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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion
Autoren: Dan Simmons
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Gedanken war am einfachsten aufzuspüren. In diesem Augenblick fragte sich Brawne, ob es nicht ein Fehler gewesen war, das Shrike zu suchen; etwas nagte knapp unter der Oberfläche in ihr, aber unnachgiebig in seinem Bemühen, sich Gehör zu verschaffen. Ihr war zumute, als würde sie einen schrecklich wichtigen Hinweis übersehen, der den Schlüssel für ... was enthielt?
    Brawne Lamia hatte Geheimnisse immer gehaßt; das war einer der Gründe, weshalb sie ein Leben mit nicht unerheblichem Luxus und Behaglichkeit verlassen hatte und Privatdetektivin geworden war. Aber was war es für ein Geheimnis? Sie hatte die Ermordung ihres Cybridklienten – und Liebhabers – so gut wie aufgeklärt und war nach Hyperion gekommen, um seinen letzten Wunsch zu erfüllen. Doch sie spürte, daß diese nagenden Zweifel wenig mit dem Shrike zu tun hatten. Womit dann?
    Lamia schüttelte den Kopf und stocherte im erlöschenden Feuer. Ihr Körper war kräftig und für die Standardschwerkraft von 1.3 auf Lusus gebaut, und darüber hinaus für noch größere Belastungen gestählt, aber sie hatte seit mehreren Tagen nicht geschlafen und war sehr, sehr müde. Sie bekam am Rande mit, daß jemand etwas sagte.
     
    »... nur für eine Dusche und ein gutes Essen«, sagt Martin Silenus. »Und vielleicht, um Ihre Komm- und Fatline-Verbindung zu benützen und zu erfahren, wer denn den Krieg gewinnt.«
    Der Konsul schüttelt den Kopf. »Noch nicht. Das Schiff ist nur für den Notfall.«
    Silenus deutet in die Nacht, zur Sphinx und in den aufkommenden Wind. »Halten Sie das nicht für einen Notfall?«
    Brawne Lamia geht auf, daß sie sich darüber unterhalten, ob der Konsul sein Raumschiff von der Stadt Keats hierherholen soll. »Sind Sie sicher, daß das Fehlen von Alkohol nicht der Notfall ist, den Sie eigentlich meinen?« fragt sie.
    Silenus funkelt sie erbost an. »Könnte es schaden, einen Drink zu haben?«
    »Nein«, sagt der Konsul. Er reibt sich die Augen, und Lamia fällt ein, daß auch er alkoholabhängig ist. Aber seine Antwort auf die Frage, ob er das Schiff herbeordert, war nein. »Wir warten, bis es nicht mehr anders geht.«
    »Was ist mit dem Fatlinesender?« sagt Kassad.
    Der Konsul nickt und holt das uralte Komlog aus dem Rucksack. Das Instrument hatte seiner Großmutter Siri gehört, und vorher deren Großeltern. Der Konsul berührt den Diskey. »Ich kann hiermit senden, aber nicht empfangen.«
    Sol Weintraub hat sein schlafendes Kind in die Öffnung des nächsten Zelts gelegt. Jetzt dreht er sich zum Feuer um. »Und Sie haben zum letzten Mal eine Nachricht übermittelt, als wir im Keep angekommen sind?«
    »Ja.«
    Martin Silenus' Tonfall ist sarkastisch. »Und das sollen wir glauben ... einem geständigen Verräter?«
    »Ja.« Die Stimme des Konsuls ist ein Destillat tiefster Erschöpfung.
    Kassads schmales Gesicht schwebt in der Dunkelheit. Körper, Beine und Arme sind lediglich als Schwärze vor dem ohnehin schwarzen Hintergrund zu erkennen. »Aber es wird das Schiff rufen, falls wir es brauchen?«
    »Ja.«
    Pater Hoyt zieht den Mantel enger um sich, damit dieser nicht im zunehmenden Wind flattert. Sand prasselt auf Wollstoff und Zeltlein wand. »Haben Sie keine Angst, die Raumhafenbehörden oder FORCE könnten das Schiff entfernen oder sich daran zu schaffen machen?« fragt er den Konsul.
    »Nein.« Der Konsul bewegt den Kopf nur unmerklich, als wäre er zu müde, ihn zu schütteln. »Unsere Befugnis kommt von Gladstone persönlich. Außerdem ist der Generalkonsul ein Freund von mir ... war ein Freund.«
    Die anderen hatten den erst jüngst beförderten Gouverneur der Hegemonie kurz nach der Landung kennengelernt; Brawne Lamia hat den Eindruck gemacht, als wäre Theo Lane in Ereignisse hineinkatapultiert worden, die seine Fähigkeiten übersteigen.
    »Es kommt Wind auf«, sagt Sol Weintraub. Er dreht den Körper so, daß er das Baby vor fliegendem Sand schützt. Der Gelehrte, der in den Sand blinzelt, sagt: »Ich frage mich, ob Het Masteen da draußen ist.«
    »Wir haben überall gesucht«, sagt Pater Hoyt. Seine Stimme ist gedämpft, weil er den Kopf in die Falten des Mantels gesenkt hat.
    Martin Silenus lacht. »Bitte um Vergebung, Priester«, sagt er, »aber das ist schlichtweg Quatsch.« Der Dichter steht auf und geht zum Rand des Feuerscheins. Der Wind zerzaust seinen Pelzmantel und reißt seine Worte in die Nacht hinaus. »Die Felswände bieten tausend Verstecke. Der Kristallmonolith verbirgt seinen Eingang vor uns ...
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