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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten
Autoren: Arkady Fiedler
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dem Meer zeichnete sich ein dunkler Gegenstand ab der Schoner, der vor uns, nicht weiter als zwei bis drei Musketenschüsse vom Ufer entfernt, vor Anker lag.
    „Er liegt genau dem Lager gegenüber", brummte Miguel. Undeutlich vernahmen wir bereits die aus dem Lager zu uns dringenden Laute.
    „Es scheint", sagte ich zu dem Neger, „daß sich die Spanier an derselben Stelle niedergelassen haben wie ihr."
    „So ist es", bestätigte er.
    Obwohl ich sehr erregt war, lächelte ich befriedigt in mich hinein. Unsere Umsicht, daß wir die ganze Zeit über in Deckung geblieben waren, trug ihre Früchte. Der Feind befand sich immer noch im unklaren darüber, mit wem er es auf der Insel zu tun habe, und bewegte sich so zwanglos wie in einem gewöhnlichen Lager.
    Zwar drängte die Zeit, und die Sterne am Himmel büßten bereits ihren Glanz ein, doch durften wir nichts unterlassen, was eine günstige Wende der Dinge sicherte. Vor allem mußte die Lage genau erforscht werden. Wir stellten daher die Gewehre beiseite und begaben uns zu fünft auf Erkundung: Manauri, Arnak, Wagura, Miguel und ich.
    Die Gegend war immer noch mit stachligem Strauchwerk bewachsen, das sich lichtete und immer zwerghaftere Formen annahm, je näher wir an das Lager herankamen. Der steinige Boden wurde von zahlreichen Kahlstellen unterbrochen. Es fehlten hier selbst die Kokospalmen, die sonst überall auf der Insel den Strand zierten.
    Mateos Lager lag an einer offenen Stelle. Hier sah man noch die Überreste der von den Negern errichteten drei Schutzdächer, die in der letzten Nacht zerstört worden waren.
    Da wir keine Deckung fanden, konnten wir nicht näher als auf hundert Schritt heran. Die Spanier, die vor einigen Minuten vor uns hergegangen waren, erreichten soeben das Lager und berichteten, sichtlich erregt, den hier Zurückgebliebenen von ihren Erlebnissen. Am brennenden Lagerfeuer kochten sie irgendeine Mahlzeit.
    „Wie viele sind es? Zählen wir!" forderte ich auf.
    Jeder von uns zählte. Wir kamen auf elf oder zwölf Mann. „Das dürften alle sein", sagte ich. „Vier sind gefallen, das gibt insgesamt sechzehn. Ungefähr so viele sahen wir auf dem Schoner."
    „Ob sie keine Wache auf dem Schiff belassen haben?" mischte sich Wagura ein.
    „Vermutlich ja.. Um so sicherer können wir annehmen, daß wir sie in diesem Augenblick hier alle beisammen haben und daß sich sonst keiner von ihnen auf der Insel aufhält."
    Das war eine äußerst wichtige Feststellung. Aller Wahrscheinlichkeit nach befand sich niemand im Wald in unserem Rücken.
    „Sind irgendwelche Hunde zu sehen?"
    Nein, Hunde konnten wir nicht entdecken. Somit hatten sie nur fünf davon, die alle von, unserer Hand umgekommen waren.
    Die Spanier gebärdeten sich überaus lebhaft. Leider standen wir zu weit von ihnen entfernt, als daß Manauri verstehen konnte, worüber sie sich stritten. Im übrigen ließ es sich aus ihren Gesten unschwer erraten. Die einen erregten sich über eine vermutete Gefahr, die anderen glaubten ihnen nicht.
    Schließlich erhoben sich einige von ihnen und traten ein wenig zur Seite.
    Wir strengten die Augen an, und unsere Herzen begannen heftig zu schlagen. Dort lagen gefesselte Menschen auf der Erde. Einen von ihnen hoben die Spanier hoch.
    „Mateo!" ächzte Miguel.
    Miguel irrte sich. Es war nicht Mateo, sondern ein Neger aus seiner Gruppe.
    Die Spanier überschütteten ihn mit Fragen. Als er nicht antwortete, schleppten sie ihn näher an das Lagerfeuer heran.
    Dort kauerte ein reichgekleideter junger Mann, sicherlich ihr Anführer, da sie ihn alle ehrerbietig behandelten. Ich betrachtete ihn durch das Fernrohr. Er war ein Jüngling, der nicht mehr als zwanzig Jahre zählen mochte; er, hatte ein schmales schwarzes Schnurrbärtchen und so glatte, regelmä- ßige Züge, daß ich ihn im ersten Augenblick, wäre nicht das Schnurrbärtchen gewesen, für ein hübsches Mädchen gehalten hätte.
    Der Jüngling erhob sich. Er nahm einen brennenden Zweig aus dem Feuer. Mit einem grausamen Lächeln, das in krassem Widerspruch zu dem schönen Antlitz stand, näherte er sich dem gefesselten Neger und begann, dessen Körper zu versengen; bald hielt er ihm die brennende Fackel an die Wangen, bald an den Bauch und unter die Achselhöhlen.
    Ich erkannte die Gefahr, die uns drohte: Der Feind wollte den Gefangenen zu einer Aussage über uns zwingen. Gelänge ihm das, so wären wir entdeckt.
    „Wir haben keine Zeit zu verlieren!" Ich riß das Fernrohr vom Auge.
    Meine
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