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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten
Autoren: Arkady Fiedler
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Gefährten sahen selbst, was im Lager vorging, und erkannten den Ernst der Lage. Es bedurfte nicht vieler Worte, um den Plan zu erläutern, der sich von selbst darbot:
    „Lauft zu unseren Leuten und kommt schnellstens zu mir zurück! Wir werden die Spanier umringen, damit keiner von ihnen ins Gebüsch entkommt. Hier, neben mir, stellt sich Arnak mit seiner Gruppe auf, dort rechts Wagura und links Manauri. Auf ein gegebenes Zeichen schlagen wir gleichzeitig zu. ..
    „Gut!" Wagura lachte unheilvoll.
    „Und vergeßt mein Gewehr nicht!" rief ich ihnen beim Abgang noch zu.
    Ich blieb mit Miguel allein.
    Die Spanier versengten immer noch den Körper des unglücklichen Negers, wobei sie ihn böse anschrien. Dann ließ der Jüngling den zweiten Gefangenen vorführen und folterte ihn auf noch gräßlichere Weise: Er versengte ihm das ganze Gesicht. Der zweite hatte nicht soviel Ausdauer wie der erste, er begann zu schreien.
    Ich schaute mich um: Die Indianer waren noch nicht eingetroffen. Das Dunkel lichtete sich, die Findlingsblöcke vor uns gewannen Umrisse, die Sträucher neben uns nahmen Farbe an. Bisher unterschied ich in Miguels Gesicht nur das Weiße der Augen. Jetzt traten die einzelnen Züge darin immer klarer hervor. Es dämmerte.
    Miguel murmelte etwas auf spanisch — es waren Worte voll verzweifelter Ungeduld. Am Lagerfeuer umringten die Spanier den Neger, den sie einem Verhör unterwarfen. Unter ihnen trat Stille ein — gespannt lauschten sie den Worten des Gefangenen. Würde man jetzt schießen, dachte ich, könnte die ganze Horde mit einigen Schüssen bis auf den letzten Mann vernichtet werden.
    Die Spanier hatten anscheinend von dem Gefolterten wichtige Neuigkeiten erfahren, denn jetzt wurde es bei ihnen lebendig wie in einem Bienenstock. Einige sprangen auf und liefen zu den unweit aufgestellten Gewehren. Andere berieten hastig, was zu tun sei. Mich ängstigte der Gedanke, sie könnten sich sammeln und in den Wald gehen. Dann kämen wir nicht nur um den Sieg, sondern es wäre sogar zweifelhaft, ob wir uns unserer Haut zu wehren vermöchten.
    Ein Rascheln hinter uns. Arnak. Mit seinen Leuten. Ein Stein fiel mir vom Herzen. „Wo ist Wagura?" stieß ich hastig hervor.
    „Auf dem Wege zu seiner Stellung, wie du es befohlen hast." „Gut!"
    „Hier hast du zwei Musketen und eine Flinte."
    Wagura, der den rechten Flügel einnehmen sollte, hatte es am weitesten zu seiner Stellung. Wir mußten daher eine gute Weile warten, bis er am Ziel sein würde.
    O gesegnete Schwatzhaftigkeit der Spanier! Sie standen am Lagerfeuer, redeten ununterbrochen und gestikulierten mit den Händen. Dazwischen überlegten sie und betrachteten den Himmel, als warteten sie, daß es Tag werde. Es war schon so weit hell, daß ich den schönen Jüngling gut im Visier hatte, als ich ihn probeweise aufs Korn nahm.
    Wären das erfahrene Jäger von der virginischen Grenze gewesen, so hätten sie längst mit der Waffe in der Hand Verteidigungsstellungen bezogen oder den Feind angegriffen. Indes konnten die Spanier in ihrem bodenlosen Dünkel nicht begreifen, daß sie, statt verängstigte Sklaven zu finden, auf der Insel einen organisierten furchtbaren Feind vor sich hatten.
    „Ist Wagura schon eingetroffen? Was meinst du, Arnak?" fragte ich .
    „Schon längst.”
    Diese Worte klangen wie ein Urteilsspruch über die Spanier. Ich wählte mit den Augen ein Ziel, nach dem ich schießen wollte, um damit den Indianern das verabredete Zeichen zu geben, als im Lager eine Bewegung entstand. Die Spanier hatten schließlich etwas beschlossen, und diejenigen von ihnen, die schon die Waffen bereit hielten, eilten nach links von uns, auf Manauris Stellung zu.
    „ Arnak!" flüsterte ich . ', Schrei los!"
    Ich selbst nahm den ersten Spanier aufs Korn, der ungefähr sechzig Schritt von uns entfernt stand. Ein donnernder Aufschrei des Jungen bannte sie alle an die Stelle. Dieser Augenblick genügte, damit der Musketenschuß das Ziel traf. Noch bevor sich der Rauch verzog, erblickte ich den gefallenen Feind.
    Von drei Seiten erschollen die Schüsse und das Geschrei der Indianer. Ich griff nach den Reservewaffen - der Muskete und der Flinte - und versuchte, das ganze Feld zu überblicken.
    Leider erzielte das Feuer der Indianer nicht die Wirkung, die ich erwartete. Ob sie nun schlecht gezielt hatten oder was wahrscheinlicher ist - ob die Entfernung zu groß war, genug, außer dem von mir Getroffenen sank keiner sofort nieder. Es gab vielleicht einige
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