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Die Hurenkönigin (German Edition)

Die Hurenkönigin (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin (German Edition)
Autoren: Ursula Neeb
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ihm heraus, und er drängte sich, gefolgt von Bernhard und Josef, an dem Knecht vorbei.
    Der abgedunkelte Wohnraum war erfüllt von dichten Rauchschwaden. Im Kamin schwelten noch Glutreste. Bernhard verlangte in herrischem Tonfall nach dem Schürhaken, den ihm der Knecht widerwillig überließ, und stocherte in der Glut.
    »Da ist etwas drin«, murmelte er und sog die Luft ein. »Es riecht sonderbar, wie nach angesengten Haaren. Macht doch bitte die Läden auf, damit man besser sieht«, wandte er sich an seine Begleiter, die seinem Ansinnen umgehend nachkamen.
    In dem diffusen Licht, das durch die Fenster drang, konnte Bernhard erkennen, dass im Kamin angekohlte Klumpen lagen. Er schob sie von der Glut weg, ergriff eine der Kerzen, die auf dem Kaminsims standen, und beleuchtete damit die angeschmorten Reste. Mit spitzen Fingern zog Bernhard etwas aus der Asche und hielt es ins Kerzenlicht. »Das sind Haare – angesengte blonde Haare!«, sagte er mit brüchiger Stimme.
    Josef und der Oberförster stürzten sogleich auf den Knecht zu und packten ihn bei den Schultern. »Was hast du hier verbrannt?«, schrie ihm der Oberförster ins Gesicht und schüttelte ihn.
    »Ich weiß nicht«, winselte der Mann. »Nur das Bündel, das mein Herr mir gegeben hat … Ich habe nicht so genau hingesehen.«
    »Nicht so genau hinsehen wollen !«, schnaubte Bernhard und näherte sich dem Mann, dessen Gesicht inzwischen schweißüberströmt war. »Was weißt du, Bursche?«, fragte er in drohendem Tonfall.
    »Nichts! Ich … ich habe doch nichts Böses getan!«, stammelte der Jagdaufseher des Freiherrn mit gehetztem Gesichtsausdruck.
    Josef packte ihn am Kragen. »Wenn du nicht sofort mit der Wahrheit rausrückst, Kerl, prügeln wir sie aus dir heraus!«, brüllte er und verstärkte seinen Griff.
    Der Jagdaufseher rang nach Luft, sein Gesicht lief rot an, und die Augäpfel traten hervor. »Lasst mich los!«, stammelte er. »Ich sag es ja …«
    Josef lockerte seinen Griff. Abwartend sahen die drei Männer den Bediensteten an.
    »Mein Herr hat mir heute Mittag so ein Bündel gegeben und gesagt, ich soll es verbrennen«, begann er stockend. »Es war so ein … ein gelber Stoffballen … Wie gesagt, ich hab gar nicht so genau hingeguckt. Und dann hab ich versucht, es hier im Kamin zu verbrennen.« In den Augen des Mannes spiegelte sich seine Bedrängnis. Er barg sein Gesicht in den Händen und schluchzte.
    »Weiter!«, drängte Josef und knuffte ihn in die Seite.
    »Ich kann doch meinen Herrn nicht verraten!«, presste der Jagdaufseher mit tränenerstickter Stimme hervor.
    Bernhard hatte genug von dem Gejammer. Er packte den Jagdaufseher am Kinn und zwang ihn, ihn anzusehen. »Willst du erst warten, bis er noch eine Frau umgebracht hat, du Tropf?«, zischte er. »Dann kannst du gemeinsam mit ihm am Galgen baumeln!«
    »Ich … ich habe wirklich nichts getan!«, beteuerte der Mann. »Ich habe nur diese Hübscherin hergebracht, wie es mir mein Herr befohlen hat. Nachdem ich sie am Jagdschloss abgesetzt hatte, bin ich wieder zum Riedhof geritten. Und mehr weiß ich nicht. Ich habe mir nichts dabei gedacht, denn es war ja nicht das erste Mal, dass ich die Hure zum Jagdschloss begleitet habe …«, gestand er. »Das ist öfter vorgekommen. Sie sah ja auch eigentlich gar nicht aus wie eine Hure … Sie hatte so ein schönes, vornehmes Gesicht und war eher wie eine Adelsdame – nur dass sie halt ein gelbes Hurengewand anhatte …« Er brach ab und schluchzte. »Und jetzt ist sie tot, und das tut mir so leid. Ich weiß, dass ich schwere Schuld auf mich geladen habe, aber ich konnte doch meinen Herrn nicht verraten!« Der Jagdaufseher weinte jetzt hemmungslos.
    Bernhard fragte barsch: »Seid Ihr bereit, Eure Aussage bei der Sachsenhäuser Bürgerpolizei zu wiederholen?«
    Der Jagdaufseher nickte betreten. »Gott sei mir gnädig …«, murmelte er.
    »Das hast du gar nicht verdient, du feiger Duckmäuser!«, schnitt ihm Bernhard das Wort ab. »Du hast einen grausamen Frauenmörder gedeckt. Und jetzt sag uns gefälligst, wo sich dein Herr aufhält!«
    »Er … er wollte noch zu seiner Cousine, der Freifrau von Urberg«, flüsterte der Knecht.
    Bernhard war wie vom Donner gerührt. »Ich habe es doch geahnt!«, stieß er hervor. »Ursel ist in größter Gefahr. Wir müssen auf dem schnellsten Weg nach Sachsenhausen, um Schlimmstes zu verhindern.«

    Noch ganz benommen schlug die Hurenkönigin die Augen auf. Sie lag auf dem Boden und bekam
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