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Die Hure und der Krieger

Die Hure und der Krieger

Titel: Die Hure und der Krieger
Autoren: Maya Banks
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Umschlag zu befestigen. Was sich als schwierig erwies.
    Wenn sie ihn doch nur aufrichten könnte; das würde ihr die Aufgabe erleichtern. Keeley entschied, dass im Hinblick auf die Verletzung nichts dagegen sprach, ihn hochzustemmen. Also umfasste sie seinen Kopf, brachte sich hinter dem Mann in Stellung und hob ihn mit aller Kraft hoch.
    Er sackte nach vorn, und weiteres Blut sickerte durch den Stoffstreifen. Rasch wand Keeley ihm die Bandagen um den Rumpf, achtete darauf, dass sie stramm saßen, und versicherte sich nochmals, dass sie nicht verrutschen würden.
    Dann legte sie den Mann behutsam wieder ab und bettete sein Haupt auf einem der kleinen Kissen. Sie strich ihm das Haar aus der Stirn und berührte einen der beiden Zöpfe, die sein Gesicht umrahmten.
    So schön war sein Antlitz, dass sie nicht widerstehen konnte und ihm mit dem Finger über Wangen und Kiefer fuhr. Ein wahrhaft ansehnlicher Mann mit ebenmäßigen Zügen. Ein stattlicher Krieger, gestählt in den Feuern vieler Zweikämpfe.
    Von welcher Farbe seine Augen wohl sein mochten? Blau, mutmaßte sie. Im Zusammenspiel mit seinem dunklen Haar wären blaue Augen betörend, aber sie konnten ebenso gut braun sein.
    Als wollte er ihre stumme Frage beantworten, schlug er in diesem Moment die Lider auf. Er starrte ins Leere. Keeley nahm überrascht und bezaubert wahr, dass seine von dunklen Wimpern umrahmten Augen moosgrün waren. Beides machte ihn umso schöner.
    Schön. Sie brauchte eindeutig ein trefflicheres Wort. Er würde tödlich beleidigt sein, von einer Frau als „schön“ bezeichnet zu werden. Gut aussehend. Aye. Wenngleich „gut aussehend“ es nicht annähernd traf.
    „Ein Engel“, krächzte er. „Ich muss im Himmel sein. Nichts sonst könnte diese Schönheit erklären.“
    Keeley freute sich, bis ihr einfiel, dass er sie vorhin erst der Hölle zugeordnet hatte. Seufzend strich sie ihm über das unrasierte Kinn, spürte die rauen Stoppeln auf ihrer Handfläche und fragte sich kurz, wie es sich wohl anfühlte, ihm über andere Körperstellen zu fahren.
    Sie errötete und schob den sündigen Gedanken rasch fort. „Nay, Krieger, Ihr habt keineswegs den Himmel gefunden. Ihr seid noch immer im Diesseits, auch wenn Ihr Euch fühlt, als würdet Ihr im Höllenfeuer schmoren.“
    „Unmöglich, einen Engel wie dich in den Tiefen des Höllenschlunds zu finden“, flüsterte er mit schwerer Zunge.
    Lächelnd strich sie ihm über die Wange. Er wandte den Kopf, schmiegte sich in ihre Hand und schloss die Augen. Zufriedenheit spiegelte sich in seiner Miene.
    „Schlaft nun, Krieger“, raunte sie. „Bei Gott, Ihr habt einen langen Weg der Genesung vor Euch.“
    „Geh nicht fort“, murmelte er.
    „Nay, Krieger, ich gehe nicht fort.“

Kapitel 3
    D as Erste, was Alaric spürte, war sengender Schmerz in der Seite, der mit jedem Augenblick, da er wieder bei Besinnung war, schlimmer wurde. So quälend war die Pein, dass er sich hin- und herwarf in dem Bemühen, das unerbittliche Ziehen zu lindern.
    „Ruhig, Krieger, sonst reißt die Naht auf.“
    Die honigsüße Stimme wurde von der Berührung sanfter Finger begleitet, die ihm die ohnehin schon glühende Haut zu verbrennen schienen. Schier unerträglich war die Hitze, und doch lag er still, denn er wollte nicht, dass sein Engel die Hände fortnahm. Die Liebkosung war das einzig Angenehme in seinem derzeitigen Zustand.
    Wie er sowohl im Höllenfeuer schmoren und zugleich vom lieblichsten aller Engel umsorgt werden konnte, war ihm ein Rätsel. Womöglich befand er sich zwischen Himmel und Hölle, ohne dass feststand, welcher Ort ihm bestimmt war.
    „Durst“, brachte er heiser heraus und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen, gesprungenen Lippen. Er verzehrte sich nach kühlendem Wasser.
    „ Aye , aber nur ein Schluck. Nicht, dass Ihr mir die Kate vollspeit“, erwiderte der Engel.
    Sie schob ihm einen Arm unter den Nacken und hob ihm den Kopf. Alaric fühlte sich schwach wie ein neugeborenes Kätzchen und schämte sich dessen. Ohne ihren festen Griff hätte er sich nicht aufrecht halten können.
    Er spürte einen Becher an seinem Mund und trank gierig. Das kalte Wasser traf ihn so jäh, dass er erschauerte. Das Eis als Gegensatz zu dem Feuer, das ihm das Fleisch versengte, war fast schmerzhaft.
    „Langsam“, sagte der Engel beschwichtigend. „Das reicht fürs Erste. Ich weiß, dass Ihr leidet. Ich werde Euch einen Kräutertee zubereiten, der gegen die Schmerzen hilft und Euch besser schlafen
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