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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten
Autoren: Arkady Fiedler
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Leichtverwundete, doch die übrigen Spanier wurden von den Kugeln nicht erreicht.
    Sobald die Schüsse abgegeben waren, warfen sich die Unsrigen wie der Sturmwind geradewegs auf den Feind. Kaum hatten sich die Spanier vom ersten Schrecken erholt, so begannen sie zu schießen. Sie schossen jedoch panikartig, zu hitzig. Sie fehlten ebenfalls. Trotzdem brachten sie uns Verluste bei. Zwei, drei Indianer fielen. Dann warfen die Spanier die Gewehre fort und griffen zu den Degen und Pistolen.
    Zusammen mit den anderen lief auch Arnak aus der Deckung heraus. Wie besessen hetzte ich hinter ihm her und holte ihn mit Mühe ein. Ich faßte ihn energisch am Nacken.
    „Steh!" brüllte ich „Bleib hier!"
    „Weshalb?" gab er aufbrausend zurück.
    „Hiergeblieben!!!"
    Durch den strengen Ausdruck meiner Augen erschreckt, blieb er stehen. Ich reichte ihm die Flinte.
    „Nimm!" rief ich. „Sie ist geladen."
    Ich wies auf das Kampffeld.
    „Wir werden von weitem auf sie aufpassen, damit keiner von ihnen ins Gebüsch entkommt."
    „Oaa!" schrie Arnak zum Zeichen, daß er verstanden hatte.
    Den Mißerfolg mit den Gewehren machten die Indianer durch Bogenschüsse gründlich wieder gut. Der Bogen war ihre unfehlbare Waffe. Der Bogen entschied den Kampf des Tages.
    Mit Wutgeschrei drangen unsere Leute voll hemmungslosen Ungestüms auf den Feind ein und umringten ihn von allen Seiten. Sie hatten keine Lust, mit seinen Degen Bekanntschaft zu machen. Sie schossen die Pfeile aus einer Entfernung von etwa zwölf Schritt ab. Es waren todbringende Pfeile: Drei, vier Spanier sanken aufstöhnend zu Boden. Die übrigen sahen ihre Niederlage ein und ergriffen die Flucht. Die einen flohen zum Meer; sie zu verfolgen war unmöglich. Die anderen versuchten, sich zum Wald durchzuschlagen. Umsonst. Die Pfeile erreichten sie, die Krieger fielen über sie her. Wo sie die Fliehenden einholten, dort wurden diese mit Stöcken, Messern und Speeren gehauen, gestochen und gestoßen. Der eine oder andere der Ausreißer wandte sich wütend um und wollte dem Verfolger mit dem Degen zu Leibe gehen, blieb jedoch auf der Strecke. Dem Zorn der vom Siegesrausch erfüllten Rächer konnte nichts widerstehen.
    Das Röcheln der Sterbenden, das Stöhnen der Verwundeten, die Flüche der Kämpfenden, Wolken von Rauch und Staub, die das Feld einhüllten, der scharfe Geruch von Pulver und Blut — alles' das schuf ein unbeschreibliches Chaos. Den herrschenden Tumult machte sich ein stattlicher Spanier zunutze, er entkam unbemerkt aus dem Gedränge und rannte auf das Gebüsch zu. Er war anscheinend unverletzt und lief, was die Beine hergaben. Niemand verfolgte ihn.
    „Arnak!" rief ich dem Jungen zu und wies auf den Ausreißer. Mit einigen gewaltigen Sätzen sprang Arnak vor und verlegte dem Spanier den Weg. Er befand sich etwa vierzig

    Schritt von ihm entfernt. Er schoß aus der Flinte. Der Schuß traf. Der Spanier sank zu Boden und wirbelte im Fallen eine Staubwolke auf. Der Junge lief auf ihn zu. Von weitem gab er mir ein Zeichen, daß alles in Ordnung sei.
    Noch einer wollte sich davonmachen, doch ehe ich ihn aufs Korn nehmen konnte, flitzte Miguel hinter ihm her. Machtvoll ausholend warf er den Speer. Die Spitze grub sich tief in den Rücken des Fliehenden. Der Spanier fiel lang hin.
    Froh, den Schuß aus der Muskete gespart zu haben, winkte ich Miguel lebhaft mit der Hand und beglückwünschte ihn zu dem Sieg. Der Neger hatte jedoch keine Zeit zu rasten, er wies erregt nach dem Meere hin und rief:
    „ Dort fliehen sie! Dort fliehen sie!"
    Ich erinnerte mich, daß einige Spanier vor den Pfeilen der nachdrängenden Indianer an den Strand gelaufen waren.
    „ Ihnen nach! Laßt sie nicht entkommen!" schmetterte Miguel.
    Er rannte als erster voraus. Die anderen hinter ihm her.
    Im Lager hatte der Kampf aufgehört. Auf dem Felde gab es keine lebenden Spanier mehr. Die Verwundeten waren ohne Ausnahme niedergemacht, niemand hatte sich ins Gebüsch retten können.
    Während die verwundeten Indianer die Fesseln der gefangenen Neger zerschnitten, eilten alle Unverletzten an den Strand. Etwa hundert Schritt vom Lager hatten drei fliehende Spanier ein Boot erreicht und stießen es in fieberhafter Hast ins Wasser. Als wir ans Ufer kamen, ruderten sie bereits außerhalb der Reichweite unserer Schußwaffen.
    Sie steuerten das Boot durch eine kleine Bucht, die sich an der Mündung ins Meer etwa sechzig bis siebzig Schritt verengte. An der einen Seite dieser Ebene erhoben sich mäßig hohe
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