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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion
Autoren: Dan Simmons
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Vielzweck-Angriffsgewehr von FORCE an einen Stein und setzt sich zu den anderen, worauf sich die Fasern seines Schutzpanzers zu einem matten Schwarz deaktivieren, wodurch er nicht viel besser zu sehen ist als zuvor.
    »Glauben Sie, daß das Shrike heute nacht kommen wird?« fragt Pater Hoyt. Der Priester hat die schwarze Soutane um sich geschlungen und scheint ebenso Teil der Nacht zu sein wie Oberst Kassad. Die Stimme des hageren Mannes klingt gepreßt.
    Kassad beugt sich nach vorne und stochert mit dem Marschallstab im Feuer. »Schwer zu sagen. Ich halte für alle Fälle Wache.«
    Plötzlich schauen alle sechs auf, als der Sternenhimmel in Farben erbebt und orangefarbene und rote Blüten, die die Sterne verdecken, stumm erblühen.
    »In den vergangenen paar Stunden hat man das nicht oft gesehen«, bemerkt Sol Weintraub, der sein Baby wiegt. Rachel hat zu weinen aufgehört und versucht jetzt, den kurzen Bart ihres Vaters zu ergreifen. Weintraub küßt ihr winziges Händchen.
    »Sie erproben wieder die Verteidigungsanlagen der Hegemonie«, sagt Kassad. Funken steigen vom niedergebrannten Feuer empor, Glut fliegt in den Nachthimmel, als wollte sie sich mit den grelleren Flammen da oben vereinen.
    »Wer hat gewonnen?« fragt Lamia und meint damit die lautlose Raumschlacht, die die ganze vorangegangene Nacht und fast den ganzen heutigen Tag mit aller Erbitterung am Himmel getobt hat.
    »Wen interessiert das schon?« sagt Martin Silenus. Er sucht in den Taschen seines Pelzmantels, als könne er dort eine volle Flasche finden. Er findet keine. »Wen interessiert das schon?« murmelt er wieder.
    »Mich«, sagt der Konsul müde. »Wenn die Ousters durchbrechen, vernichten sie Hyperion vielleicht, bevor wir das Shrike gefunden haben.«
    Silenus lacht höhnisch. »Oh, das wäre aber schrecklich, nicht? Zu sterben, bevor wir den Tod gefunden haben? Getötet zu werden, bevor wir an der Reihe sind, getötet zu werden? Schnell und ohne Schmerzen abzutreten, statt uns für alle Ewigkeit auf den Dornen des Shrike zu winden? Oh, wirklich ein schrecklicher Gedanke.«
    »Seien Sie still«, sagt Brawne Lamia, deren Stimme wieder emotionslos, aber diesmal doch bedrohlich ist.
    Sie sieht den Konsul an. »Und wo ist das Shrike? Warum haben wir es nicht gefunden?«
    Der Diplomat blickt ins Feuer. »Das weiß ich nicht. Warum sollte ich es wissen?«
    »Vielleicht ist das Shrike fort«, sagt Pater Hoyt. »Vielleicht haben Sie es für immer befreit, als Sie die Anti-Entropiefelder zusammenbrechen ließen. Vielleicht hat es seine Geisel anderswo hingebracht.«
    Der Konsul schüttelte den Kopf und sagte nichts.
    »Nein«, sagt Sol Weintraub. Das Baby schläft an seiner Schulter. »Es ist hier. Ich spüre es.«
    Brawne Lamia nickt. »Ich auch. Es wartet.« Sie hat mehrere Rationen aus dem Rucksack geholt, jetzt zieht sie die Hitzestreifen und verteilt die Rationen.
    »Ich weiß, Antiklimax ist Wirken und Treiben der Welt«, sagt Silenus. »Aber dies ist verdammt lächerlich. Alle fein herausgeputzt und kein Platz zum Sterben.«
    Brawne Lamia sieht ihn finster an, schweigt aber, und eine Zeitlang essen sie stumm. Die Flammen erlöschen am Himmel, und die dichten Sternkonstellationen kommen wieder heraus, aber die Fünkchen steigen weiter empor, als wollten sie fliehen.
     
    Ins traumverschwommene Durcheinander von Brawne Lamias zweifach entfernten Gedanken eingehüllt, versuche ich, mir die Ereignisse ins Gedächtnis zu rufen, seit ich ihre Leben zum letzten Mal geträumt habe.
    Die Pilger waren vor Einbruch der Dämmerung singend ins Tal hinabgezogen, während das Leuchten der Raumschlacht Milliarden Kilometer über ihnen ihre Schatten vor sie geworfen hatte. Den ganzen Tag über hatten sie die Zeitgräber erforscht. Jede Minute hatten sie damit gerechnet, zu sterben. Nach einigen Stunden, als die Sonne aufging und die Kälte der Wüste schließlich der Wärme gewichen war, hatten ihre Angst und das Hochgefühl nachgelassen.
    Der lange Tag war still, abgesehen vom Knirschen des Sands, gelegentlichen Rufen und dem konstanten, fast unterschwelligen Stöhnen des Windes um die Felsen und Gräber. Kassad und der Konsul hatten beide ein Instrument mitgebracht, das das Ausmaß der Anti-Entropiefelder messen konnte, aber Lamia bemerkte als erste, daß diese nicht nötig waren, daß man Ebbe und Flut der Zeitgezeiten spüren konnte, als schwache Übelkeit verbunden mit einem Gefühl von déjà-vu, das nicht nachließ.
    In unmittelbarer Nähe beim Zugang
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