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Die Hure Und Der Moench

Die Hure Und Der Moench

Titel: Die Hure Und Der Moench
Autoren: Christa S. Lotz
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Farben Eures Gesichtes und Eure Gestalt unterstreicht. Dazu würde auch die Perlenkette besser passen.«
    »Meine Eltern werden das aber nicht erlauben, Signor Rosso. Zumal hat Savonarola verboten, bunte Kleidung in der Öffentlichkeit zu tragen, und sie zu malen ist bei höchster Strafe verboten!«
    »Es braucht niemand zu wissen.« Francesco zwinkerte ihr zu. »Zieht einfach Euren schwarzen Mantel darüber, wenn Ihr aus dem Hause geht. Eure Eltern werden entzückt sein über das Porträt.«
    »Und ich werde noch gebraten bei dieser Hitze!«, rief Angelina.
    »Ihr könnt gern etwas von Eurer Last ablegen«, meinte er.
    Sie errötete. »So war das nicht gemeint.«
    »Angelina«, kam jetzt die feine Stimme von Clementina. »Ich mag nicht mehr malen.«
    »Geh rüber zu Signor Bandocci«, schlug Angelina vor. Clementina raffte ihr Kleidchen zusammen und eilte aus dem Raum.
    »Ihr werdet doch nur Dinge malen, die dem gebotenen Anstand entsprechen?«, wollte Angelina wissen.
    »Aber gewiss doch, Angelina«, beeilte sich Francesco zu versichern. »Für heute wären wir fertig«, fügte er hinzu. »Das Bild muss trocknen. Kommt morgen wieder vorbei und sucht Euch ein Kleid aus, das Euch wirklich gefällt.«
    »Ich werde sehr sorgfältig bei der Auswahl sein«, versicherte Angelina und stand auf. Sie gab ihm die Hand, die er mit seinen warmen, kräftigen Fingern drückte. Etwas verwirrt eilte Angelina hinaus, holte Clementina aus dem Laden Bandoccis, nahm die Schwester an der Hand und begab sich mit ihr auf den Weg nach Hause. Unterwegs sog sie heimlich den Duft der Temperafarben ein, der noch an ihren Fingern haftete.
     
    |30| Von der Via Nuova wandten sie sich in Richtung Dom. Obwohl der Nachmittag schon vorgerückt war, waberte die heiße Luft durch die Gassen. Händler boten
Sugo di Limone
an. Die Besucher des Domes waren auf dem Weg nach Hause. Mit düsteren Gesichtern und zusammengekniffenen Lippen eilten sie an den beiden vorüber, ihre schwarzen Gewänder enger um sich ziehend. Helle Stimmen kamen näher, ein geistliches Lied tönte von den Lippen der
Fanciulli del Frate
. Der Größte von ihnen, dessen Haare wie die der anderen zu einer Tonsur geschnitten war, stellte sich Angelina und ihrer Schwester in den Weg.
    »Woher kommt Ihr?«, wollte er mit barscher Stimme wissen.
    Sollte sie die Wahrheit sagen? Hätte das nicht zur Folge, dass Botticellis Werkstatt durchsucht werden würde und auch Francesco in Misskredit geraten könnte?
    »Wir kommen vom Gemüsehändler Lucas Bandocci«, antwortete sie also. Sie hoffte, dass das leise Zittern in ihrer Stimme nicht zu hören war.
    »Ach nein«, höhnte der Junge. »Wo habt Ihr denn Eure Einkäufe? Wart Ihr nicht vielmehr in der Werkstatt Botticellis und habt Euch von einem seiner lasterhaften Gehilfen malen lassen?«
    »Wir waren beim Gemüsehändler«, krähte Clementina vergnügt. »Er hat mir Süßigkeiten gegeben und Nüsse.«
    »Das war gewiss nur ein Vorwand. Ihr habt die Kleine weggeschickt, um Euch mit dem Maler vergnügen zu können. Sagt die Wahrheit, bei Gott, unserem Herrn und Christo, seinem eingeborenen Sohn!«
    Angelina straffte sich. »Ja, ich war in der Werkstatt Botticellis. Francesco Rosso hat ein Porträt von mir begonnen, das meine Eltern, die ehrenwerten Bürger Lorenzo und Lukrezia Girondo, in Auftrag gegeben haben. Du kannst dich davon überzeugen, dass aller Anstand und alle Zucht gewahrt bleibt. So, wie ich hier vor dir stehe, mit diesem Mantel, den ich auch zum Kirchgang trage, hat er mich gemalt.«
    Der Junge reckte sich drohend vor.
    |31| »Ich glaube Euch nicht. Ich denke, Ihr wollt Euch eine Tracht Prügel abholen. Schaut nicht aus dem Kragen Eures Gewandes eine Perlenkette hervor?«
    Er streckte seine Hand danach aus. Angelina wich zurück.
    »Warum belästigt ihr die junge Frau?«, ertönte eine Stimme. Die Köpfe der
Fanciulli
fuhren herum. Vor ihnen stand Tomasio, an den sich Angelina gut erinnerte, da er noch am Tag zuvor bei ihnen Gast gewesen war. Das schon fast Vergessene, die Ermordung ihres künftigen Ehemanns, stand Angelina mit einem Mal wieder vor Augen. Ihr war, als röche sie Blut.
    »Sie lässt sich von einem Maler in sündhafter Pose malen, zudem trägt sie teure Perlen am Hals und beleidigt damit unseren Herrn!«, gab der Junge mit wildem Gesichtsausdruck zur Antwort.
    Tomasio fuhr mit der Hand in die Tasche seines Mantels.
    »Hier hast du etwas für dein Seelenheil«, sagte er und gab dem Anführer einige Dukaten. Der
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