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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten
Autoren: Arkady Fiedler
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Selbstvertrauen. Es war nicht ganz unberechtigt, obwohl er meine Pläne über seine Zukunft nicht kannte. Ich hatte nämlich beschlossen, sein Leben um jeden Preis zu verteidigen, selbst wenn alle Indianer sich gegen mich verschworen; allerdings wollte ich es nicht seiner schönen Augen wegen tun, sondern um unserer Sicherheit willen. Falls die Horde aus Margarita auf unserer Insel eintreffen sollte, könnte uns der Sohn eines prominenten Spaniers, wenn wir ihn am Leben hielten, als Geisel einen unschätzbaren Dienst erweisen und uns das Tor zur Freiheit öffnen.
    Während des Verhörs ließen sich vom Strand her laute Schreie vernehmen. Einige Indianer kamen von dort gelaufen.
    „Das Schiff!" riefen sie „Das Schiff!"
    Wenn man vom Wolf spricht, so ist er bekanntlich nicht weit, und deshalb glaubten wir schon, die Spanier rückten von Margarita mit Ersatz heran; es gab jedoch keinen Grund zur Aufregung, im Gegenteil, die Neuigkeiten waren außerordentlich günstig für uns.
    In aller Frühe, bei Sonnenaufgang, hatte sich ein Wind erhoben; er hielt jedoch nicht länger als eine halbe Stunde an und legte sich dann ganz. Auf dem Meere trat völlige Windstille ein. Es gab mitunter rund um die Insel solche Flauten, die aber gewöhnlich nicht länger als eine oder zwei Stunden währten, gegen Mittag kam meistens heftiger Wind auf.
    Der Schoner hatte kaum eine Meile zurückgelegt, als die eingetretene Flaute seine Segel lahmlegte und ihn an die Stelle fesselte. In unserem Lager wurde es lebendig. Die Nachricht, daß das Schiff stilliege, weckte die berechtigte Hoffnung, wir könnten es doch noch einholen. Alles griff nach einer Waffe und rannte Hals über Kopf zu den Booten.
    In der allgemeinen Begeisterung und in dem Lärm durfte man den Kopf nicht verlieren. Ich rief Arnak, Wagura und Manauri herbei und legte ihnen folgenden Plan vor: „Wir besteigen zwei von den Booten, mit denen Mateos Gruppe hergekommen ist; im größeren fahren Arnak und ich mit, im kleineren Wagura. Es rudern alle gesunden Indianer und Neger, mit Ausnahme von uns dreien. Nur wir drei werden schießen, daher dürfen uns die Hände nicht zittern. Wir nehmen alle weitreichenden Musketen, füllen sie mit einer größeren Pulvermenge, damit sie über eine weitere Entfernung tragen, und laden die einen mit Kugeln, die anderen mit Schrot."
    „Sollen die übrigen Leute überhaupt keine Waffen mitnehmen?" fragte Wagura.
    „Mögen sie welche mitnehmen, es kann nicht schaden; sie sollen uns aber beim Zielen nicht stören."
    „Ja!" rief Arnak. „Genau zielen, das ist die Hauptsache!"
    Manauri erklärte sich voll und ganz einverstanden und übernahm sofort das Kommando über die Ruderer. Er ließ sie in den beiden Booten Platz nehmen und setzte sich selbst ans Steuer des größeren Bootes. Inzwischen luden wir die Waffen. Wir nahmen acht Musketen mit und beschlossen, diejenigen zuerst abzufeuern, deren Zielsicherheit wir bereits ausprobiert hatten.
    „Das kleine Boot kommt auch mit, das zum Schoner gehört", sagte ich.
    „Etwa für einen von uns Schützen?" fragte Arnak.
    „Nein, nur, um die Spanier zu täuschen."
    Für die Bemannung dieses Bootes genügten drei Leute.
    Wir stießen ab. Die Ruderer legten sich in die Riemen, daß das Wasser zu beiden Seiten nur so aufspritzte. Ich stand am Bug des Bootes, Arnak am Heck. Bald ließen wir die Bucht hinter uns und ruderten aufs offene Meer hinaus. Es war ruhig wie ein See bei freundlichem Wetter. Nur hier und da kam für kurze Augenblicke eine leichte Brise auf und kräuselte stellenweise die Wasserfläche, legte sich aber alsbald wieder. Der Schoner lag wie vor Anker. Die Segel hingen schlaff herab.
    Sowie die Spanier uns bemerkten, begannen sie verstört auf Deck umherzulaufen. Bald rüttelten sie an den Segeln, bald bewegten sie irgendwelche Geräte. Durch das Fernglas sah ich, daß sie die Musketen bereitmachten.
    Wir kamen schnell voran. Die Ruderer arbeiteten emsig. In Strömen rann ihnen der Schweiß vom Körper. Es wurde unerträglich heiß. In der Sklaverei waren ihre Muskeln erschlafft, ihre Gesundheit war zerrüttet. Trotz Erschöpfung hatten sie im entscheidenden Augenblick ungeahnte Kräfte.
    Wir näherten uns auf eine Viertelmeile dem Schiff. Über dem Meer herrschte immer noch Stille. Es konnte nicht mehr zweifelhaft sein, daß wir das Ziel erreichen und des Schoners habhaft würden. Gewiß konnten uns die beiden Spanier bei der Abwehr Verluste zufügen, aber der Endsieg mußte unser
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