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Die Hure und der Krieger

Die Hure und der Krieger

Titel: Die Hure und der Krieger
Autoren: Maya Banks
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dass sie sich lösen könnte, sobald er eingeschlafen wäre, aber noch immer presste er sie fest an sich.
    Sie spürte jedes Beben seines Leibes, jeden Fieberschauer, der ihn überkam. Mehrmals murmelte er im Schlaf vor sich hin, und sie strich ihm über die Brust und streichelte sein Gesicht, in dem Bemühen, ihn zu beruhigen.
    Dabei flüsterte sie Worte ohne jeden Sinn. Sie sprach sanft und tröstend, und jedes Mal schien er tatsächlich beschwichtigt und entspannte sich wieder.
    Keeley legte den Kopf in seine Armbeuge und bettete eine Wange an seine breite Brust. Es war sündig, wie sehr sie es genoss, bei ihm zu liegen. Andererseits sah niemand sie, und Gott würde ihr gewiss vergeben, wenn sie diesem Mann nur das Leben rettete.
    Sie schaute zum Fenster und verzog das Gesicht. Die Abenddämmerung brach herein, und mit jedem Atemzug wurde es kühler. Sie musste das Fenster verhängen und das Feuer schüren, wenn sie heute Nacht nicht frieren wollten.
    Zudem war da noch das Pferd, sofern es sich nicht längst aus dem Staub gemacht hatte. Kaum etwas versetzte einen Mann so sehr in Rage wie die Vernachlässigung seines Reittiers. Vermutlich würde der Krieger ihr eher eine unzureichende Versorgung seiner Wunde nachsehen. Manche Dinge hatten für einen Mann eben Vorrang.
    Sie seufzte bedauernd auf, als sie versuchte, sich seinem Griff zu entwinden. Das war kein eben leichtes Unterfangen, da er entschlossen schien, sie an seiner Seite zu halten.
    Er runzelte im Schlaf die Stirn und murmelte etwas, das ihr die Schamesröte in die Wangen trieb. Letztlich gewann sie jedoch. Es gelang ihr, sich ihm zu entziehen und unter seinem Arm hindurchzuschlüpfen.
    Sie stand auf, streckte sich, weil sie ganz steif war, und ging zum Fenster, um die hochgebundene Bespannung herunterzulassen und an den Seiten zu befestigen. Der Wind hatte aufgefrischt und pfiff durch das Reetdach. Es sollte sie wundern, wenn es nicht bald schneite.
    Keeley griff sich ihren Umhang, wickelte sich fest hinein, trat nach draußen und blickte sich nach dem Pferd um. Erstaunt sah sie das Tier direkt vor dem Fenster stehen, so als habe es nach seinem Herrn schauen wollen.
    Sie klopfte ihm den Hals. „Du bist zweifellos bessere Pflege gewöhnt, als ich dir angedeihen lassen kann, aber ich habe keinen Stall, in dem ich dich unterbringen könnte. Meinst du, du überstehst die Nacht hier draußen?“
    Schnaubend stieß es den warmen Atem aus und hob und senkte den Kopf. Es war groß und kräftig und hatte sicherlich schon Ärgeres überstanden.
    Sie tätschelte ihm noch einmal den Hals und holte einen Eimer Wasser, um es zu tränken. Anschließend sammelte sie Scheite fürs Feuer. Der Stapel schrumpfte zusehends. Morgen früh würde sie Holz hacken müssen.
    Keeley zitterte, als der Wind sie beinahe mit sich riss und am Saum ihres Umhangs zerrte, als wollte er sie zu Fall bringen. Eilig trat sie in die Hütte und stapelte das Holz neben der Feuerstelle. Danach vergewisserte sie sich, dass Tür und Fenster verschlossen waren, und legte Scheite nach. Sie schürte die Glut, bis die Flammen hell aufloderten.
    Ihr Magen knurrte und gemahnte sie daran, dass sie seit heute Morgen nichts mehr gegessen hatte, und das war noch vor Tagesanbruch gewesen. Sie gab sich mit Salzfisch und einem übrig gebliebenen Brotkanten zufrieden, setzte sich mit gekreuzten Beinen neben den schlafenden Krieger ans warme Feuer und aß.
    Während sie geistesabwesend kaute, betrachtete sie ihn. Sein Gesicht war in den goldenen Schein der Flammen getaucht, und wieder einmal begann ihre rege Einbildungskraft, sich Dinge auszumalen. Angenehme Dinge. Keeley seufzte bei dem Gedanken daran, wie es wohl wäre, diesem Mann zu gehören. Sie stellte sich vor, wie es wäre, abends nach dem harten Tagewerk mit ihm gemeinsam zu essen. Wie es wäre, ihn nach einer Schlacht zu Hause willkommen zu heißen. Natürlich würde er siegreich heimkehren, und sie würde ihn wie einen Helden empfangen.
    Er würde sich freuen, sie zu sehen, sie in die Arme schließen und sie küssen, bis sie keine Luft mehr bekam. Dann würde er ihr sagen, wie sehr er sie vermisst hätte und wie oft er an sie dachte, wenn er fort war.
    Alte Erinnerungen stiegen in ihr auf. Sie lächelte leicht, und ihr wurde eng ums Herz. Als Rionna und sie noch Kinder gewesen waren, hatten sie von jenem Tag geträumt, da jede von ihnen einen Krieger heiraten würde. Dieser Traum war brutal zerstört worden, und mit ihm war auch die Freundschaft
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