge, ungefähr fünfzig Schritt vom Ufer entfernt. Die ersten Pfeile schwirrten durch die Luft. Zwei übereifrige Indianer sprangen ins Wasser, um schwimmend an den Feind heranzukommen. Wie ich im Laufen feststellte, trafen die Pfeile zielsicher ins Boot.
    Die Spanier machten verzweifelte Anstrengungen. In dem Bestreben, von dem Teufelsfelsen hinwegzukommen, gerieten sie unvorsichtigerweise an das andere Ufer der Enge. Hier waren inzwischen die hartnäckigen Verfolger, die von Manauri entsandten Krieger, eingetroffen.
    Schüsse knallten. Ein Spanier schoß aus seiner Pistole auf die Schwimmenden. Einer der Indianer drüben hatte eine Flinte, die offensichtlich noch geladen war. Er legte an, zielte einen Augenblick, gab Feuer. Röcheln und Verheerung im Boot. Die Ruderer wurden von den Schrotkügelchen wie mit der Sense hinweggemäht. Sie traf das Los, das sie verdienten.
    Als ich auf dem Felsen ankam, wurde das Boot bereits ans Ufer gezogen. Die Spanier lagen darin am Boden. In einem von ihnen erkannte ich jenen schönen Jüngling. Als die Leichen aus dem Boot geworfen wurden, stellte sich heraus, daß der durchtriebene junge Bursche bloß eine leichte Verletzung davongetragen und sich tot gestellt hatte. Die Indianer erkannten ihn und rasten vor Wut. Sie wollten ihn auf der Stelle umbringen; dem widersetzte ich mich jedoch entschieden.
    Zornentbrannt stellten sie mich zur Rede:
    „Warum verteidigst du ihn?"
    Ich stellte mich schützend vor den Spanier. Wutschäumend packten sie mich an den Schultern und versuchten, mich von ihm fortzuziehen.
    „Arnak! Wagura!" schrie ich den Jungen zu.
    Arnak kam auf mich zugelaufen. Wagura befand sich auf der anderen Seite.
    „Was ist los?" Bestürzung malte sich in Arnaks Gesicht. Er stieß den zunächst stehenden Krieger so heftig mit der Bogenspitze, daß dieser mich losließ und wie ein Betrunkener zurücktaumelte. Gleichzeitig rief der Junge auf arawakisch einige scharfe Worte und befahl, mir mehr Achtung entgegenzubringen. Die Krieger traten, wenn auch widerwillig, einige Schritte zurück. Sie ließen sich jedoch nicht verblüffen, wiesen wütend auf den jungen Spanier und forderten seinen Tod.
    „Warum bist du dagegen, daß sie ihn töten?" wandte sich Arnak an mich. „Ich muß ihn erst ausforschen! Es ist wichtig zu wissen, welche Absichten die Leute auf Margarita haben. Vielleicht planen sie eine zweite Expedition."
    „Du hast recht, Jan! Wirst du aber nachher erlauben, ihn zu töten?"
    „Hol ihn der Teufel! Macht mit ihm, was ihr wollt ..."
    Arnak erläuterte den Indianern meine Absichten in bezug auf den Gefangenen, fand jedoch bei den Rasenden nicht viel Verständnis. Jetzt erst erfuhr ich die Ursache ihrer Erregung und Unbotmäßigkeit. Jener Jüngling war der Sohn des Don Rodriguez, des grausamen reichen Mannes auf Margarita, der Mateos unglücklichen Bruder öffentlich von Hunden hatte zerfleischen lassen. Auch er war unmenschlich und böse wie sein Vater und zeichnete sich durch ungeheuerliche Grausamkeit gegen die Sklaven aus.
    Zum Glück beschwichtigte Manauri die Hitzköpfe einigermaßen, indem er ihnen versprach, daß der Spanier seiner gerechten Strafe nicht entgehen würde. Die Leute ließen daher von ihm ab. Sie fesselten ihm Hände und Füße, warfen ihn in das Boot zurück, das zwei Indianer zum Lager ruderten.
    Nach den erschütternden Gemütsbewegungen und den gewaltigen Anstrengungen der letzten Stunden kam eine große Entspannung über uns. Eine merkwürdige Schwäche bemächtigte sich unser. Wir konnten es noch gar nicht glauben, daß wir einen großen Sieg errungen hatten und der Feind uns nicht mehr bedrohte. Um zur Wirklichkeit zurückzukehren, genügte es jedoch, auf das Lager am Ende der Bucht zu schauen, wo sich der entscheidende Kampf abgespielt hatte.
    Wir standen immer noch auf dem
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