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Die Hure und der Krieger

Die Hure und der Krieger

Titel: Die Hure und der Krieger
Autoren: Maya Banks
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verpflichtet wäre, aber auch sie gehörte einst zu ihnen, und somit war ein Feind der Sippe auch der ihre. Stand sie etwa im Begriff, einen Mann zu retten, der ihr gefährlich werden konnte?
    „Nicht schon wieder, Keeley“, murmelte sie. Nicht selten gingen ihre Hirngespinste mit ihr durch und nahmen die abwegigsten Formen an. Die Gedanken, die ihr Kopf hervorbrachte, ließen die Einbildungskraft jedes Barden blass aussehen.
    Die Farben, die der Krieger trug, waren ihr nicht bekannt. Allerdings war sie in ihrem Leben nie über die Grenzen des McDonald-Landes hinausgekommen.
    Den Mann zu ihrem Bett zu schaffen, erschien ihr aussichtslos. Also tat sie das Nächstbeste - sie schaffte das Bettzeug zu ihm.
    Sie umgab ihn mit Decken und Kissen, sodass er es bequem hatte, und legte Holz auf das erlöschende Feuer. In der Kate war es bereits kühl geworden.
    Anschließend holte sie, was sie für die Behandlung brauchte. Sie dankte dem Herrn dafür, dass sie wenige Tage zuvor im nahe gelegenen Dorf ihre mageren Vorräte aufgestockt hatte. Das meiste von dem, was sie benötigte, sammelte sie selbst. Ein zweites Stoßgebet des Dankes galt ihren heilerischen Fähigkeiten, durch die sie in den vergangenen Jahren ihr Auskommen gehabt hatte.
    Zwar hatten die McDonalds sie ohne mit der Wimper zu zucken verstoßen, andererseits jedoch keine Hemmungen, sie aufzusuchen, wann immer sie ihrer Heilkunst bedurften. Es war nicht ungewöhnlich, dass Keeley einen McDonald-Krieger versorgte, der bei den Waffenübungen verunglückt war, oder die Kopfwunde eines Kindes behandelte, das die Treppe hinuntergefallen war.
    In der McDonald-Feste lebte zwar eine Heilerin, doch die kam in die Jahre. Ihre Finger waren nicht mehr ruhig genug zum Nähen tiefer Wunden, und es hieß, sie richte mehr Schaden als Gutes an, wenn sie die Nadel ansetze.
    Wäre sie kleinlich gewesen, hätte Keeley die Menschen abgewiesen, weil diese sie fortgeschickt hatten. Aber das Geld, das ihre Dienste ihr dann und wann einbrachten, sorgte dafür, dass sie etwas zu essen auf dem Tisch hatte, wenn die Jagdbeute einmal mager ausfiel. Auch konnte sie davon Dinge erwerben, die sie nicht erjagen oder sammeln konnte.
    Sie mischte Kräuter, zerstieß sie und fügte gerade genug Wasser hinzu, dass eine Paste entstand. Als sie zufrieden mit der Beschaffenheit war, stellte sie die Schale beiseite und bereitete Verbände vor. Für derlei Notfälle hatte sie eigens ein altes Laken in Streifen geschnitten.
    Als alles vorbereitet war, kehrte sie zu ihrem Krieger zurück und kniete sich neben ihn. Seit das Pferd ihn in die Hütte gezogen hatte, war er zum Glück nicht wieder zu sich gekommen. Das Letzte, was sie brauchte, war ein Mann, der zweimal so schwer wie sie war und sich zur Wehr setzte.
    Keeley tauchte ein Tuch in eine Wasserschüssel und reinigte die Wunde behutsam. Während sie das verkrustete Blut abwusch, begann frisches zu fließen. Sie ging gründlich vor, denn wenn sie den Schnitt verschloss, sollte dieser vollkommen sauber sein.
    Die Ränder der Verletzung waren uneben. Eine ausgeprägte Narbe würde Zurückbleiben, aber sterben würde der Mann nicht. Sofern er nicht zu fiebern begann.
    Schließlich drückte sie das Fleisch zusammen und griff nach der Nadel. Als sie den ersten Stich setzte, hielt sie den Atem an, doch der Krieger wachte nicht auf. Sie arbeitete zügig, wobei sie darauf achtete, dass die Naht straff war und sie nur wenig Abstand zwischen den Einstichen ließ.
    Bei seiner Hüfte angekommen, tat ihr der Rücken weh, und vor Anstrengung tränten ihr die Augen. Der Schnitt war etwa fünf Zoll lang, schätzte sie. Jedenfalls würde jede Bewegung dem Mann in den folgenden Tagen Schmerzen bereiten.
    Nach dem letzten Stich richtete sie sich auf und seufzte erleichtert. Das Schwierigste war bewältigt.
    Als sie dem Krieger eine Kompresse auf die Wunde gelegt hatte, war sie völlig erschöpft. Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und trat nach draußen, um sich zu waschen und die steifen Glieder zu strecken. Unweit der Hütte plätscherte ein Bach. Keeley kniete sich am Ufer nieder und schöpfte Wasser mit den Händen.
    Anschließend füllte sie eine Schüssel und schritt zurück zur Kate. Sie nahm die Kompresse ab, säuberte ein weiteres Mal die Wunde, ehe sie die vorbereitete Paste auf die Naht strich. Dann faltete sie mehrere Stoffstreifen zusammen, drückte sie dem Mann auf die Seite und begann, ihm einige längere Bahnen um den Leib zu wickeln, um den
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